Koweg holt 10. Derbysieg gegen Cunewalde.
HV Oberlausitz Cunewalde : SV Koweg Görlitz 23:29 (7:13)
Ein aufgerolltes Banner während des Einlaufs der Handball-Herren des SV Koweg Görlitz signalisierte: der Gastgeber hatte die feste Absicht, die Koweg-Stiere zu zähmen. Am Ende aber wurden die Spieler des HV Oberlausitz Cunewalde kräftig auf die Hörner genommen. Im Sachsenliga-Derby zwischen beiden Clubs setzten sich vor einer atemberaubenden Kulisse die Neißestädter mit 29:23 (13:7) durch und halten damit einen weiteren Verfolger auf Abstand.
Gastgeber HV Oberlausitz Cunewalde hatte im Vorfeld einige Anstrengungen unternommen, um dem Derby noch weitere Präsenz zu verschaffen. So richtete man unter anderem einen Live-Stream ein, damit auch dem Derby fernbleibende Fans beider Lager die Partie verfolgen konnten. Auch Handball-Weltmeister Christian Schwarzer, der im Sommer die Cunewalder besuchte, mit ihnen den Pokalerfolg feierte und eine Trainingseinheit leitete, schickte eine Motivations-Botschaft vor dem Duell. Doch eine Woche nach ihrem höchsten Sachsenliga-Sieg (42:29 bei der HSG Neudorf/Döbeln) wurden die Gastgeber ziemlich schnell wieder auf den Boden zurückgeholt. Denn die Anfangsviertelstunde lief alles andere als nach den Vorstellungen der von Carsten John betreuten Truppe. „Es hat heute genau das funktioniert was wir in den letzten Wochen immer stärker bemängeln mussten. Von Anfang an hat unsere Abwehr derart stark gearbeitet, dass Naimann und Co nicht zum Zug gekommen sind“, so Koweg-Trainer Philipp Domko. Ein 3:10 nach gut 18 Minuten war ein deutlicher Ausdruck dafür. Die Mannschaft schien damit ihr Versprechen einlösen zu wollen, dass sie vor dem Anpfiff Fanclub-Chef Enrico Wendler abgegeben hatten. Die beiderseitigen Bekunden, 60 Minuten Vollgas zu geben, hielten sowohl Fans als auch Spieler ein.
Vor allem Torhüter Erik Michel verdiente sich reichlich Lorbeeren. Der blau-gelbe Schlussmann zeigte eine „Weltklasse-Leistung“, wie es Domko formulierte. Gut 20 Paraden ließ Michel blicken und war damit eine wichtige Säule für den 10. Görlitzer Derby-Sieg auf Sachsenliga-Ebene. Aber auch seine Vordermannen arbeiteten konsequent, um den Gastgeber nicht allzu viele Chancen zum Torerfolg einzuräumen. Neben Mittelmann Kai Vogt zeigte sich ein neues, altes Gesicht. Aufgrund einer leichten Erkrankung von Gary Biele entschied sich Domko, Rechner mit nach Bautzen zu nehmen. Domko: „Was Marc da aus dem Nichts geleistet hat war unfassbar. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mitgekommen ist und wir dadurch Gary für den Angriff entlasten konnten.“ Rechner kam, für ihn eigentlich ungewöhnlich, mit nur einer Zeitstrafe aus. Dafür war sein Nebenmann Vogt zur Halbzeitpause schon doppelt vorbestraft – wie ebenso der Defensivchef der Cunewalder, Kevin Mühlan. Und während Vogt das Spiel auf dem Feld beenden konnte, erwischte es Mühlan in der 46. Minute mit seiner dritten Hinausstellung.
Nach der deutlichen Koweg-Führung hatten die Cunewalder auch zunehmend wieder mehr vom Spiel. Die Görlitzer ließen aber nicht mehr als eine Ergebnisverkürzung auf vier Tore (7:11) zu. „Wir hatten in beiden Halbzeiten jeweils eine kurze Phase, wo es im Angriff ein wenig gehakt hatte. Aber durch eine starke Defensive mit der herausragenden Torhüterleistung haben wir uns immer wieder gefangen und uns neues Selbstvertrauen geholt“, so Domko. In einer scheinbar ausverkauften Bautzener Sporthalle – beide Fanlager besetzten jeweils eine Tribünenhälfte – setzten sich die Koweg-Herren unaufhaltsam ab. In der 54. Spielminute sah alles nach einem Kantersieg für die Neißestädter aus. Tim Baugstatt hatte gerade mit seinem 3. Tor den ersten zweistelligen Vorsprung hergestellt (17:27). Nach einem Gegentor wieder in Ballbesitz wollte Domko seinen Jungs noch einmal eine kurze Pause für den Schlussspurt gönnen – aber auch den Spielern der 2. Reihe ihre Einsatzzeiten gönnen. Auch wenn seine Mannschaft innerhalb von vier Minuten fünf Gegentore in Folge kassierte, verteidigte Domko diese Maßnahme: „Da gibt es für mich absolut nichts zu diskutieren. Wenn ich Spielern, die ebenfalls in jeder Trainingseinheit alles geben, bei einem so hohen Vorsprung keine Chance auf dem Feld gebe, dann brauche ich sie auch nicht einzuplanen.“ Gastgeber Cunewalde suchte zu diesem Zeitpunkt sein Heil in einer offensiveren Deckung. Dennoch hatten die Görlitzer einige vielversprechende Chancen, die sie in dieser Phase aber nicht mehr nutzen. „Wenn die Würfe im Tor landen dann sieht das auch nochmal ganz anders aus“, so Domko. Mit zwei eigenen Treffern wurde das Ergebnis aber noch einmal leicht korrigiert.
Damit endet ein weiteres emotionales Sachsenliga-Derby mit einem Sieg der Koweg-Herren, die sich nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen (25:28 in Glauchau, 32:34 in Weinböhla) eindrucksvoll in fremder Halle zurückgemeldet haben. „Im Namen der Mannschaft möchten wir uns bei allen unseren mitgereisten Fans bedanken. Diese Unterstützung war sensationell“, schwärmte Domko. Auch dem Schiedsrichtergespann Hennig/Störr sprach der Görlitzer Coach ein großes Lob aus, „sie haben eine absolut souveräne Topleistung gezeigt“. Eine solche Topleistung erwartet er auch am kommenden Sonntag (18Uhr) wieder von seinen Spieler, wenn Oberliga-Absteiger ZHC Grubenlampe in der Jahnsporthalle vorstellig wird.
Koweg: E. Michel, Rohne – Adam, Fischer, Stankevicius (6), Türkowsky (1), Kvasnicka (2), Bundtke, Rechner, Tom Baugstatt (6), Vogt (2), Biele (3), P. Michel (5/1), Tim Baugstatt (3)
Torfolge: 0:2 (3.), 1:2 (5.), 1:5 (10.), 2:8 (15.), 4:11 (20.), 7:11 (25.), 7:13 (30.), 9:13 (35.), 11:15 (40.), 13:18 (45.), 17:22 (50.), 19:27 (55.), 37:32 (60.).
Robert Eifler
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