KJS-Club Dresden : SV Koweg Görlitz 28:24 (17:12)

Diese Partie kann man gut und gern als Paradebeispiel dafür bezeichnen, warum man die Warnungen von Michael Schuller ernst nehmen sollte, dass die Saison trotz des guten Saisonstarts kein Selbstläufer wird. „Wir haben sicherlich zu Beginn mehr herausgeholt, als man erwarten konnte. Aber wir sind nur erfolgreich, wenn wir über unsere Leistungsgrenze hinausgehen. Und das war heute nicht der Fall“, so der Coach der Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz. Mit 24:28 (12:17) verlor sein Team beim durchaus schlagbaren KJS-Club Dresden – „ein Dämpfer zur richtigen Zeit“, wie Schuller befindet.

Eigentlich hätten die Voraussetzungen für dieses Spiel aus Sicht der Görlitzer nicht besser sein können. Gut vorbereitet und mit einem vollen Aufgebot traten die Neißestädter zu ihrem zweiten Auswärtsspiel der Saison an. Gastgeber KJS-Club Dresden hatte einen schmalen Kader von zehn Akteuren zu bieten – konditionell lagen die Vorteile also bei den Blau-Gelben. Möglicherweise spielte das schon in den Köpfen der Neißestädter mit und die nächsten Punkte waren gedanklich schon eingetütet. Schuller: „Die Jungs haben heute nicht diese Überzeugung aufs Parkett gebracht die nötig ist, um so ein Spiel zu gewinnen. Mit 90 Prozent Einstellung bist du eben mal nicht erfolgreich, schon gar nicht in Dresden.“ Vor allem die schwache Abschlussquote über die gesamte Spieldauer machten die Hoffnung auf den vierten Saisonsieg zu nichte. Allein zum Start in die Partie trafen die Görlitzer bei 10 Versuchen nur drei Mal den gegnerischen Kasten. Nach einem 3:3 (12.) sahen sich die Gäste fünf Minuten später so einem Rückstand von sechs Toren (3:9) ausgesetzt. „Wir schaffen es einfach nicht unsere Angriffe mit aller Konsequenz durchzuziehen. Damit haben wir KJS unnötig stark gemacht“, so Schuller. Auch in der Defensive lief es nicht wesentlich besser. Dass die Landeshauptstädter vor allem über den Rückraum ihre Tore warfen spricht eigentlich Bände. Und das, wo KJS permanent den Druck aus der Partie nahm und sich auf seine Auftakthandlungen konzentrierte. Schuller: „Wir haben einfach keinen guten Mittelblock gestellt und auch keinen Zugriff auf den Rückraum bekommen.“

So waren die Görlitzer gezwungen, ständig einem konstanten Rückstand von fünf bis sechs Toren hinterzulaufen. Auch wenn Schuller viel ausprobierte, so richtig zünden wollte keine seiner Ideen. Einzig zur Mitte der zweiten Halbzeit kam noch einmal ein Hauch von Hoffnung auf. Ein 15:22 (41.) verkürzten die Neißestädter durch drei Tore von Matyas Burda und zwei von Florian Weickelt, den Schuller als einen der wenigen Lichtblicke in dieser Partie auszeichnete, auf 20:23 (47.). Doch eine anschließende Zeitstrafe beendete diese Aufholjagd. Schuller: „Vom Einsatz her war das heute nicht gut. Es hat eindeutig an Aggressivität und Bereitschaft, auch mal den einen Meter extra zu gehen, gefehlt. Da braucht sich dann auch niemand über die Niederlage, die absolut vermeidbar war, wundern.“ Allzu lange dürfen die Görlitzer nun aber nicht an den verlorenen Punkten hadern – am kommenden Sonntag (17Uhr) rückt Tabellenführer LHV Hoyerswerda in den „Hexenkessel an der Neiße“ an. Und da erwartet Schuller ein ganz anderes Gesicht seiner Mannschaft. Es gilt nicht nur sich selbst zu beweisen, dass man durchaus mehr Qualität auf die Platte bringen kann. Auch sollten die Görlitzer auf Wiedergutmachung für mindestens jene Fans spielen, die zur Unterstützung mit nach Dresden gereist sind und enttäuscht hat.

Koweg: Rohne, Fiala – Kolis (1), Siemierz, Wolski (2), Burda (6/3), Savic, Weickelt (6/1), Philipp, Wittig, Kosmala (1), Kozubik (7), Sobanski, Seidler (1)

Torfolge: 1:0 (4.), 1:1 (5.), 2:2 (10.), 6:3 (15.), 11:5 (20.), 14:8 (25.), 17:12 (30.), 19:13 (35.), 21:15 (40.), 23:18 (45.), 25:20 (50.), 25:21 (55.), 28:24 (60.)

Robert Eifler