Schwere Geburt in Zwönitz.
Zwönitzer HSV : SV Koweg Görlitz 24:28 (13:11)
Die Ausgangslage vor dem vorletzten Auswärtsspiel der Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz war klar: der frisch gebackene Tabellenführer reiste als hoher Favorit zum Aufsteiger Zwönitzer HSV. Doch in der Heimstätte des HSV taten sich die Blau-Gelben unglaublich schwer. Nach viel Krampf gelang der Befreiungsschlag erst in den letzten zehn Minuten – und damit ein etwas glücklicher 28:24 (11:13)-Auswärtserfolg.
Spitzenspiel gegen Aue vor einer atemberaubenden Kulisse gewonnen, Tabellenführung erobert – Eindrücke, die die Koweg-Herren unter der Woche verarbeiteten mussten. Im Team herrschte die pure Euphorie und kein Zweifel daran, dass man nicht auch gegen Zwönitz beherzt nachlegen könne. Doch Koweg-Trainer Philipp Domko war klar, dass diese Partie von einem ganz anderen Charakter sein würde. Zwönitz als eine Art „kleiner gallischer Ort“ erweckte nicht den Anschein, vor dem Spitzenreiter kuschen zu wollen und nahm den Kampf aktiv an. Der Aufsteiger puscht sich selbst mit viel Emotionen im Spiel – und setzt vor allem auf seine gefährlichsten Waffen Jiri Brecko und Tommy Löbner. Beide rangieren weit vorn in der Torschützenliste und wer weiß was passiert wäre, wenn Löbner im Duell mit den Görlitzern anwesend gewesen wäre. Allein Brecko machte es den Neißestädtern schon ordentlich schwer. Mit viel Dynamik und vielfältigen Wurfvarianten setzt der quirlige Mittelmann der Zwönitzer immer wieder Akzente und sorgt selbst für die nötigen Treffer – diesmal netzte er exakte die Hälfte aller HSV-Tore ein. „Uns hat die Stabilität in der Abwehr gefehlt. Da waren wir im Kopf nicht frisch genug“, sagt Domko.
Zwar verlief die Anfangsphase noch nach dem gewünschten Drehbuch (5:8, 13.), aber auch da war schon ersichtlich, dass die Görlitzer in der Offensive viel Aufwand betreiben mussten. Eine anschließende Auszeit des Gastgebers brachte die Koweg-Herren vollends aus dem Konzept. Fünf Tore in Folge warfen die Zwönitzer innerhalb von sechs Minuten nach der kurzen Teambesprechung, ohne selbst eines kassieren zu müssen. Domko: „Wir haben vor allem offensiv eine ganz schwache Leistung abgerufen. Das zog sich dann bis weit in die zweite Halbzeit hinein.“
Permanent liefen die Görlitzer einem Rückstand hinterher, der in Minute 34 beim 16:12 sein Maximum fand. Eine Viertelstunde brauchten die Koweg-Herren noch, um wieder richtig Fahrt aufzunehmen. Bis dahin verlief die Partie weiterhin recht zäh. „Zwönitz konnten wir eigentlich nur über eine geschlossene Teamleistung besiegen, anstelle von Einzelaktionen. Zum Glück ist uns das in den letzten zehn Minuten noch ganz gut gelungen“, meint Domko. Irgendwie schien ein Ruck durch sein Team gegangen zu sein – plötzlich agierte die Abwehr wesentlich Ballorientierter und ihm Einklang mit dem Torhüter. Damit musste man sich seine Chancen nicht mehr mühsam im Aufbauspiel erarbeiten, sondern konnte über ein schnelles Umkehrspiel Zwönitz auskontern. Vor allem Sebastian Galach zeigte sich fit auf den Beinen und wurde deshalb von seinen Mitspielern mit den abgefangenen Bällen geschickt. Sechs der acht nach dem 21:18 (48.) folgenden Koweg-Tore gingen auf das Konto des Rechtsaußen, das Spiel war wieder gedreht (23:26). Mit sieben Treffern war Galach gemeinsam mit Tim Baugstatt bester Görlitzer Werfer.
„Wir alle sind froh hier die zwei Punkte geholt zu haben. Doch wir sollten das Glück nicht allzu häufig herausfordern. Wir müssen versuchen in den kommenden Spielen die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden – heute wirkte vieles sehr verkrampft“, so Domko. Für das Austarieren können die Görlitzer nun drei Wochen nutzen, bis das nächste Heimspiel ansteht. Am 10. März kommt mit der HSG Riesa/Oschatz ein Kontrahent in die Jahnsporthalle, der erbittert um den Klassenverbleib kämpft. Und dass die Gäste den Mut nicht verloren haben zeigen die beherzten Auftritte der letzten Wochen.
Koweg: E.Michel, Rohne – Oswald, Galach (7), Stankevicius (5), Türkowsky, Kvasnicka (1), Wittig (2), Tom Baugstatt (3/1), Vogt, Biele (1), P.Michel (2), Tim Baugstatt (7)
Torfolge: 0:1 (1.), 1:2 (5.), 4:4 (10.), 6:8 (15.), 10:8 (20.), 10:10 (25.), 13:11 (30.), 16:13 (35.), 17:16 (40.), 19:17 (45.), 22:21 (50.), 23:25 (55.), 24:28 (60.)
Robert Eifler
Fotos: Jens Rohne
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