05/05/2023
Koweg verabschiedet einen Großen!
Am Samstag (18:30Uhr) endet für die Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz mit dem Heimspiel gegen den HSV Weinböhla nicht nur die Saison 2022/23, auch ein ganz Großer des Görlitzer Sports hat seinen Rücktritt vom leistungsorientierten Handball angekündigt. Mit Spielmacher Fabrice Türkowsky wird DAS Gesicht der Mannschaft, die tragende Säule und verlässliche Konstante der letzten 17 (!!!) Jahre verabschiedet. Mannschaft und Fans werden sich zum Saisonfinale vor dieser herausragenden Karriere verneigen.
Das Ziel Klassenverbleib ist für die Koweg-Herren seit zwei Spieltagen gesichert, zum Abschlussspiel am Samstag steht das Team um Trainer Michael Schuller noch einmal vor einer großen Herausforderung: zu Gast ist der HSV Weinböhla, der noch um den 3. Tabellenplatz kämpft. Im Hinspiel Anfang des Jahres hatten die Görlitzer mit einem 25:33 das Nachsehen. Positionstechnisch ist zwischen Rang sechs und zehn noch alles möglich. „Wir hatten in dieser Saison ein paar ordentliche Gurken dabei. Wenn wir auf Rang sieben bis neun landen haben wir unser Minimalziel erreicht“, so Schuller. Für sein Team sei es gut, bereits „durch“ zu sein, denn für Görlitzer steht das Spiel unter einem ganz anderen Zeichen. Am Samstag ist der Moment gekommen, der angekündigt, aber für viele doch unvorstellbar war: der Rücktritt von Fabrice Türkowsky. Damit endet eine große Ära beim SV Koweg Görlitz.
Seine Karriere in Zahlen: im zarten Alter von sechs Jahren kam Türkowsky zum Handballsport, der ihm durch seine Eltern am Heiligen Abend 1988 praktisch schon in die Wiege gelegt wurde. Er durchschritt alle Altersklassen im Verein und entwickelte sich schnell zum Topspieler „seiner“ Mannschaften und auch des jeweils höheren Jahrgangs. Mit 17 Jahren, es war die Saison 2006/07, stieg Türkowsky in den Erwachsenenbereich auf spielte seither in der 1. Männermannschaft. Mit seiner unnachahmlichen Dynamik vor der gegnerischen Abwehr kam er gleich in seinem ersten Spieljahr auf 71 Tore und war damit einer der wesentlichen Garanten für den Vizemeistertitel in der Verbandsliga Ost. Im Folgejahr wiederholten die Görlitzer diesen Erfolg und stiegen aufgrund des Verzichts von Meister Neugersdorf in die damalige Oberliga auf. Nach Abstieg und direktem Wiederaufstieg ist Koweg nun seit 13 Jahren fester Bestandteil der Sachsenliga. Bis auf ganz wenige verletzungsbedingte Ausnahmen spielte Türkowsky die Jahre komplett durch, kommt deshalb auf über 300 Ligaeinsätze mit mehr als 1.400 Toren, davon knapp ein Drittel vom Siebenmeterpunkt. Mit 128 Toren stellte Türkowsky in der Saison 2012/13 einen persönlichen Rekord auf, 20216/17 reichten 121 Treffer für Platz vier in der Ligatorschützenliste. Insgesamt acht Medaillen – 1x Gold, 4x Silber und 3x Bronze – hat Türkowsky in den letzten Jahren gesammelt. Insgesamt sieben Trainer begleiteten ihm auf seinem Weg im Erwachsenenbereich.
Der Mittelmann hat in den letzten 17 Jahren 1. Männermannschaft viele Höhen und Tiefen miterlebt, stand in der Sachsenliga sowohl vor dem Meistertitel als auch vor dem Zittern um den Klassenverbleib. Mitspieler kamen und gingen, Türkowsky stand immer für Loyalität und Vereinstreue und schlug zahlreiche Angebote, auch ligahöherer Teams, aus. Türkowsky hat sich im Verein selbst ein Denkmal erschaffen, das es nun zu pflegen gilt.
Seit September 2020 ist der 34-Jährige mit seiner Frau Nicole verheiratet, im Januar 2022 wurde das Glück durch die Geburt ihrer Tochter vervollständigt. Seinen Lebensmittelpunkt hat die kleine Familie inzwischen in die Landeshauptstadt Dresden verlegt – und dennoch pendelte Türkowsky mindestens dreimal wöchentlich zu Trainingseinheiten und Spieltagen nach Görlitz. Doch nun soll damit Schluss sein, Familie und berufliche Entwicklung stehen fortan im Mittelpunkt. Wobei gänzlich zurückziehen kann sich Türkowsky vielleicht noch nicht: Einsätze als Feuerwehrmann bei personellen Engpässen kann er sich durchaus weiter vorstellen – und dafür wird er sich auch privat in Dresden fithalten.
Mannschaft und Verein wollen ihm am Samstag für einen gebührenden Abschied sorgen. Zudem dürfte es sich Türkowsky verdient haben, vor vollen Rängen seine offiziellen letzten 60 Handballminuten zu genießen. Von daher sollten sich alle Görlitzer Handballfans am Samstag in der Jahnhalle einfinden, um die Mannschaft zu unterstützen und gemeinsam einen großen Sportler der Neißestadt zu feiern.
Bereits um 15:30Uhr hat das Juniorteam sein Saisonfinale und empfängt dazu den Tabellenvorletzten der Ostsachsenliga, Rot-Weiß Sagar. Und gegen jenen Gast will das Team um Trainer Eric Gähler noch das 18:22-Hinspielergebnis korrigieren.
Robert Eifler
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