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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
13/09/2018
Mit Minikader in eine schwere Oberliga-Saison
Die Koweg-Handballerinnen setzen auf eine junge Mannschaft. Die Verantwortung für die Talente wächst.

Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 13.09.2018


Die Koweg-Frauen starten mit lediglich elf Feldspielerinnen (plus drei Torhüterinnen) in die am Sonnabend in Hoyerswerda beginnende Saison, wobei die hochschwangere Torfrau Anne Naumann aus diesem erfreulichen Grund mindestens bis zum Frühjahr maximal moralische Unterstützung geben kann. „Dass wir am ersten Spieltag von vornherein das Spielerprotokoll nicht komplett ausfüllen können, ist schon bitter. Klar ist, dass wir angesichts dieses dünnen Spielerkaders möglichst von schweren Verletzungen verschont bleiben müssen“, sagt Trainer Jörg Adam.

Vier Abgänge gab es nach der vergangenen Saison: Anna Fursewicz, die emotionale Leaderin des Teams, Abwehrchefin und robuste Kreisläuferin, hat wie angekündigt ihre Karriere beendet. „Sie zu ersetzen, auch von der menschlichen Seite her, wird kaum möglich sein“, sagt Adam. Die wurfgewaltige Linkshänderin Paulina Momot hat aus privaten Gründen aufgehört, Luci Rihova zog es zurück nach Tschechien. Die negative Überraschung auf dieser Liste ist Dominika Podsiadko, von deren Potenzial Adam immer geschwärmt hat. Sie teilte per Whatsapp mit, dass sie nicht mehr spielen will. „Das ist für uns alle, für die Spielerinnen, uns Trainer – auch die aus dem Nachwuchs – schmerzhaft und ernüchternd, in der Art und Weise enttäuschend. Wir haben bei Koweg viel Kraft in sie investiert und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass sie das Potenzial für höhere Ligen hat. Gerade in dieser Saison hätte sie viele Chancen gehabt, Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht hat ihr einfach die Geduld gefehlt“, sagt Adam schmallippig, auch wenn er hinterher schiebt: „Die Tür steht natürlich immer offen.“

Ein positiver Rückzieher

Dafür gab es eine positive Nachricht: Klara Klegrova, die nach dem letzten Saisonspiel schon verabschiedet wurde, hat sich umentschieden. Sie findet sich privat in der Stadt immer besser zurecht, hilft neben ihrem Studium mit Sportangeboten in Kindergärten und traut sich auch handballerisch immer mehr zu. Adam: „Sie hat sich in den letzten Monaten fantastisch entwickelt. Ich erwarte in dieser Saison viel von ihr. Sie scheint jetzt in Görlitz angekommen zu sein.“ Vier Abgänge bleiben trotzdem auszugleichen. Neu im Koweg-Kader ist die Linkshänderin Kinga Lalewicz, die für mehrere Vereine in der polnischen Extraliga gespielt hat und auf Rechtsaußen und im rechten Rückraum spielen kann. Laut Adam ist sie athletisch sehr stark und eher eine mannschaftsdienliche Spielerin, nicht die große Torjägerin. Und dann ist Torfrau Janine Haasler vom HC Rödertal zurückgekehrt. „Dass eine Spielerin, die uns verlassen hat, einmal zu uns zurückkehrt, ist eine tolle und bislang viel zu seltene Sache“, kommentiert Adam. Ihr Wechsel kommt angesichts des schwangerschaftsbedingten Ausfalls von Anne Naumann gerade recht. Das war es allerdings schon mit den Neuzugängen. Mit einer weiteren ausländischen Spielerin hat Koweg noch verhandelt, aber „dann haben die Entscheidungsprozesse in unserem Verein der Spielerin zu lange gedauert, und sie ist wieder abgesprungen“, schildert Jörg Adam.

