Die Görlitzer Männer werden um den Klassenerhalt kämpfen müssen – auch mit zwei neuen polnischen Spielern.

Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 15.09.2023

Einfach wird diese Saison für die Sachsenliga-Handballer von Koweg Görlitz nicht – ein Satz, mit dem jede Saisonvorschau der vergangenen Jahre hätte beginnen können. Auch diesmal treibt die schiere Breite des Kaders Sorgenfalten auf die Stirn von Trainer Michael Schuller. Gemeinsam mit dem Ostsachsenligateam, über das ja die jungen Spieler des eigenen Vereins nach jahrelanger Nachwuchsausbildung an das Männer-Sachsenliga-Niveau herangeführt werden sollen, stehen nicht gerade viele Spieler zur Verfügung - 20 bis 22 Spieler in etwa. Um jungen Spielern besser als in der Vergangenheit, als mancher der Akteure Stunden vor dem Sachsenligaeinsatz noch in der Zweiten spielte, diese Doppelbelastung zu erleichtern, spielen jetzt zumindest zu Hause beide Teams getrennt: Am Sonnabend das Juniorteam, am Sonntag die Sachsenliga-Mannschaft. „Trotzdem müssen wir hoffen, mit möglichst wenigen Verletzungen durch die Saison zu kommen“, sagt Schuller. Sonst könne es für beide Teams in dieser Saison sehr schwer werden.

Nicht mehr zum Vorjahreskader gehören die Außenspieler Curd Mautsch (nach Bernstadt) und Oliver Aßmann (zurück nach Neugersdorf), außerdem Fabrice Türkowsky (Karriereende) und Torwart Erik Michel, der ja auch schon vergangenes Jahr eigentlich nicht mehr spielen wollte, nach der Verletzung von Lukas Rohne aber doch dringend gebraucht wurde und mit starken Leistungen aushalf. Derzeit ist die Situation ähnlich: Dominik Fiala kämpft sich nach einer schweren Verletzung im Sommer gerade wieder zurück , wird in den ersten Wochen fehlen, Michel wohl wieder aushelfen.

Gestärkt haben sich die Görlitzer mit zwei polnischen Spielern. Rafal Siemierz wurde als Linkshänder für den rechten Rückraum geholt, weil auf dieser Position unklar war, ob der starke Tscheche Vojta Kozubek auf dieser Position (ebenfalls ein Linkshänder) nach seiner schweren Verletzung (Ellenbogen ausgekugelt und gebrochen) überhaupt und wenn, wie stark, zurückkommt. „Das hat sich alles gut entwickelt, und wir haben jetzt eine weitere Option für den rechten Rückraum, sagt Michael Schuller, der Siemierz als athletisch und technisch hervorragend ausgebildet bezeichnet – eine echte Verstärkung. Jakub Kolik, der vom selben polnischen Verein kommt, wird auf Linksaußen die Lücke durch die Abgänge schließen.

Außerdem sind einige Spieler aus dem eigenen Juniorteam in den Kader der Ersten aufgerückt. Tom Sobanski, Simon Kiock und auch Marvin Tausche rücken auf. Die drei haben es geschafft, sich in der Vorbereitung ins Team zu spielen. Bjarne Hintz, Julius Just und Jacob Czarnowsky, die schon Sachsenliga gespielt hatten, rutschen erst einmal wieder zurück ins Juniorteam. Bjarne Hintz war ein Jahr verletzt, auch bei Just und Czarnowsky haben Verletzungsprobleme, die erst einmal behoben werden müssen.

Die Vorbereitung der Görlitzer lief aus Sicht des Trainers „durchwachsen“. Der erste Monat im Juni war noch ganz ok, aber im Juli und August konnten wir kaum gemeinsam trainieren, weil immer wieder Spieler fehlten, wegen Urlaub, Krankheit und Verletzungen. Und kam die Verlegung der Spiele zum Saisonauftakt wegen des Tages der Sachsen sehr entgegen. So hatten wir 14 tage mehr Zeit“, sagt Schuller. Einige Spieler sind noch nicht wieder bei hundert Prozent, wie der so schwer verletzte Kozubik zum Beispiel.

