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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
08/05/2018
Starke Saison geht für Koweg-Frauen mit unglücklicher Niederlage
Beim 19:18 in Hoyerswerda sichert sich der Gastgeber den Klassenerhalt. Dabei greift sogar der Supervisor entscheidend ein.

Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 08.05.2018


Am Ende sind es für die Oberliga-Handballerinnen des SV Koweg Görlitz 24:20 Punkte, Platz sechs und der sichere Klassenerhalt in einer überaus schwierigen Saison – trotz widriger Umstände: „Wir konnten immerhin zwei Heimspiele nicht wie gewohnt in unserer Jahnsporthalle austragen. Ich habe ein wenig die Befürchtung, dass die klasse Saison von vielen als solche gar nicht wahrgenommen wird. Dabei haben wir unser Saisonziel übererfüllt und es geschafft, viele junge Spielerinnen einzubauen“, sagt Koweg-Trainer Jörg Adam, für den es nach dem emotionalen Abschieds-Heimspiel vor gut einer Woche (unentschieden gegen den Meister HC Burgenland) nicht leicht war, die Mannschaft in Hoyerswerda zu motivieren, zumal Kreisläuferin und Abwehrchefin Anna Fursewicz nach ihrem Nasenbeinbruch in ihrem Abschieds-Heimspiel diesmal fehlte. „Aber wir waren im Abstiegskampf Zünglein an der Waage und wollten gegenüber dem Radeberger SV und dem HC Rödertal fair sein“, ergänzte er.

Und seine Mannschaft hing sich in dieses Spiel, in dem es für die Görlitzerinnen lediglich noch um Platz fünf oder sechs ging, rein. Hoyerswerda brauchte einen Sieg für den Klassenerhalt (direkte Vergleiche gegen Radeberg und Rödertal II jeweils knapp gewonnen), wäre schon bei einem Unentschieden abgestiegen. Am Ende stand ein 19:18-Sieg für die hemmungslos jubelnden Gastgeberinnen, während die Görlitzerinnen konsterniert und kopfschüttelnd die Halle verließen.

Die Koweg-Frauen waren konzentriert und mit erstaunlicher Abwehr-Kampfkraft in die Partie gestartet. Die Anfangsphase war ausgeglichen, ab Mitte der ersten Halbzeit (6:6) zogen die Görlitzerinnen davon. Zur Halbzeit betrug der Vorsprung drei Tore (8:11), danach mehrfach vier Tore (8:12, 9:13, 12:16). „Das ist vielleicht der einzige Vorwurf, den man meiner Mannschaft nach diesem Spiel machen kann. Wir hatten die Chance, mit zwei, drei weiteren Toren den Sack zuzumachen. Dann sind wir auch unabhängiger von Entscheidungen in der Schlussphase einer Partie“, sagt Adam.

Nach dem 12:16 (43.) folgten noch fünf (!) Zeitstrafen gegen Görlitz, keine gegen Hoyerswerda. Extremen Seltenheitswert hat die Tatsache, dass der Supervisor in das Spiel eingriff. Zur Erklärung: Bei wichtigen Spielen (und hier ging es um den Klassenerhalt) nimmt ein Supervisor neben dem Kampfgericht Platz, um das Spiel zu überwachen. Er hat auch das Recht, in das Spiel einzugreifen, wenn die Schiedsrichter etwas übersehen haben. Davon machte er am Sonnabend in Hoyerswerda Gebrauch. Er will gesehen haben, dass die Görlitzerin Dagmara Zychniewicz auf der Auswechselbank sitzend vor ihrem Gesicht eine abfällige Geste Richtung Schiedsrichter gemacht habe. Der Supervisor unterbrach das Spiel und ordnete beim Stand von 16:18 (54.) eine Zwei-Minuten-Strafe gegen die Görlitzerin an. Natürlich gab es Aufregung darüber. Trainer Jörg Adam kassierte für seine Bemerkung: „Wenn sie das tatsächlich gemacht hat, ist die Strafe berechtigt“, eine weitere Zwei-Minuten-Strafe – warum auch immer. Dagmara Zychniewicz bestritt nach dem Spiel vehement, eine solche Geste gemacht zu haben. Und die Position des Supervisors lässt Zweifel daran aufkommen, dass der überhaupt sehen konnte, ob sie sich den Schweiß abgewischt oder eine Geste gemacht hatte.

Erstaunlicherweise nutzten die Gastgeberinnen die doppelte Überzahl nur zu einem Tor, erhielten zur Überraschung der eigenen (gefoulten) Spielerin dann aber einen Siebenmeter, der zusätzlich mit einer weiteren Zwei-Minuten-Strafe sanktioniert wurde. Letztlich drehten die Gastgeberinnen das Spiel noch, den letzten Wurf hielt die starke Torhüterin der Gastgeber – Und damit den Klassenerhalt. Bei einem Unentschieden wäre der Radeberger SV, der nun punktgleich mit starken 17 Punkten absteigen muss, in der Oberliga geblieben. Wenn die Radebergerinnen diese Schlussphase des Parallelspiels in Hoyerswerda gesehen hätten, wäre der Ärger dort wahrscheinlich noch größer.

Nach den vier Absteigern in dieser Saison (auch HC Rödertal II, HSV Magdeburg und BSV Zwickau II) und den Unmutsbekundungen aus vielen Vereinen wegen der Reduzierung auf eine Zehnerliga hat beim Verband, der sogar in einem nächsten Schritt auf acht Mannschaften reduzieren wollte, offensichtlich ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Fabian Engel, der Oberliga-Spielleiter des Mitteldeutschen Handball Verbandes (MHV), sagte dazu am Sonntag: „Eine weitere Reduzierung auf acht Oberligisten ist vom Tisch. Je nach der Auf- und Abstiegssituation in den höheren Ligen gibt es nach der Saison 2018/19 perspektivisch auch die Möglichkeit, die MHV-Oberliga wieder auf mehr Vereine zu erhöhen.“

Koweg: Klaus, Naumann – Girbig, Wrzal (1), Momot (6), Grätz (1), Rihova, Rösel, Podsiadko, Bader (3/2), Blasczcyk (2), Klegrova (1), Zychniewicz (2), Kühn (2).

Torfolge: 0:1 (3.), 1:1 (5.), 3:3 (10.), 6:6 (15.), 6:9 (20.), 8:9 (25.), 8:11 (30.), 10:13 (35.), 12:14 (40.), 13:16 (45.), 15:16 (50.), 17:18 (55.), 19:18 (60.).


Abschlusstabelle:
1. HC Burgenland 22 654:467 39:5
2. Thüringer HC II 22 617:517 36:8
3. TSV Niederndodeleben 22 585:527 29:15
4. HSG Riesa/Oschatz 22 561:552 26:18
5. BSV 93 Magdeburg 22 664:587 24:20
6. Koweg Görlitz 22 542:535 24:20
7. SV Union Halle-Neustadt II 22 468:485 18:26
8. SC Hoyerswerda 22 516:572 17:27
9. Radeberger SV 22 539:641 17:27
10. HC Rödertal II 22 555:598 15:29
11. HSV Magdeburg 22 469:584 10:34
12. BSV Sa. Zwickau II 22 556:660 19:35

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