18/09/2023
Koweg bringt zum Saisonauftakt Favorit ins Wanken.
SV Koweg Görlitz : EHV Aue 2. 28:30 (13:17)
Zum Auftakt in die erste Saison nach Spielmacher Fabrice Türkowsky, der „auf den Balkon“ der Koweg-Stiere gewechselt ist, haben die Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz eine erste Duftmarke abgesetzt, mit der so kaum einer gerechnet hätte. Dem amtierenden und top-besetzten Sachsenliga-Vizemeister EHV Aue 2 waren die Neißestädter 60 Minuten ebenbürtig und hätten sich durch einen starken Auftritt einen Punkt mehr als verdient gehabt. Doch es fehlte noch etwas an Kaltschnäuzigkeit, um in den entscheidenen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen – und das Wurfglück bei einem Siebenmeter kurz vor dem Ende. Mit 28:30 (13:17) unterlagen die Gastgeber den Erzgebirglern nur knapp, nehmen aber viel Positives aus dieser Partie mit.
„Ich muss zugeben: ich habe gedacht dass uns Aue mit seiner individuellen Stärke überrennen wird. Solch einen Auftritt meiner Jungs zum jetzigen Zeitpunkt habe ich nicht erwartet“, gab Trainer Michael Schuller nach der Partie ganz offen zu. Doch was sein Team zum Auftakt gegen einen mit Bundesliga-Spielern und top-ausgebildeten A-Junioren besetzten Gast auf die Platte brachte war aller Ehren wert. „Unsere Marschroute war ganz klar, das Tempo von Aue nicht mitzugehen, sondern geordnet und geduldig unser Aufbauspiel zu organisieren. Das haben die Jungs sehr diszipliniert umgesetzt“, so Schuller weiter.
Der erste Treffer der Partie blieb einem Görlitzer Spieler vorbehalten, der sich genau sechs Monate zuvor schwer an der Schulter verletzte und ein Comeback lange Zeit fraglich erschien: Vojta Kozubik. Sein Rückraumwurf schlug rechts oben in die Maschen ein, weitere sieben Treffer sollten dem jungen Tschechen gelingen. Auf der linken Halbposition tat es ihm Matyas Burda gleich, netzte ganze neun Mal ein. Und das, obwohl Aue eine offensiver ausgerichtete Abwehr stellte und den Görlitzer Rückraum nach hinten drängte. Schuller: „Wir wussten dass unsere Halbpositionen früh attackiert werden würden und haben gezielt darauf hintrainiert, entsprechende Lösungen einzustudieren. Die Umsetzung ist uns im Spiel ganz gut gelungen.“ Wolski auf der Spielmacherposition leitete nicht nur die Auftakthandlungen ein, sondern strahlte auch selbst Torgefährlichkeit aus. Zudem wurde mehrfach Kreisläufer und frisch gebackener Vater Michal Kosmala bedient, der einige Strafwürfe für die Görlitzer herausholte.
Die Gäste zogen ihr spritziges Angriffsspiel vor allem über Allrounder Nico Planken auf, der gefühlt auf jeder Position zu finden war und mit insgesamt elf Treffern bester Schütze des Spiels war. Vor allem im ersten Durchgang gelangen den Erzgebirglern viele schnelle und einfache Tore, da die Räume in der Görlitzer Defensive noch zu groß waren. Da war für den zweiten Durchgang mehr Intensität gefordert, zumal die Gastgeber mit einer Hypothek von vier Toren Rückstand in den Seitenwechsel gingen. Geburtstagskind Lukas Rohne vereitelte mit gehaltenen Bällen, vor allem von den Außenpositionen, einen höheren Rückstand. Für ihn kam zur zweiten Halbzeit der eigentlich schon längst verabschiedete Erik Michel zwischen die Pfosten – doch wie in der Vorsaison steht er als „Feuerwehrmann“ bei verletzungsbedingten Ausfällen bereit. Eine Rückkehr von Dominik Fiala wird sich wohl noch mindestens zwei Monate ziehen.
Mit einer Parade gegen Planken bewies Michel auch gleich, dass er es noch voll drauf hat. Tore wurden für die Auer auch plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr, da die Görlitzer nun noch entschiedener in der Defensive auftraten und es tatsächlich schafften, den Halbzeitrückstand wieder aufzuholen und sogar selbst in Führung zu gehen. Bis zum Ende hielten die Neißestädter die Partie offen und brachten sich nach Einschätzung von Schuller durch zwei, drei übereilte Aktionen selbst um den Lohn. „Das ist natürlich klar dass du im Zuge der Euphorie schnell einen draufsetzen möchtest. Wir hatten auch mehrfach die Chance mit zwei Toren nach vorn zu gehen, bekommen dafür aber unmittelbar den Ausgleich serviert.“ Und am Ende fehlte einfach das Quentchen Glück, dass es an einem solchen Tag bedurft hätte.
Schuller: „Wir haben dem individuellen Übergewicht von Aue Manschaftsstärke entgegengesetzt. Diese tolle Stimmung auf der Platte und der Bank lässt mich trotz des verlorenen Punktes zufrieden sein.“ Der Auftritt mache ihn zuversichtlich für die Saison, seine Mannschaft sei auf einem guten Weg. „Wir müssen genau über solche Spiele als Team weiter zusammenwachsen. Wenn du gegen solch ein Team die zweite Halbzeit für dich entscheidest dann muss sich das in den Köpfen der Spieler manifestieren, was alles als Einheit funktioniert.“
Koweg: Rohne, Michel – Adam, Kolis, Siemierz (2), Wolski (4), Burda (9/3), Savic, Weickelt (1/1), Philipp (1), Kosmala (3), Kozubik (8), Kiock, Sobanski
Torfolge: 1:0 (1.), 1:2 (5.), 2:3 (10.), 6:5 (15.), 8:9 (20.), 11:14 (25.), 13:17 (30.), 17:17 (35.), 19:19 (40.), 22:22 (45.), 24:24 (50.), 26:26 (55.), 28:30 (60.).
Robert Eifler
Fotos: Gert Richter