Unter diesen Voraussetzungen sei klar, dass sich der Blick der Mannschaft auch in dieser Saison eher nach unten richten wird, nachdem die Görlitzer in der vergangenen Saison bis wenige Spieltag vor Schluss um den Klassenerhalt bangen mussten. „Das wird in dieser Saison nicht anders. Wir müssen zwei Mannschaften hinter uns lassen. Platz acht wäre aus meiner Sicht ein super Ergebnis. Wir wollen das anders als in der vergangenen Saison diesmal mit Heimstärke schaffen. Vergangenes Jahr hatten wir auswärts mehr Punkte geholt als zu Hause. Das wollen wir ändern“, sagt Schuller. Er ist überzeugt, dass er eine gute erste Sechs zur Verfügung hat, die mit ihren individuellen Fähigkeiten im Mittelfeld der Liga mitspielen könne. Auf lange Sicht über eine gesamte Saison hin könnte es schwierig werden, wenn Leistungsträger ausfallen. Deshalb das Ziel, möglichst nichts mit dem Abstieg tun zu haben, und das wird aus Schuller Sicht schwer genug.

Weil: Die Konkurrenz schläft ja nicht. „Wenn man sieht, Was sich in den Kadern von KJS Dresden oder Cunewalde getan hat. Hoyerswerda und Weinböhla sind sowieso sehr stark. Der Leipziger LVB hat sich gedreht. Es wird schon spannend und interessant.“ Hoyerswerda, wo mit Petr Masat ein Ex-Trainer der Görlitzer angeheuert hat und mit Gary Biele, Patrick Michel und den Baugstatt-Zwillingen noch vier Görlitzer spielen, gehört neben der Auer Reserve zu den großen Favoriten dieser Saison. Und ausgerechnet jener EHV Aue II kommt am Sonntag zum ersten Saisonspiel für Koweg in die Jahnsporthalle. „Das ist ein Brett. Die haben das starke Cunewalder Team mit acht Toren wieder weggeschickt, die werden mit einem richtig starken Kader kommen, mit drei, vier Spielern aus dem Bundesligakader“, sagt Schuller. Allein die beiden Rückraumspieler Nico Planken und Robin Fischer haben 19 der 37 Tore erzielt, alles Feldtore. Gegen diese Übermacht etwas auszurichten wird ganz schwierig. Alles müsste passen, der Gegner vielleicht einen nicht so starken Tag erwischen.

Ein Faktor in Görlitz ist immer die Halle. Die Fans sind immer ein paar Tore wert. Und wer weiß, vielleicht wächst die Mannschaft ja über sich hinaus – am Sonntag ab 17 Uhr.

Spielplan:
So., 17.09., 17.00 Koweg Görlitz – EHV Aue II
Sa., 23.09., 18.00 Germania Zwenkau – Koweg Görlitz
So., 01.10., 17.00 Koweg Görlitz – SG LVB
Sa., 14.10., 15.30 HSV Dresden – Koweg Görlitz
So., 22.10., 17.00 Koweg Görlitz – HSV Weinböhla
Sa., 28.10., 19.30 KJS-Club Dresden – Koweg Görlitz
So., 05.11., 17.00 Koweg Görlitz – LHV Hoyerswerda
Sa., 11.11., 17.00 ZHC Grubenlampe – Koweg Görlitz
So., 26.11., 17.00 Koweg Görlitz – Zwönitzer HSV
So., 03.12., 17.00 HVO Cunewalde – Koweg Görlitz
So., 10.12., 17.00 Koweg Görlitz – Concordia Delitzsch II
So., 07.01., 17.30 SG LVB – Koweg Görlitz
Sa., 20.01., 00.00 EHV Aue II – Koweg Görlitz
So., 28.01., 17.00 Koweg Görlitz – Germania Zwenkau
Sa., 03.02., 19.00 HSV Weinböhla – Koweg Görlitz
So., 11.02., 17.00 Koweg Görlitz – HSV Dresden
So., 03.03., 17.00 Koweg Görlitz – KJS-Club Dresden
Sa., 09.03., 17.30 LHV Hoyerswerda – Koweg Görlitz
So., 17.03., 17.00 Koweg Görlitz – ZHC Grubenlampe
Sa., 13.04., 16.30 Zwönitzer HSV – Koweg Görlitz
So., 21.04., 17.00 Koweg Görlitz – HVO Cunewalde
So., 28.04., 16.30 Concordia Delitzsch II – Koweg Görlitz

Abgänge: Curd Mautsch (OHC Bernstadt), Oliver Aßmann (TBSV Neugersdorf), Fabrice Türkowsky, Erik Michel (Karriereende)

Zugänge: Rafal Siemierz, Jakub Kolis (beide SPR BOR Oborniki Slaskie)

Spielstätte/Eintritt
Ihre Heimspiele tragen die Koweg-Männer in der Jahnsporthalle (Kummerau 6) aus. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.