Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an.
Die Koweg-Frauen führen gegen den BSV Magdeburg fast das gesamte Spiel über – auch dank zweier Küken.
Von Jana Bräuniger und Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 17. Oktober 2017
Die gut 300 Zuschauer in der Jahnsporthalle litten am Sonntagabend mit den Oberliga-Handballerinnen von Koweg Görlitz mit. Alles war für einen Sieg angerichtet. In der zweiten Halbzeit führten die Görlitzerinnen gegen den BSV Magdeburg fast durchgängig bis in die Schlussphase. Selbst nach dem Ausgleich eine Minute vor Schluss hatten die Görlitzerinnen Riesenchancen zum spielentscheidenden Treffer. Aber ein Tor von Klara Klegrova wurde zurückgepfiffen, dann trafen Anna Fursewicz und Klegrova nur Latte und Pfosten. Der Treffer wollte nicht mehr fallen, das 25:25-Unentschieden fühlte sich an wie eine Niederlage.
Die Enttäuschung bei Mannschaft und Publikum war groß. Die Zuschauer hatten zudem die jungen Schiedsrichter als Ursache für den Punktverlust ausgemacht, verstanden viele Entscheidungen der Unparteiischen nicht. Tatsächlich hatten sie am Ende 13 Siebenmeter für die Magdeburgerinnen verteilt, die zwölf davon verwandelten und damit fast die Hälfte ihrer Tore von der Siebenmeterlinie erzielten. Auf der anderen Seite, so monierten die Zuschauer lautstark, gab es für vergleichbare (oder härtere) Vergehen eben oft keine Strafwürfe. Der sonst so impulsive Koweg-Trainer Jörg Adam, der es diesmal schaffte, dieses nervenaufreibende Spiel ohne persönliche Strafe zu überstehen, sagte nach der Partie süffisant: „Solche Spiele soll es ja geben, wo die gegnerische Mannschaft ihre Tore aus Siebenmetern wirft. Wir müssen eben lernen, besser damit umzugehen und das Spiel, wie auch immer, weiter weg von der Kreislinie zu halten. Verloren haben wir das Spiel am Ende aber selbst, weil wir es einfach nicht geschafft haben, unsere Chancen zur Spielentscheidung zu nutzen.“ Dass es gar keine Niederlage war, vergaß der Chef auch einen Tag später noch.
Sucht man nach Ursachen für den Punktverlust, ist da die Startphase zu nennen. Die Neißestädterinnen zeigten sich ziemlich unsicher, ließen viele Torchancen liegen und gerieten in Rückstand (4:6/15.). Romy Klaus im Tor verhinderte mit einigen tollen Paraden einen höheren Rückstand. Die Initialzündung für die Wende im Spiel kam von zwei ganz jungen Spielerinnen. Der noch 16-jährigen Victoria Grätz, der jüngsten Spielerin im Team, gelang ihr erster Oberligatreffer zum Ausgleich, und kurz danach ging Koweg mit einem ebenso sehenswerten Tor der 17-jährigen Wiktoria Blaszczyk, die auch insgesamt einen starke Partie machte, erstmals in Führung. Das puschte Mitspielerinnen und Publikum, bis zur Pause zogen die Koweg-Frauen auf 14:11 davon. Nach dem Seitenwechsel verschliefen die Görlitzerinnen die ersten Minuten. Dem Treffer zum 15:11 folgten vier Tore der Gäste in Folge. Das Spiel blieb eng. Einmal, beim 17:18, gingen die Gäste sogar in Führung. Koweg hielt trotz der vielen Siebenmeter (allein acht in der zweiten Halbzeit gegen sich) dagegen. Maren Kühn, ebenfalls ein Handballtalent aus dem eigenen Nachwuchsreihen, übernahm immer wieder Verantwortung. Vier Treffer in Folge für die Koweg-Frauen brachten eine 21:18-Führung. Die drei Tore Vorsprung wurden bis zum 25:22 fünf Minuten vor Schluss transportiert. Dann begann die dramatische, aus Görlitzer Sicht unglückliche Schlussphase.
Jörg Adam sagte, sichtlich geknickt nach dem Spiel: „Wir waren heute die gesamte Spielzeit über die spielbestimmende und auch die bessere Mannschaft. Dies hätte belohnt werden sollen und müssen. So haben wir, wenn man das gesamte Spiel betrachtet, heute einen Punkt verschenkt. Das ist einfach schade, obwohl wir wussten, dass es schwer wird.“
Am kommende Sonntag geht es nun zur Zweitliga-Reserve nach Zwickau. Die hat ein genau gegenteiliges Erlebnis hinter sich – mit einem Treffer sieben Sekunden vor Schluss das Unentschieden gegen die HSG Riesa/Oschatz geschafft, der erste Punktegewinn im vierten Spiel.
Koweg: Klaus, Naumann – Girbig (1), Rösel, Momot, Fursewicz (3), Rihova (2), Grätz(1), Blaszczyk (4), Klegrova (3), Bader (2), Zychniewicz (1), Kühn (8/6), Wrzal
Torfolge: 1:0 (2.), 1:1 (5.), 1:3 (10.), 4:6 (15.), 9:7 (20.), 12:10 (25.), 14:11 (30.), 15:14 (35.), 16:16 (40.), 19:18 (45.), 22:20 (50.), 25:22 (55.), 25:25 (60.)
Fotos: Gert Richter
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