Nach dem Sieg über Dessau-Roßlau bricht dennoch keine Euphorie aus. Das hat Gründe.
Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 19.11.2018
Die Görlitzer Oberliga-Handballerinnen haben auch das siebente Saisonspiel gewonnen und am Sonntagnachmittag den Dessau-Rosslauer HV mit 26:21 nach Hause geschickt. Selbst dann, wenn die Görlitzerinnen die beiden noch ausstehenden Spiele der Hinrunde verlieren sollten, werden sie über den Jahreswechsel Spitzenreiter bleiben. Trotz dieses überragenden und vor der Saison nicht erwarteten Zwischenfazits stimmte der Auftritt seiner Frauen den Trainer Jörg Adam eher nachdenklich. „Das war ein sehr zähes und schwieriges Spiel, das uns aufgezeigt hat, in welche Probleme wir geraten können“, sagte er nach der Partie.
Er bezieht seine Zurückhaltung immer wieder auf die schmale Kaderdecke. Diesmal fehlte Kinga Lalewicz an allen Ecken und Enden, dazu Wiktoria Blasczyk. Und als sich dann Spielmacherin Jelena Bader nach wenigen Minuten verletzte und vom Feld musste, war der Schock allen anzusehen. „Nicht nur in Bezug auf diese Partie, auch in Hinsicht auf die ganze Saison. Jelena ist unsere Taktgeberin. Ohne sie auszukommen, ist extrem schwierig, Das wissen wir alle“, kommentierte Adam. Zwar zogen seine Frauen noch auf 6:2 davon, ließen dabei aber eine ganze Reihe Chancen liegen. Und als die Gäste anfingen zu treffen, witterten sie ihre Chance. Sie kamen wieder heran, gingen sogar in Führung (9:10 und 10:11) und hielten zur Pause ein 12:12-Unentschieden. „Es kam für uns dazu, dass Dagmara Zychniewicz schon angeschlagen ins Spiel gegangen war und dann auch noch mehrfach hart im Gesicht getroffen wurde. Ich habe mich dann entschlossen, die lange verletzte Maren Kühn im Rückraum zu bringen. Sie hatte erst einmal mit der Mannschaft trainiert und am Sonnabend in Rietschen 60 Minuten durchgespielt. Angesichts dessen hat sie ihre Sache wirklich gut gemacht.“
In der Pause versuchte der Trainer, Ruhe auszustrahlen. Seine Mannschaft konnte sich nach dem Seitenwechsel ein wenig absetzen, aber nie entscheidend. Als die Gäste beim 20:19 zehn Minuten vor Schluss wieder heran waren, brachte Adam doch noch die inzwischen getapte Jelena Bader zurück ins Spiel, und sofort kehrte mehr Ruhe ein in die Aktionen des Tabellenführers. Die Görlitzerinnen zogen auf 26:20 davon – unter anderem mit zwei Bader-Toren, der Sieg war eingefahren. „Es ist schön zu sehen, wie in einem solchen Spiel auch andere Spielerinnen wie Johanna Girbig einspringen und für wichtige Tore sorgen, sagte er nach dem Spiel. Ein Sonderlob bekam auch Torhüterin Romy Klaus, die sehr viel Ruhe ausstrahlte und vor allem in der entscheidenden Phase wichtige Bälle hielt. Aber einfach, das zeigte dieses Spiel, wird es auch in Zukunft nicht werden. Vielleicht tut das spielfreie Wochenende gut, um Verletzungen auszukurieren. Dazu kommt, dass auch das Verbandsligateam große Personalsorgen hat, die jungen Spielerinnen in beiden Teams im Dauereinsatz sind und inzwischen manchmal überspielt wirken. In zwei Wochen geht es dann zum Tabellenvierten BSV Magdeburg – eine ganz schwierige Aufgabe. Aber erstmal ist trainingsfrei.
Koweg: Klaus, Haasler – Wrzal (3), Zymek, Grätz (1), Bader (3), Klegrova (7), Rösel, Zychniewicz (4), Kühn (5), Girbig (3)
Fotos: Gert Richter
Finde uns auf facebook...