Koweg muss erste Saisonniederlage verkraften.
LHV Hoyerswerda : SV Koweg Görlitz 20:19 (9:7)
Da ist sie nun, die erste Saisonniederlage für die Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz. Unnötig, aber in der Summe der gebotenen Leistung auch absolut verdient, so ungern es auch Trainer Philipp Domko zugeben mag. Er hatte vor diesem Gegner mehr als gewarnt, ein 19:20 (7:9) gab ihm letztlich recht. Seine Laune nach dem Abpfiff war sichtlich schlecht, auch weil er um seinen Spielmacher Fabrice Türkowsky bangen muss.
So wortkarg hatte man Domko in dieser Saison noch nicht erlebt. Bisher musste er auch noch keine Niederlage kommentieren. „Was wir heute hier geboten haben war wirklich unterirdisch“, meinte er angefressen. Er wäre vielleicht etwas besser gelaunt gewesen, hätte seine Mannschaft ihren letzten Angriff erfolgreich durchgezogen – dann hätte er über einen Sieg oder, im schlimmsten Fall, ein Remis sprechen können. Doch es schien sinnbildlich für den gesamten Verlauf, dass der Wurf eben nicht ins Tor fand, Hoyerswerda 20 Sekunden vor dem Ende noch eine Auszeit nahm und restliche Zeit clever ausspielte, um dann durch Fabian Knofe von der rechten Außenposition ins absolute Glück zu stoßen – quasi mit dem Abpfiff. Dass die Görlitzer überhaupt in die Situation gekommen sind, sich noch einen Punkt aus der Zusestadt ergattern zu können, hätte wohl kaum einer in der 20. Minute für möglich gehalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der LHV auf 8:2 erhöht und schien kaum aufzuhalten zu sein. Erst nach über zehn Minuten kamen die Neißestädter zu ihrem ersten Tor, hinten hatte bereits viermal das Netz gewackelt. „Wir haben es uns hier unwahrscheinlich schwer gemacht“, übernahm Mannschaftsleiter Jens Rohne die Spielauswertung. „Wir müssen aber auch den Hut vor Hoyerswerda ziehen, was hier entstanden ist. Sie haben vor ein paar Jahren den Umbruch gewagt und fangen nun an, die Früchte zu ernten.“ Und die Zuschauer stehen zu 100% Prozent hinter diesem Konzept, was eine volle Halle im Berufsschulzentrum „Konrad Zuse“ beweist. Vor allem die Hintermannschaft ließ die Görlitzer Offensive recht blass aussehen. Da wurde gut verschoben und die Lücken geschlossen. Auch für Kreisläufer Gary Biele ergab sich wenig Spielraum, so sehr er auch geacktert hat. Dem Rückstand von einem halben Dutzend an Toren folgte der nächste Tiefschlag. Nach einem Zusammenstoß in der Abwehrarbeit musste Spielmacher Fabrice Türkowsky verletzungsbedingt vom Feld und klagte derart über Rippenschmerzen, dass er nicht mehr einsatzfähig war und nach dem Spiel sogar zur Untersuchung in Krankenhaus musste. Rohne: „Wir hoffen dass mit Fabrice nichts ernsthaftes ist. Da wird die Untersuchung Klarheit bringen.“ Doch all das schien die Koweg-Herren nicht aus der Bahn zu werfen. Anfang der 25. Minute sollte der LHV auch seinen letzten Treffer zum 9:4 erzielen. Fortan machten die Neißestädter mächtig Druck, lagen zum Seitenwechsel nur noch mit zwei Toren zurück. Den Rückenwind nahm man mit in Halbzeit zwei, schloss weiter auf (11:11, 35.) und ging sogar erstmals in diesem Derby durch Michal Kvasnicka in der 41. Minute zum 13:12 in Führung. Es hätte sogar noch weitergehen können, doch dem setzten die Gastgeber ein Ende. Es waren aber auch die vielen Fehlversuche, die schuld am Misserfolg der Blau-Gelben trugen. Würfe wurden einfach zu schlecht platziert, um dass man den LHV-Keeper vor ernsthafte Probleme stellen konnte. „Wenn du auswärts 20 Tore kassierst, dann kannst du überhaupt nicht meckern und musste vieles richtig gemacht haben. Aber vorn nur 19 Mal selbst zu treffen ist schon ziemlich mau“, so Rohne. Schließlich stand die Partie im letzten Drittel ständig auf Messers Schneider – Hoyerswerda legte vor, Koweg zog nach. Und wieder schien es, als ob der LHV sechs Minuten vor dem Ende der Halbzeit seinen letzten Glücksmoment durch Leon Burmeister (19:16) erfahren würde. Ein Team-Timeout durch Domko sollte noch einmal die Gäste zurück auf Spur bringen. Schließlich traf Florian Höhe 150 Sekunden vor Abpfiff zum 19:19-Ausgleich. Den Schlusspunkt aber setzte Hoyerswerda mit dem Abpfiff. Die Koweg-Herren verlieren damit ihr erstes Spiel der Saison und können die Steilvorlage aus Aue nicht nutzen. Das Juniorteam des Zweitligisten fügte dem Oberliga-Absteiger HC Glauchau/Meerane (ebenfalls) die erste Saisonniederlage zu, die man mit 32:19 schon als herbe Klatsche bezeichnen könne. Koweg verhaart nach Abschluss der Hinrunde auf dem dritten Ligaplatz und kann schon am kommenden Sonntag (18Uhr) den Versuch angehen, sich von dem Misserfolg zu rehabilitieren. Im letzten Spiel des Jahres müssen die Görlitzer bei der HSG Neudorf/Döbeln ran – bekanntlich ein ganz unbequemer Gastgeber für die Neißestädter.
Koweg: Michel, Purschke – Galach (1), Höhne (5), Stankevicius (1), Türkowsky (1), Kvasnicka (2), Kosmala, Tom Baugstatt (5/1), Vogt, Biele (1), Tim Baugstatt (3)
Torfolge: 2:0 (5.), 4:0 (10.), 5:2 (15.), 8:2 (20.), 9:4 (25.), 9:7 (30.), 11:11 (35.), 12:12 (40.), 14:13 (45.), 17:16 (50.), 19:17 (55.), 20:19 (60.)
Robert Eifler
Fotos: Jens Rohne
Finde uns auf facebook...