Die Koweg-Handballerinnen gewinnen nach den Querelen um die Spielansetzung Hoyerswerda mit neun Toren.
Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 23.01.2018
Schade, ein Handballfest war das Oberliga-Derby zwischen den Frauen des SV Koweg Görlitz und dem SC Hoyerswerda nicht. Nach dem erzwungenen Umzug in die kleine Rauschwalder Sporthalle wurde auch die nicht voll. Viele Anhänger hatten sich wohl davon abschrecken lassen, dass es in der Halle zu eng werden könnte. Diejenigen, die da waren, bekamen ein hochklassiges Handballspiel zu sehen, bei dem die Koweg-Frauen am Ende klar mit 28:19 (13:11) die Nase vorn hatten. So deutlich sah es aber lange nicht aus.
Vor dem Spiel mussten die Gastgeberinnen eine weitere schlechte Nachricht verkraften. Die erfahrene Jelena Bader musste mit einer Viruserkrankung passen. Damit fehlte den Görlitzerinnen neben Dagmara Zychniewicz die zweite Spielmacherin. Zum Glück meldete sich Lidia Wrzal wieder einsatzbereit und übernahm die Verantwortung. Zwar kann sie nach der Geburt ihres Kindes noch gar nicht in Bestform sein und war zudem durch eine im Abschlusstraining erlittene Handverletzung leicht gehandicapt, aber dann zeigte sie über die kompletten 60 Minuten eine Leistung, vor der man nur den Hut ziehen kann. Vor allem organisierte sie die Abwehr, eroberte auf der vorgezogenen Position viele Bälle, weil sie die Spielzüge der Gäste richtig antizipierte, und war so ein wesentlicher Faktor für den klaren Sieg ihrer Mannschaft. Ähnlich wichtig in der Abwehr war das Spiel der erst 16-jährigen Victoria Grätz, die vielleicht so ähnlich wie Finn Lemke in der Männer-Nationalmannschaft (nur ein paar Klassen tiefer) mit ihrer Körpergröße in der Abwehrzentrale ein schwer zu überwindendes Bollwerk bildet. Dazu kam eine überragende Torhüterin Romy Klaus, die für klare Görlitzer Vorteile auf dieser Position gegenüber Hoyerswerda (Ex-Görlitzerin Nicole Seidel) sorgte.
In der ersten Halbzeit blieben die Gäste – vor allem mit zwei überragenden Rückraumspielerinnen – dran. „Wir hatten ein paarmal die Chance, uns auf vier, fünf Tore abzusetzen, die aber immer wieder vergeben“, sagte Koweg-Trainer Jörg Adam nach der Partie. Allerdings habe man schon da gehofft, dass die Gäste auch konditionelle Probleme bekommen würden, zumal ihre Auswechselbank mit lediglich drei Spielerinnen besetzt war. „Um das zu forcieren, hätte ich meine Mannschaft gern noch schneller spielen lassen. Aber ohne die beiden Spielmacherinnen ging am Ende die Sicherheit vor“, sagte Adam nach dem Spiel.
Unmittelbar nach der Pause zogen die Görlitzerinnen auf 18:12 davon (36.). Die Gäste verkürzten mit drei Toren in Folge noch einmal, aber ab der 40. Minute ließ die Gegenwehr des SC Hoyerswerda nach. Der Sieg der Görlitzerinnen geriet nicht mehr in Gefahr. Im Gegenteil – es wurde fast noch zweistellig.
„Besonders habe ich mich gefreut, dass diesmal so viele überzeugen konnten. Neun Feldtore wie Paulina Momot muss man erst einmal erzielen, auch wenn Hoyerswerda ihr es relativ leicht gemacht hat. Wiktoria Blaszczyk war erneut eine Stütze, und Dominika Podsiadko hat endlich wieder einmal ein Lebenszeichen von sich gegeben. Und als ich Victoria Grätz am Ende als Kreisläuferin auch in der Offensive eingesetzt habe, hat sie auch da getroffen“, resümiert Adam, der mit seiner Mannschaft jetzt 12:10 Punkte auf dem Konto und fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz neun hat.
Die Görlitzerinnen könnten den Blick also nach oben richten. Während die ersten drei in der Tabelle zu weit enteilt sind (nur vier oder fünf Minuspunkte), scheint der vierte Tabellenplatz in Reichweite. Der BSV Magdeburg und die HSG Riesa/Oschatz haben nur einen Punkt Vorsprung. Vielleicht gelingt am kommenden Sonntag schon der Sprung weiter nach oben. Dazu muss allerdings ein Sieg gegen Union Halle-Neustadt II her. Die Zweitliga-Reserve hat allerdings ihre beiden ersten Spiele in diesem Jahr gewonnen und will mit dem Thema Abstieg so schnell wie möglich abschließen. „Ich hoffe, dass am Sonntag all die Zuschauer kommen, die sich diesmal haben abschrecken lassen, und in der großen Halle für tolle Stimmung sorgen“, sagt Adam.
Koweg: Klaus, Naumann – Girbig (1), Wrzal (2), Momot (9), Fursewicz (2), Grätz (2/1), Rihova (1), Rösel, Podsiadko (4), Blasczcyk (3), Klegrova, Kühn (4/4)
Torfolge: 1:0 (2.), 3:1 (5.), 6:4 (10.), 8:5 (15.), 8:7 (20.), 11:9 (25.), 13:11 (30.), 17:12 (35.), 18:15 (40.), 21:15 (45.), 23:16 (50.), 23:18 (55.), 28:19 (60.)
Fotos: Gert Richter
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