Angesichts des schmalen Kaders wirkt der Trainer vor der neuen Saison trotzdem geradezu euphorisch: „Die Spielerinnen, die jetzt da sind, haben sich bewusst für Görlitz und uns als Trainer entschieden. Die Stimmung in der Mannschaft ist wirklich gut, alle arbeiten sehr konzentriert.“ Die Vorbereitung war diesmal besonders hart, weil besonders viel in der Athletik gearbeitet werden musste. Schließlich bedeutet eine schmaler besetzte Bank auch, dass die Pausen zum Atemschöpfen kleiner werden, die Einsatzzeiten in jedem Spiel länger und die konditionellen Herausforderungen damit größer. Das Spielsystem musste auf die neue Situation angepasst werden. Dass das nicht gleich funktioniert, war in der Vorbereitung zu spüren. Am Anfang setzte es beim polnischen Erstligisten Zielena Gora eine klare Niederlage. Es folgten jeweils gegen starke Konkurrenz bei Turnieren in Berlin ein dritter Platz unter fünf Mannschaften und in Chemnitz ein vierter Platz unter fünf Mannschaften.

Am Sonnabend startet nun die neue Saison mit einem Spiel beim SC Hoyerswerda, der in der vergangenen Saison dem Abstieg aus der Oberliga ganz knapp von der Schippe gesprungen ist, und der deshalb naturgemäß zu den Görlitzer Hauptkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt zählt.

Voraussichtlich drei Absteiger

Den zu erreichen – und das ist erneut das Ziel der Görlitzer Handballerinnen – wird schwer genug. Zwar ist eine weitere Reduzierung der Oberliga auf acht Mannschaften erst einmal vom Tisch, aber die letzten drei Teams werden am Saisonende absteigen, um Plätze für je einen Aufsteiger aus den drei beteiligten Landesverbänden (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) freizumachen. Die Görlitzerinnen werden sich vor allem mit den drei diesjährigen Aufsteigern (Apolda, Rückmarsdorf und Dessau-Roßlau) sowie Hoyerswerda um den Klassenerhalt „balgen“. Zwölf Punkte könnten reichen, lautet die vorsichtige Schätzung von Jörg Adam. „Wir müssen vom ersten Spieltag an um jeden einzelnen Punkt kämpfen. Aber Bedenken, dass wir das nicht schaffen, habe ich eigentlich nicht“, ist der Trainer optimistisch, der die Mannschaft in das bereits siebente Oberligajahr führt.

Die konsequente Nachwuchsarbeit im Verein, verbunden mit dem Heranführen an das Frauenteam und dann auch das Einsetzen der Talente im Wettkampf zahle sich jetzt eben aus. „Wir haben eine ganze Reihe junger Spielerinnen, die jetzt schon auf Oberliga-Erfahrung verweisen und die die Lücken durch die Abgänge schließen können.

Zwei spielen A-Junioren-Bundesliga

Adam nennt Maren Kühn als Beispiel, die noch keine 20 Jahre alt ist und schon eine gefühlte Ewigkeit im Team ist. Zwei 17-jährige Spielerinnen, Leonie Rösel und Victoria Grätz, spielen parallel zur Frauen-Oberliga mit dem HC Rödertal auch in der A-Juniorinnen-Bundesliga (zum Glück gibt es in den Spielplänen keine Überschneidungen). Die 18-jährige Wiktoria Blaszczyk hat mit ihrem Tempo und ihrer Entschlossenheit vor dem Tor schon in der vergangenen Saison für Furore gesorgt. Klara Klegrova und Johanna Girbig sind auch erst 20, Jennifer Bulang erst 19. Zu viel Jugend? „Wir haben mit Jelena Bader und Lydia Wrzal ja noch zwei sehr erfahrene Spielerinnen mit Führungsanspruch, die den jungen Spielerinnen besonders in den schwierigen Spielphasen helfen sollen“, erklärt der Trainer, der die nächsten Talente bereits „in der Pipeline hat“. Pia Dahm, die bald 16 Jahre alt und damit spielberechtigt wird, trainiert schon eine Weile bei den Frauen mit, soll aber erst einmal vorwiegend in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln. Auch Leonie Dahm und Anna Glatz sind schon auf dem Sprung ins Frauenteam.

Bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer wie in den vergangenen Jahren wieder so stark hinter der Mannschaft stehen, den eingeschlagenen Weg unterstützen und der Mannschaft Rückschläge nicht übelnehmen. Denn heiß auf die ersten Punkte sind die Mädchen und Frauen. Am Sonntag in zehn Tagen spielen sie gegen den Vorjahresvierten HSG Riesa/Oschatz das erste Mal zu Hause. Die Männer hatten bei ihrem ersten Saison-Heimspiel vor zwei Wochen rund 500 Zuschauer. Mal sehen, wie viele Görlitzer sich attraktiven Frauenhandball eine Klasse höher anschauen wollen...





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