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16/09/2020
Koweg-Handballer werden „tschechischer“
Nach dem Weggang von mehreren einheimischen Leistungsträgern setzt der Sachsen-Vizemeister auf neue Spieler. Von Frank Thümmler Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 15.09.2020 Dreimal hintereinander haben die Görlitzer am sächsischen Meistertitel geschnuppert. Zweimal, am Ende der Saison 2017/18 und 2018/19, schafften sie es nicht, das letzte Heimspiel zu gewinnen, was jeweils den Titel bedeutet hätte. In der vergangenen, nach dem 17. Spieltag abgebrochenen Saison wurde es erneut der zweite Platz, wobei diesmal die Titelchancen angesichts des bärenstarken Meisters HC Glauchau Meerane nur noch theoretischer Natur waren. Trotz dieser starken Erfolgsserie hat die mit großem Abstand stärkste Handballmannschaft des Landkreises einen erneuten Umbruch zu verkraften. Nachdem der Verein der Mannschaft erneut mitgeteilt hatte, dass ein Aufstieg in die Oberliga unabhängig vom Ausgang der Saison zuvorderst aus finanziellen Gründen auch diesmal nicht möglich sein würde, kündigte als Erster der Trainer Philipp Domko seinen Abgang an. Der junge Trainer, der die Mannschaft mit einer klaren Linie, genauen Vorstellungen über die von ihm gewünschte Spielweise und einer motivierenden Ansprache auf ein neues Niveau geführt hatte, war ja nach Görlitz gekommen mit dem Ziel, für sich und für die Mannschaft die nächsten Schritte zu gehen. Dieses, sportlich so nahe Ziel, sah er für den Verein als unrealistisch an und wechselte entnervt zurück zu seinem Heimatverein Rietschen. Mit ähnlichen Argumenten verließen auch die wohl stärksten Ur-Görlitzer Spieler (Tim Baugstatt, Patrick Michel und Gary Biele) den Verein Richtung Hoyerswerda, wo die drei wohl bessere Chancen auf eine Oberligazukunft sehen. Und auch Spielmacher Michal Kvasnicka spielt nichtmehr für Koweg. Das zu stopfende Loch im sowieso schon schmalen Kader war also riesig. Als Erstes legten sich die Görlitzer auf den neuen Trainer fest. Der 46-jährige Tscheche Jindrich Kulhavy hat das Amt übernommen. Der ist vor allem als Spieler kein Unbekannter, In der tschechischen Republik spielte er sowohl 2. (in Chomutov sowie Usti nad Labem) als auch 1. Liga (in Most). Im Alter von 22 Jahren erhielt er ein Angebot aus Glauchau, wo er sieben Spielzeiten unter Vertrag stand. Anschließend wechselte Kulhavý nach Thüringen, spielte fünf Jahre für den SV Behringen-Sonneborn und noch einmal eine Saison in Nordhausen. Als Trainer sind seine Erfahrungen bislang überschaubar. Er war Nachwuchstrainer in Zittau und Neugersdorf und zuletzt bei Koweg (C-Junioren). Der Verein geht also in dieser Hinsicht ein gewisses Risiko. Starke Neue Kulhavý ist jetzt, ein halbes Jahr nach der Bekanntgabe des Trainerwechsels, vorsichtig optimistisch. „Ich denke, dass dieses Team eine enorme Stärke und Qualität hat, auch wenn ich die Abgänge dieser Spieler natürlich bedaure. Ich bin überzeugt davon, dass uns die drei neuen tschechischen Spieler weiterhelfen werden.