Gegen den Aufsteiger Radeberger SV haben die Görlitzerinnen nur in der ersten Halbzeit Probleme.
Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitungen, Ausgabe vom 10.04.2018
Am Ende war es ein klarer Sieg. Mit einem 25:17 (12:12)-Erfolg über den Aufsteiger Radeberger SV haben die Görlitzer Oberligahandballerinnen nicht nur ihre Position als stärkstes ostsächsisches Team hinter dem Bundesligisten HC Rödertal gefestigt, sondern auch die allerletzten Zweifel am Klassenerhalt beseitigt. Selbst dann, wenn tatsächlich vier Mannschaften absteigen müssen. Bei einer Niederlage hätte es zumindest theoretisch noch einmal eng werden können. So bleiben die Radebergerinnen auf jenem viertletzten Platz und können mit ihren 14 Pluspunkten die Koweg-Frauen (21 Punkte) in drei noch folgenden Spielen nicht mehr erreichen.
Die Revanche für die 25:32-Hinspielniederlage ist den Görlitzerinnen damit vollauf gelungen, auch wenn es lange nicht danach aussah. Die Gäste gingen von Spielbeginn an immer wieder in Führung. Das Spiel der Görlitzerinnen war zunächst von technischen Fehlern, Fehlabspielen und auch Wurfpech (viermal Pfosten) gekennzeichnet. „Wir haben tatsächlich total nervös begonnen. Wir wollten eine neue Aufstellungsvariante ausprobieren, um bei den Spielerinnen die Konzentration hochzuhalten, standen dann beim Freitagtraining erst mal vor einer verschlossenen Hallentür, konnten das kaum trainieren und haben es dann trotzdem versucht. Ich glaube, dass hat zu diesen Fehlern geführt. Stärkere Mannschaften bestrafen das“, erklärte Trainer Jörg Adam nach dem Spiel. Ganz klarer Lichtblick dabei: Die 5:1-Deckungsvariante mit Wiktoria Blasczcyk auf der Spitze funktionierte prächtig, mündete in Ballgewinne und einfache Tore. Trotzdem stellte Adam immer wieder auf ein 6:0-Deckungssystem um. „Ich wollte das auch testen, hatte aber immer im Bewusstsein, dass wir wieder die andere Variante wählen können, wenn es lange eng bleibt.“ Vor allem die lange Radebergerin Isabel Wolf kam mit der defensiveren Deckungsvariante gut zurecht und erzielte aus dem Rückraum fünf Tore. Nach dem 8:8 zogen die Gäste mit einem Vier-Tore-Lauf auf 8:12 davon, aber die Görlitzerinnen kamen – mit einer Umstellung auf das 5:1-Deckungssystem – schnell wieder heran. Gut eine Minute vor Ende der ersten Halbzeit folgte dann eine Szene, die diese Partie maßgeblich beeinflusste. Wiktoria Blasczcyk attackierte die ballführende Radebergerin Isabel Wolf hart, aber im Rahmen des Erlaubten. Beide Spielerinnen gingen zu Boden, die gefrustete Radebergerin ließ sich zu einem Tritt hinreißen. Koweg-Trainer Jörg Adam protestierte lautstark, nahm auch die Gelbe Karte dafür in Kauf. Die zunächst unschlüssig wirkenden Schiedsrichter berieten sich kurz und verwiesen dann die Radebergerin mit einer Roten Karte vom Feld – für sie eine eigentlich noch glückliche Entscheidung. Es wäre auch eine Blaue Karte (mit Bericht und möglicher Sperre) in Betracht gekommen.
Für dieses Spiel aber waren die Gäste einer ihrer wichtigsten Angriffswaffen beraubt. Sie erzielten von diesem Zeitpunkt an in den verbleibenden 31 Minuten nur noch fünf Tore, was allerdings auch mit sichtlich nachlassender Kondition und einer starken Görlitzer Torfrau Romy Klaus zu tun hatte. Die Koweg-Frauen zogen nach der Pause schnell davon. Spätestens das 22:14 durch das siebente Tor von Wiktoria Blasczcyk bedeutete die Vorentscheidung. Das Spiel machte auch deutlich, dass die Görlitzerinnen viel ausgeglichener besetzt waren als die Gäste, bei denen drei, vier Spielerinnen fast die komplette Verantwortung tragen mussten. So fiel kaum ins Gewicht, dass diesmal die sonst so starken Dagmara Zychniewicz und Maren Kühn einen schwachen Tag erwischten. Andere, wie die wurfgewaltige Klara Klegrova oder die langsam zu alter Form findende Lidia Wrzal, sprangen neben den erfahrenen Jelena Bader und Ann Fursewicz in die Bresche . „Wenn alle da sind, habe ich als Trainer praktisch einen vollen Werkzeugkasten zur Verfügung, um den Gegner vor immer neue Probleme zu stellen. Das macht es für mich natürlich einfacher“, sagt Jörg Adam, der es sich leisten konnte, in der Schlussphase Spielzeit zu verteilen – zum Beispiel an Leonie Rösel, die im Training mit starken Leistungen glänzt, das in den Wettkämpfen aber einfach noch nicht rüberbringt. „Sie braucht einfach Einsatzzeiten. Dann wird sich das bessern“, ist Adam überzeugt.
Sein Team hat jetzt wieder Platz vier im Visier, mit dem Auswärtsspiel bei der Bundesliga-Reserve des HC Rödertal aber eine schwere Aufgabe vor der Brust. Die Rödertalbienen brauchen noch Punkte für den sicheren Klassenerhalt, und weil die Budesliga-Mannschaft sicher absteigt, legt der Verein die Priorität auf die Oberliga-Mannschaft. Aber das war schon im Hinspiel in Görlitz so, und da gewannen die Koweg-Frauen mit 29:27.
Koweg: Klaus – Girbig, Wrzal (4), Momot (1), Fursewicz (3), Grätz, Rihova, Rösel (2), Podsiadlo, Bader (4/1), Blasczcyk (7), Klegrova (4/1), Zychniewicz, Kühn
Torfolge: 0:1 (2.), 1:2 (5.), 4:5 (10.), 5:6 (15.), 8:9 (20.), 8:12 (25.), 12:12 (30.), 15:12 (35.), 18:13 (40.), 21:14 (45.), 23:15 (50.), 24:16 (55.), 25:17 (60.)
Fotos: Gert Richter
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