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ABTEILUNGEN  Handball  1.Männermannschaft
07/05/2023
Eine Ära endet - Ciao Capitano.
SV Koweg Görlitz : HSV Weinböhla 27:37 (12:15)

Um 20:05 Uhr am Samstag-Abend war der Moment gekommen, der für viele unvorstellbar, nun aber zur Realität geworden ist. Mit dem Abpfiff der Sachsenliga-Begegnung zwischen Koweg und dem HSV Weinböhla nimmt das Gesicht der Görlitzer Mannschaft Abschied. Spielmacher Fabrice Türkowsky, mit dem viele die letzten 17 Jahre Männerhandball in der Neißestadt „groß“ geworden sind, beendet nach exakt 307 Ligaspielen mit knapp 1450 Toren seine aktive Laufbahn im leistungsorientierten Sport. Für seine herausragende Karriere wurde der 34-Jährige Familienvater noch lange nach Spielschluss mit Standings Ovations gefeiert – von Mannschaft, Fans, Abteilungsleitung und selbst Weinböhla, das am Ende mit 37:27 (15:12) gewann, zollte Türkowsky Respekt und verblieb in der Halle.

Es waren recht ergreifende Szenen, die sich im Anschluss an die Partie, dessen Ergebnis aus Görlitzer Sicht aufgrund des feststehenden Klassenverbleibs zur Nebensache mutierte, abspielten. Nach dem üblichen Shake-Hands beider Teams stand die Identifikationsfigur des Görlitzer Sachsenligisten vor seinem gesamten Team, umjubelt mit „Fabrice Türkowsky“-Sprechchören von den Tribünen schien ihm bewusst zu werden, dass es das nun endgültig war. Genau diesen Moment wollten viele mit ihren Kameras und Smartphones festhalten. Worte von Hallensprecher, Abteilungsleitung und dem Fanclub konnten nicht genug beschreiben, welchen unschätzbaren Beitrag Türkowsky für den Handball in der Neißestadt die letzten Jahre geleistet hat. Vielen wäre vor lauter Emotionen die Stimme versagt, doch die ewige Nummer 9 wollte es sich nicht nehmen lassen, selbst noch einmal das Mikrophone zu ergreifen und sich bei allen zu bedanken, die ihn seit seinem Vereinsbeitritt am 01.10.1995 auf dieser langen Reise begleitet haben. Angefangen bei seinem Jugendtrainer und frühen Förderer Peter Schäfer, „mit dem ich vermutlich mehr Zeit in Autos und Sporthallen verbracht habe als ich zu Hause war“; bei den vielen Sponsoren des Vereins, „die es unter anderem ermöglicht haben, dass ich drei- bis vielmal die Woche von Dresden nach Görlitz zu Training und Spielen fahren konnte“; bei den Fans für die unglaubliche Unterstützung zu Heim- und Auswärtsspielen; bei seiner Familie, die „mich immer unterstützt habe und viel Verständnis und Entbehrungen haben zeigen müssen, wenn es um Handball ging.“ Doch auch das große Ganze wollte er bei seinen Abschiedsworten nicht vergessen: einen großen Dank richtete er an alle Ehrenamtlichen im Verein für ihre intensive Arbeit, sei es die Abteilungsleitung, Trainer, Kampfrichter oder das Personal des Org-Teams und nicht zuletzt an alle Eltern, die es ihren Kindern ermöglichen, im Verein Sport zu treiben und an den Wochenenden in den Hallen Sachsens tatkräftig unterstützen. Mit der anschließenden Einladung zum Freibier verlagerte sich die Party mit vielen Fans und Freunden in der Foyer der Jahnsporthalle, die trotz Regen „dicht“ hielt, nachdem er eine letzte „Ehrenrunde“ vor den applaudierenden Zuschauern drehte.

Ein Sieg zum Saisonfinale wäre die Krönung seiner großen Karriere gewesen, doch dafür lag die Messlatte mit dem HSV Weinböhla, der immerhin noch um den 3. Tabellenplatz kämpfte, zu hoch. Die Koweg-Herren konnten zwar die ersten Führungstreffer erzielen – das 1:0 per Siebenmeter und 3:2 jeweils durch Türkowsky – doch es stellte sich schnell heraus, dass eben alles passen müsse, um dem Gast über 60 Minuten Paroli bieten zu können. „Man hat der Mannschaft schon angemerkt dass sie mit viel Engagement in dieses Spiel ging, aber es lief in der ersten Halbzeit zu viel über das Zentrum. Unsere Außenspieler wurden ziemlich vernachlässigt“, bilanzierte Co Danilo Krause, der den verhinderten Trainer Michael Schuller ersetzte. Gegen die groß-gewachsenen und athletisch starken HSV-Akteure war nur schwer anzukommen. Beim 6:12 zur Mitte der ersten Halbzeit schien Koweg erstmals etwas den Faden verloren zu haben, doch ein Dreierpack von Curd Mautsch und ein Treffer von Michal Kosmalla brachte den Gastgeber wieder auf Schlagdistanz. Von einem erneut ansteigenden Rückstand im zweiten Durchgang, der erneut geprägt war von zahlreichen Fehlwürfen und technischen Unzulänglichkeiten, konnten sich die Neißestädter nun nicht mehr erholen. Krause: „Die Niederlage geht sicherlich in Ordnung, fiel aber für meinen Geschmack etwas zu hoch aus. Triffst du vorn drei oder vier von den Fehlwürfen, kassierst du auch das ein oder andere Kontertor weniger und schon sähe es nicht mehr ganz so dramatisch aus.“ Und dennoch: die Sachsenliga haben die Görlitzer bereits seit zwei Spieltagen gesichert, mit 15:29 Punkten schließt Koweg die Saison 2022/23 auf Platz 8 ab und erreicht damit das ausgegebene Minimalziel.

Den Mai über wird die Mannschaft nun noch trainieren, ehe es in eine erste kurze Regenerationspause geht. In der anschließenden Trainingsphase wird dann definitiv einer fehlen: Fabrice Türkowsky. Er kann dann nicht nur ohne schlechtes Gewissen den von den Koweg-Stieren, die ihn nach Carsten John im Jahr 2013 zum zweiten Ehrenstier ernannt haben, überreichten Reise-Gutschein einlösen sondern auch sein Versprechen der Familie gegenüber, „jetzt wieder mehr für euch da zu sein.“

Neben Türkowsky wurde auch eine weitere wichtige Kraft bei Heimspielen der Mannschaft verabschiedet. Nach nunmehr 20 Jahren beendet Werner Pietsch seinen Dienst am Kampfrichtertisch des Sachsenligisten. Für seine zuverlässige Art und seine stete Bereitschaft auch an Weiterbildungen dankte ihm die Abteilungsleitung bereits vor dem Anpfiff.

Koweg: Rohne, Fiala – Adam, Mautsch (3), Aßmann, Kiock, Wolski (1), Türkowsky (6/2), Burda (7), Savic (3), Weickelt (2), Philipp, Kosmala (4), Nichterlein (1)

Torfolge: 1:0 (2.), 4:3 (5.), 5:7 (10.), 6:11 (15.), 10:12 (20.), 12:14 (25.), 12:15 (30.), 15:20 (35.), 17:24 (40.), 19:27 (45.), 22:30 (50.), 24:32 (55.), 27:37 (60.)

Robert Eifler




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