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26/04/2018
Ein Drittel der Handball-Oberliga der Frauen steigt ab
Der Mitteldeutsche Handballverband sorgt für diskussionswürdige Strukturveränderungen. Und das ist erst der Anfang. Von Frank Thümmler Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 27.04.2018 Die Mitteldeutsche Handball-Oberliga der Frauen, die höchste der Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, ist in Aufruhr. Fünf der zwölf Mannschaften werden in der neuen Saison in einer anderen Liga spielen. Ein Team freiwillig – die Reserve des Bundesliga-Spitzenreiters und designierten Meisters Thüringer HC steigt auf – gleich vier (!) Mannschaften unfreiwillig. So viele steigen ab. Zumindest, wenn der HV Chemnitz die Abstiegsrelegation aus der 3. Liga gegen den TS Herzogenaurach (am Sonnabend und Dienstag) verliert. Sonst sind es drei Absteiger. Abstiegsgefährdet sind vor dem vorletzten Ligaspieltag am Sonntag alle Teams ab dem 7. Tabellenplatz, den der SV Union Halle-Neustadt belegt: der HC Rödertal II, der Radeberger SV, der SC Hoyerswerda, der HSV Magdeburg (bereits abgestiegen) und der BSV Sachsen Zwickau II (bereits abgestiegen). Die HSG Riesa/Oschatz (4.) und der SV Koweg Görlitz (5.) können locker in ihr Restprogramm gehen. Sie haben den Klassenerhalt schon sicher. Dass fast eine halbe Liga entweder auf- oder absteigt, ist wohl einmalig im deutschen Sport. Und geht es nach den Plänen des Verbandes, könnte es in der neuen Saison noch krasser werden. Diese außergewöhnliche Konstellation ist eine Folge eines Beschlusses des Mitteldeutschen Handballverbandes zur Neustrukturierung dieser Liga vom Frühjahr 2017. Der sieht eine Reduzierung der Liga von zwölf Mannschaften nach dieser Saison auf zehn Teams vor. Nach der nächsten Saison, so die Pläne der AG Spieltechnik, soll auf gar acht Teams reduziert werden. Begründet wird diese Strukturveränderung mit der offenbar geringen Attraktivität der Liga in den vergangenen Jahren. Insbesondere aus den Landesverbänden Sachsen-Anhalt und Thüringen gab es kaum noch Aufsteiger. Die infrage kommenden Mannschaften wagten diesen Schritt nicht und verzichteten. Das wiederum führte dazu, dass kaum noch Mannschaften absteigen mussten. Für diese Saison, so heißt es in dem im Internet öffentlich einsehbaren Beschluss, zeichne sich ab, dass es keinen sportlichen Absteiger geben würde, weil der Sprung für die Teams aus Sachsen-Anhalt und Thüringen zu groß und die Zahl der aufstiegswilligen Mannschaften auch aus Sachsen erschöpft sei. Außerdem, so wird beschrieben, habe sich das Leistungsgefälle in der Liga als zu groß erwiesen. Beides hat sich für diese Saison als völlige Fehleinschätzung erwiesen: Die Liga war attraktiv, es gab viele enge Spiele. Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel konnten auch Teams aus dem oberen Drittel bezwingen – erst am vergangenen Wochenende der Tabellenletzte den -dritten. Und aus allen drei Landesverbänden gibt es aufstiegswillige Mannschaften, sodass jetzt sogar eine Relegation gespielt werden muss (nur zwei dürfen hoch). Die Anfrage, ob es angesichts dieser fatalen Fehleinschätzung eine Änderung der Abstiegsregelung noch für diese Saison geben könnte, ließ der zuständige Leiter der AG Spieltechnik beim Mitteldeutschen Handballverband bis gestern unbeantwortet. Es scheint aber nicht möglich, die Abstiegsregelung während einer Saison noch zu verändern. Die Meinungen innerhalb der Liga sind umso eindeutiger, zumal sie von diesem Beschluss der Ligenreduzierung vor dieser Saison überrascht wurden, weil der Verband offenbar darauf verzichtete, sich mit den betroffenen Vereinen auszutauschen. Andreas Zschiedrich, Präsident des HC Rödertal, sagt: „Mit dieser Ligenreform stellt sich der MHV selbst infrage. Die Motive dafür sind für mich nicht nachvollziehbar. Es ist schade, dass es die Vereine vor der Saison nicht geschafft haben, gemeinsam dagegen vorzugehen.“ Sebastian Hartmann, der Trainer der Radeberger Frauenmannschaft, hat eine klare Meinung. „Das erklärte Ziel – die Liga attraktiver zu gestalten – wird dadurch aus meiner Sicht nicht erreicht. Zudem scheint man sich der möglichen Konsequenzen in Sachsen noch nicht bewusst zu sein. Bei einem Abstieg von vier sächsischen Teams könnte sogar der achte Platz in der Sachsenliga nicht zum Klassenverbleib reichen.“ Vera Apitz, Abteilungsleiterin und selbst Spielerin beim SC Hoyerswerda, sieht das genauso und gibt zudem zu bedenken: „Wenn das Niveau in der Oberliga durch weniger Mannschaften weiter erhöht wird, wird der Sprung aus den Landesverbänden ja noch größer. Dann finden sich ja eher noch weniger Vereine, die aufsteigen wollen.“ Und Jörg Adam vom SV Koweg Görlitz ergänzt: „Der Verband sollte auch berücksichtigen, dass er es für die gewachsenen Vereine mit starker Nachwuchsarbeit – in diesem Jahr könnte es Hoyerswerda und Radeberg treffen, im nächsten vielleicht Riesa und uns – immer schwieriger macht, sich in der Oberliga zu etablieren und dem Nachwuchs Vorbilder im eigenen Verein zu bieten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Interesse des Handballs ist.“ In der neuen Saison droht, zumindest laut MHV-Homepage, eine weitere Reduzierung auf acht Mannschaften. Dann könnten bei einer ungünstigen Konstellation erneut die letzten vier Teams der neuen Zehnerliga absteigen, dazu ein Team aufsteigen. Die halbe Liga würde ausgetauscht. „Wenn es dazu käme, wäre die Liga erstens völlig unattraktiv und zweitens könnte man dann gleich darüber nachdenken, diese Liga abzuschaffen und stattdessen unter den Landesmeistern eine Relegation in die 3. Liga zu spielen“, sagt Andreas Zschiedrich. Aber das, da darf man sich sicher sein, wird der MHV nicht wollen. Finde uns auf facebook... |
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