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05/09/2017
Jung, ehrgeizig, erfolgreich?
Die Koweg-Handballerinnen starten mit einem extrem jungen Team in die Saison. Dabei ist die Aufgabe besonders schwer. Von Frank Thümmler Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 05.09.2017 So extrem auf die Jugend gesetzt haben die Görlitzer Handballerinnen noch nie. Zehn der 16 Spielerinnen im Kader sind unter 20 Jahre alt, zwei weitere unter 22. Und das in der Mitteldeutschen Oberliga, der vierthöchsten deutschen Spielklasse, in der ansonsten gestandene Handballerinnen spielen und Erst- sowie Zweitligisten ihren Nachwuchs spielen lassen. Trainer Jörg Adam ist deshalb sehr vorsichtig mit Prognosen, schätzt ein, dass der Klassenerhalt schon ein Erfolg wäre. Das könnte angesichts der Tatsache, dass es in der vergangenen Saison keinen sportlichen Absteiger aus der Mitteldeutschen Oberliga gab, verwundern. In diesem Jahr ist aber alles anders. Im Normalfall werden vier Mannschaften – das ist ein Drittel der Liga – den Gang zurück in die Landesliga antreten müssen. Viel zu einem ausgeglichenem Punktekonto wird am Saisonende nicht fehlen dürfen, soll es mit Klassenerhalt klappen. Dass die Görlitzer so stark auf die Jugend setzen, ist mit Sicherheit nicht ganz freiwillig. Dass die Spielmacherin Jenny Kolewa nicht weiterspielt, hat überrascht. Karolina Muras, die in der vergangenen Saison zurückerwartet wurde, konnte ihre Verletzungsprobleme nicht überwinden und hat aufgehört. Und Lydia Wrzal arbeitet nach der Geburt ihres Kindes noch unbestimmte Zeit an ihrem Comeback. So sind mit Jelena Bader und Anna Fursewicz auf dem Feld nur zwei erfahrene Spielerinnen geblieben. Wobei Jelena Bader in der vergangenen Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und sich am Saisonende – längst noch nicht wieder fit – trotzdem in den Dienst der Mannschaft stellte. „Sie hat sich wieder herangekämpft. Aber wir wissen, dass sie nicht alle Last, unser Spiel zu tragen, allein schultern kann. Wir haben die Vorbereitung auch dafür genutzt, klarzumachen und zu üben, dass andere – also die jungen Spielerinnen – mehr Verantwortung tragen müssen“, sagt Trainer Jörg Adam. Das weiß auch die neue Kapitänin Anne Naumann, die gemeinsam mit Romy Klaus ein erfahrenes und für diese Liga ausgesprochen starkes Torhüterinnen-Duo bildet. „Bei jungen Spielerinnen ist es ja oft so, dass nach Fehlern eine ganze Welt zusammenbricht, danach nichts mehr läuft. Aber Fehler passieren und gehören dazu. Wir müssen uns gegenseitig puschen und helfen, sie wieder auszubügeln. Ich glaube, diesbezüglich sind wir einen Schritt weitergekommen.“ Ihre Worte haben in der Mannschaft Gewicht, was nicht nur mit ihren Leistungen im Tor zu tun hat, sondern auch mit ihrem beruflichen Werdegang. Anne Naumann ist seit einem Jahr Doktor der Gesundheitswissenschaften, beschäftigt sich wissenschaftlich mit Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Sie forscht speziell an Substanzen, die bei den Untersuchungen das veränderte Gewebe besser erkennbar machen und die später auch helfen, die Behandlung genau auf das betroffene Gewebe zu lenken. Wenn sie mal nicht beim Training ist, ist sie vielleicht auf einem Kongress in Europa oder gar weltweit unterwegs. Sie selbst wiegelt ab: „Das ist doch nichts Besonderes. Ich habe nur nach dem Studium im Chemie-Ingenierwesen meine Diplomarbeit am Uniklinikum in Dresden geschrieben und dann dort eben weitergemacht. Mit ,Sie’ oder gar ,Doktor’ muss mich trotzdem niemand anreden.