Vor zwei Wochen war es das Derby gegen die SG Cunewalde/Sohland, die zahlreiche Fans in die Görlitzer Jahnsporthalle trieb. Am kommenden Sonntag (17Uhr) dürfte das Heimspiel der Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz eine ähnliche Attraktivität ausstrahlen. Zu Gast ist das Juniorteam vom EHV Aue, dem die Neißestädter nach dem Hinspielremis (26:26) nun die Spitzenposition streitig machen wollen.
Als das Derby gegen Cunewalde abgepfiffen war und Koweg-Trainer Philipp Domko bereits auf das nächste Heimspiel angesprochen wurde, war ihm das zu weit gedacht. Seit vergangenen Samstag, nach der überstandenen Auswärtshürde SG Leipzig 3. (31:29), konnte sich Domko mental komplett auf das Spitzenspiel einstellen. „Das komplette Team ist extrem heiß auf dieses Duell. Wir haben uns selbst in die Position gebracht und gehen mit viel Selbstbewusstsein hinein“, sagt Domko. Wohl wissend, welche Qualität ihm und seinem Team da gegenübersteht. Aue ist die temporeichste und mit Abstand offensivstärkste Mannschaft der Sachsenliga. Im Schnitt werfen die Gäste gut 32 Tore pro Spiel, und damit gut vier mehr als Verfolger Görlitz. Damit haben sich die Erzgebirgler von einem Geheimtipp zum Topfavoriten auf die Meisterschaft gemausert. Und diese Entwicklung kommt nicht überraschend. Nach durchwachsenen Jahren und dem Abstieg aus Sachsens Handball-Oberhaus im Jahr 2014 kehrte das Juniorteam des Zweitligisten erstarkt zurück. Die leistungsorientierte Ausrichtung der Truppe brachte bereits in der abgelaufenen Saison den Bronzeplatz. Nun zeigt der EHV, dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war. Den Namen Juniorteam trägt die Mannschaft um Trainer Michael Hilbig, der seit 2015 die Verantwortung inne hat, völlig zurecht. Das Durchschnittsalter der 14 im Aufgebot stehenden, athletisch top ausgebildeten Akteure liegt bei 22,7 Jahren. Aue platziert fünf Spieler unter den besten 25 Torschützen der Liga – mit Felix Roth hat der EHV einen Spieler in seinen Reihen, der sich durchaus die Torjägerkrone schnappen kann. Im Saisonverlauf mussten die Gäste lediglich eine Niederlage (29:30 Ende Oktober gegen Germania Zwenkau) und ein 26:26-Remis gegen die Görlitzer hinnehmen – sonst beherrschte man seine Kontrahenten nach Belieben. Domko: „Das sind alles beeindruckende Fakten. Aber auch wir haben einiges zu bieten, weshalb wir uns nicht verstecken brauchen.“ Zum einen wartet Koweg, das am Sonntag in voller Mannschaftsstärke auflaufen kann, mit der stärksten Abwehr der Liga auf – im Schnitt ließ man keine 24 Gegentore zu. Es gilt also, dies auch in einem Spitzenspiel zu bestätigen. In der Offensive sollten sich die Koweg-Herren nicht allzu viele Fehler erlauben – Aue ist bekannt dafür, jede Schwäche gnadenlos auszunutzen und in Kontertore umzumünzen. Doch nicht nur auf die sportliche Komponente will Domko am Sonntag setzen. Von entscheidender Bedeutung dürfte in seinen Augen auch die Görlitzer Zuschauerkulisse sein. „Das gesamte Team hofft natürlich auf eine volle Halle und vor allem, dass alle richtig Alarm von den Tribünen machen und sie wie wir versuchen 100% Leistung herauszuholen“, motiviert der Görlitzer Coach und führt weiter aus: „Aue spielt in der heimischen Halle meist vor sehr wenigen Zuschauern. Ich hoffe, dass der „Hexenkessel an der Neiße“ uns am Sonntag zum Sieg treibt.“ Das sportliche Einstimmen auf das Spitzenspiel blieb den Gästen am vergangenen Wochenende verwehrt: aufgrund des heftigen Wintereinbruchs und den damit schlechten Straßenverhältnissen entschied sich Gegner Cunewalde, die Fahrt ins Erzgebirge abzusetzen.
Robert Eifler
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