“ Laut Kulhavý haben alle drei Spieler Erfahrungen in der ersten tschechischen Liga gesammelt, sind hervorragend ausgebildet. David Karlovec war gar Spieler der tschechischen Jugend-Nationalmannschaft, war absoluter Wunschspieler des Trainers undwird für viel Torgefahr aus dem Rückraum sorgen. Matyas Burda sorgte vor gut zwei Jahren bei den titelentscheidenden Duellen mit Grubenlampe Zwickau für lange Gesichter bei den Görlitzern. Er spielte nach dem Aufstieg Oberliga mit Zwickau und vergangene Saison mit Einheit Plauen, war dort mit 88 Treffern in 21 Spielen zweitbester Schütze der Mannschaft und immerhin auf Platz 20 der Liga. Der 28-Jährige könnte die Königsposition im linken Rückraum besetzen. Mit dem fast Zwei-Meter-Mann Jiri Kalik, ein Linkshänder, kommt ein drittes Rückraum-Ass aus Tschechien. Im Rückraum dürften die Görlitzer demnach weiterhin absolut stark aufgestellt sein. Am Sonntag vor 180 Zuschauern? „Sorgen habe ich eher auf der Kreisläuferposition“, sagt Trainer Jindrich Kulhavy. Die Lücke, die Gary Biele dort reißt, ist kaum zu schließen. Nominell gibt es für diese Position nur den 18-jährigen David Fischer. Und der Kader ist nach wie vor schmal. Ausfälle, verletzungs- oder arbeitsbedingt, werden nur schwer zu kompensieren sein. Insofern ist die Zielstellung eher vorsichtig. „Wir wollen in der oberen Tabellenhälfte mitspielen“, sagt Vereinsmanager Mario Ahnert. Die Vorbereitung, inklusive eines harten Trainingslagers in Tschechien, macht Hoffnung. „Gegen tschechische Zweitligisten haben wir unsere Freundschaftsspiele gewonnen, gegen den Erstligisten Jicin nach einer zu ängstlichen ersten Halbzeit in der zweiten wirklich gut gespielt“, sagt Jindrich Kulhavy, der sich jetzt auf das erste Spiel am Sonntag und das in Görlitz bekannt begeisterungsfähige Publikum freut. Gegner ist dann gleich ein Mitfavorit: Grubenlampe Zwickau. Dass da tatsächlich Zuschauer dabei sein dürfen, war am Montagnachmittag noch nicht hundertprozentig sicher. „Wir haben ein Hygienekonzept entwickelt, uns dafür mit Vertretern des Gesundheitsamtes und der Stadt in der Jahnsporthalle getroffen. Gesundheitsamt und die städtische Sportstättenverwaltung haben ihre Zustimmung bereits signalisiert. Es fehlt noch das letzte o.k. des Ordnungsamtes, mit dem wir aber rechnen“, sagt Sportmanager Mario Ahnert. Karten gibt es nur im Internet Das Konzept sieht vor, dass zu den Spielen ausschließlich Zuschauer anwesend sein dürfen, die ihre Tickets zuvor im Internet erworben haben und einen ausgefüllten Datenerfassungsbogen mitbringen (für eine eventuelle spätere Kontaktnachverfolgung). Ausnahmen von dieser Regelwird es keine geben. In der Halle herrscht für die Zuschauer Maskenpflicht, außer am eigenen Platz, wo der Mund- und Nasenschutz abgenommen werden kann. Koweg hofft auf eine Genehmigung für 180 Zuschauer. Am Freitag wird es einen entsprechenden Test geben, zu dem Gesundheitsamt und Stadt eingeladen sind. „Voraussetzung dafür, dass wir Zuschauer in dieser Zahl in die Halle lassen dürfen, ist absolute Disziplin insbesondere bezüglich der Maskenpflicht. Unsere Ordner werden das kontrollieren und gegebenenfalls Unwillige auch der Halle verweisen“, appelliert Ahnert, der ansonsten die Zuschauergenehmigung gefährdet sieht. Für den Verein bedeutetet das einen nicht unerheblichen Mehraufwand und nicht zuletzt auch eine Mindereinnahme, auch wenn die Eintrittspreise moderat um einen Euro erhöht wurden und bislang eintrittsbefreite Kinder jetzt den ermäßigten Eintrittspreis zahlen müssen. Ein Grund mehr, warum von der Männer-Oberliga in Görlitz derzeit niemand redet. |
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