“ Auf die Bemerkung, dass ihr Verhalten im Tor oder am Spielfeldrand auch nicht so recht zu einem Doktortitel passen würde, antwortet sie lachend: „Deshalb spiele ich ja Handball. Sportlich ehrgeizig und zielstrebig bin ich natürlich auch. Das verbindet mich mit meiner Arbeit. Aber da muss ich seriös sein, während ich beim Handball meine Emotionen so richtig rauslassen kann.“ Und so jubelt Anne Naumann nach fast jeder gelungenen Parade, puscht auch mal das Publikum und schreit ihre Abwehr dirigierend an. Gerade den jungen Spielerinnen, die sich vielleicht noch nicht immer so richtig trauen, kann das helfen. „Seit dem Trainingslager in Österreich bin ich optimistisch. Die Mannschaft ist wieder enger zusammengewachsen. Und dort haben viele junge Spielerinnen gezeigt, dass sie mit Drang nach vorne spielen können.“ Auch Trainer Jörg Adam war mit den Trainingseinheiten und den vier Spielen von Donnerstag bis Sonntag recht zufrieden, auch wenn gegen die Mannschaften – die allesamt in der höchsten Handballliga Österreichs spielen – kein Sieg gelang. Am Donnerstag standen die Koweg-Frauen unmittelbar nach der Anreise das erste Mal auf dem Parkett, verloren gegen den Union APG Korneuburg nach einer 14:11-Halbzeitführung noch mit 24:26. „Da war mehr drin“, urteilte Adam. Bei einem Turnier unterlagen die Görlitzerinnen dann dem UHC Stockerau mit 22:28 (9:11) und dem ZV Handball Wiener Neustadt mit 24:34 (14:18). Am Sonntag gab es dann eine weitere 22:31 (11:15)-Niederlage gegen Stockerau. „Die Ergebnisse haben mich weniger interessiert. Für mich wichtig war, zu sehen, wie die jungen Spielerinnen auch im Vergleich zum Vorjahr, als sie auch schon mit waren, gewachsen sind. Und da kann ich sagen: Bei einigen war es ein Riesenunterschied, was übrigens auch den Österreichern nicht verborgen geblieben ist. Sie haben sich völlig anders präsentiert, sind erwachsen geworden“, sagt Adam, der weiß, dass es bei einer so jungen Mannschaft noch viele Baustellen geben muss. Ein Sonderlob habe sich Dagmara Zychniewicz verdient. Auch der Neuzugang Klara Klegrova, die 19-jährige Pragerin ist ehemalige Nachwuchs-Nationalspielerin Tschechiens und ist vom HSV Marienberg nach Görlitz gewechselt, habe sich gut integriert. Das Vier-Tages-Programm in Österreich war neben den vier Spielen mit drei Trainingseinheiten, Videoanalysen und natürlich auch Teammaßnahmen gut gefüllt. Am Sonnabend startet jetzt die Saison gleich bei einem Aufsteiger, Union Halle-Neustadt II, der mit 38:6 Punkten Sachsen-Anhalt-Meister geworden war. „Wir haben inzwischen vier zweite Mannschaften in der Liga und wissen nie, was da auf uns zukommt, ob Spielerinnen aus der Ersten eingesetzt werden oder nicht. Das ist schon eine schwierige Situation und war vergangene Saison auch wettbewerbsverzerrend. Aber wir müssen es nehmen, wie es kommt“, sagt Adam. Eine Woche drauf kommt es zum ersten Heimspiel gegen den HSV Magdeburg. Die waren mit nur einem Punkt in der vergangenen Saison zwar abgeschlagener Tabellenletzter, haben diese Bilanz mit einem 28:22-Auftaktsieg über den BSV Sachsen Zwickau schon übertroffen. Ein guter Start in die Saison wäre wichtig. Viele Zuschauer können helfen, gerade, falls es nicht so läuft. Die junge Mannschaft wird sich bedingungslose Unterstützung von den Rängen mit viel Einsatz verdienen. Finde uns auf facebook... |
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