Die Koweg-Frauen sind der HSG Riesa/Oschatz klar unterlegen. Einige Lichtblicke gab es dennoch.
Von Marcel Pochanke
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 07.11.2017
Wirklich viele Lichtblicke gab es nicht bei der 23:27-Heimniederlage der Frauen von Koweg Görlitz am Sonntagnachmittag. Der Gegner von der HSG Riesa/Oschatz zog damit in der Tabelle der Mitteldeutschen Oberliga an den Neißestädterinnen vorbei, die auf Platz sechs abrutschten.
Die Gäste waren als sächsischer Vizemeister im Sommer aufgestiegen und präsentierten sich zuletzt formstark – auch dank Rückkehrerin Carmen Schneider, die zu Saisonbeginn noch eine lange Sperre absitzen musste und auf die es besonders Augenmerk zu legen galt. Am Ende erzielte die Ausnahmespielerin mit fünf Toren zwar deutlich weniger als eine Woche zuvor gegen Zwickau – da waren es zwölf –, dennoch bekamen die Görlitzer sie genausowenig wie den gesamten Riesaer Rückraum in den Griff. Ein Knackpunkt in dem Spiel den auch Trainer Jörg Adam ausmachte: Die Halbpositionen gaben am Ende den Ausschlag. Zum einen konnte Koweg dort nicht genügend Druck ausüben, die Würfe wurden entweder gar nicht gesucht, geblockt oder gehalten. Dazu suchten die Spielerinnen nach dem Geschmack des Trainers zu wenig den Weg in die Tiefe. „Das hat Riesa deutlich besser gemacht“, resümiert Adam, der dabei auch das eigene Abwehrverhalten kritisiert: Die Defensive ließ zu viele Abschlüsse aus etwa neun Metern zu, trat nicht entschlossen genug heraus, um es den wurfstarken Gegnerinnen schwerer zu machen.
Dazu kam, dass die Quote der Görlitzer Torfrauen nicht so war, wie es sich der Trainer vorstellte. Allerdings – ob die Gegnerinnen in jedem Spiel so „extrem gut und präzise werfen“, das stellte er infrage. Offenbar war hier die Tagesform nicht aufseiten der Neißestädterinnen.
Eine Görlitzer Spielerin, deren ansteigende Formkurve mit Freuden gesehen wurde, war indes Lidia Wrzal. Nach ihrer Babypause stand sie erst das dritte Mal im Protokoll und scheute am Sonntag kein Duell. In der Vorwoche habe sie noch nervös gewirkt, bemerkte ihr Coach. Davon sei nicht mehr viel zu sehen gewesen. Bei 60 bis 70 Prozent schätzt er ihren Leistungsstand, Tendenz deutlich steigend.
Ebenfalls für einen Lichtblick sorgte der Aufritt der 16-jährigen Victoria Grätz, die am Vormittag noch für die B-Jugend aufgelaufen war. Für ihre Sonderaufgabe in der Defensive erhielt sie ein Sonderlob vom Trainer. Sie krönte ihre Leistung sogar mit einem Tor bei einem Gegenstoß.
Davon hatten die Görlitzerinnen insgesamt nicht sehr viele, Riesa erlaubte sich wenige Fehler, suchte vielmehr den schnellen Abschluss aus dem Halbfeld. Damit zogen sie den Gastgebern den Zahn, obwohl sie am Anfang mit drei Toren in Führung lagen. Nach dem bemerkenswert guten Start hätte Koweg sogar auf fünf Treffer davonziehen können, war da aber zu leichtfertig. „Wir haben das erste Mal den Auftakt nicht verschlafen“, stellte Jörg Adam fest, danach aber sei es „nicht optimal“ gelaufen. Riesa dominierte das Spiel und hielt Görlitz ab der 17. Minute (4:7) immer auf mindestens drei Tore Abstand. Wirkliche Spannung kam so auch am Ende nicht mehr auf.
So blieb den Zuschauern die Anerkennung für die Einsatzfreude von Spielerinnen wie Maren Kühn, die sich am Sonnabend beim Spiel mit der zweiten Mannschaft – Waldheim wurde souverän mit 29:23 geschlagen – das Nasenbein gebrochen hatte und dennoch auch in der Mitteldeutschen Oberliga ihr Pensum abspulte, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Auch für die Leistung der 17-jährigen Wiktoria Blasczcyk gab es aufbauende Worte vom Trainer. Sie stand 60 Minuten auf dem Parkett und erzielte selbst drei Treffer. Auf diese jungen Spielerinnen werde es in Zukunft ankommen, wenn man starke Gegner wie die HSG Riesa/Oschatz schlagen will. Am Sonntag waren die Gäste auch individuell die klar bessere Mannschaft.
Koweg: Naumann, Klaus – Girbig, Wrzal (3), Momot (2), Fursewicz (6), Grätz (1), Rihova, Rösel, Podsiadko (1), Bader (4/1), Blasczcyk (4), Klegrova, Kühn (2)
Torfolge: 3:0 (5.), 3:2 (10.), 3:6 (15.), 5:9 (20.), 7:11 (25.), 11:15 (30.), 13:17 (35.), 15:20 (40.), 18:22 (45.), 19:25 (50.), 21:26 (55.), 23:27 (60.).
Fotos: Gert Richter
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