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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
17/01/2016
Rote Karte wird zum Glücksfall für Koweg-Damen.
TSV Niederndodeleben : SV Koweg Görlitz 23:26 (10:11)

Es wird langsam unheimlich um die Oberliga-Handballerinnen des SV Koweg Görlitz. Wieder einmal musste Trainer Jörg Adam aufgrund von verletzten Spielerinnen improvisieren – und wieder einmal konnte sein Team dennoch einen Sieg einfahren. Besonders eine Rote Karte für eine eigene Spielerin sollte den Neißestädterinnen zum 26:23 (11:10)-Erfolg über den TSV Niederndodeleben verhelfen.
Es war gerade die 35.Spielminute in der Wartberg-Halle Niederndodeleben angebrochen, da bekamen die Neißestädter einen Tiefschlag verpasst. Als ob es nicht schon reichte, dass der Gastgeber nach drei Treffern in Serie zu Beginn der zweiten Halbzeit die Spielkontrolle an sich reißen wollte, nach einer Abwehraktion bekam Außenspielerin Emilia Wasiucionek den Roten Karton gezeigt. Eine wichtige Stütze im blau-gelben Defensivverbund brach weg, Koweg-Trainer Jörg Adam musste schnell umdenken. In den Augen von Lydia Wrzal, die nach ihrer Verletzung eigentlich nur zehn Minuten im ersten Durchgang spielen wollte, sah er die volle Entschlossenheit. Also entschied er sich, sie wieder zu bringen und bis zum Abpfiff nicht mehr vom Parkett zu holen. „Ich will mir über die Rote Karte kein Urteil erlauben. Aber wir können uns auch nicht dagegen wehren zu sagen, dass diese uns auf die Siegesstraße gebracht hat“, so Adam zur streitbaren Szene. Nach dem Platzverweis schickte eine ungeahnte „jetzt-erst-recht“-Mentalität in Gästekader in einen wahren Spielrausch voll Adrenalin, dass der TSV Niederndodeleben kaum noch Mittel fand, diesen wieder zu stoppen. Adam: „Eigentlich hatte ich vermutet, dass uns Niederndodeleben über die Distanz überlegen sein würde. Ich kann meiner Mannschaft nur ein Kompliment dafür machen wie die sich heute hier präsentiert hat.“ Sein verbliebener Rumpfkader schaffte es, sich auf sage und schreibe sieben Tore abzusetzen (25:18), und konnte die Schlussphase ganz entspannt angehen.
Das 13:11 nach dem Seitenwechsel war zugleich die einzige Phase, in der die Gastgeberinnen in Führung lagen. Zuvor – und auch danach wieder – bestimmten die Koweg-Damen die Partie. Allein mit einem 3:0-Blitzstart stellten sie schnell klar, dass sie nicht als Punktelieferant gekommen seien. Durch die wenigen Alternativen musste Adam in seiner Aufstellung aus der Not eine Tugend machen, ließ unter anderem die junge Anne Neumann von ihrer Außenposition auf den rechten Rückraum abrücken. Neben ihr machte auch die 16-jährige Maren Kühn erneut auf sich aufmerksam, die nach dem Platzverweis von Wasiucionek den Job auf der rechten Außenbahn wie auch, zur Entlastung von Wrzal, im Deckungszentrum übernahm. Mit zwei wichtigen Treffern schaffte es Kühn auch noch, sich in die Torschützenliste einzutragen. Dies, wie auch der Auftritt der gesamten Mannschaft sind mittlerweile ein Zeichen dafür, dass sich die Koweg-Damen in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt haben. Dadurch, dass nun jeder bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sind die Neißestädterinnen kaum noch ausrechenbar. Das musste in dieser Saison nun schon zweimal der TSV Niederndodeleben – gegen den man in den drei Jahren zuvor nur einen Punkt holte – erfahren, der für Adam eigentlich zum engeren Kreis der Aufstiegskandidaten zählt. Durch die tags zuvor zugetragene Niederlage der zweiten Mannschaft des BSV Sachsen Zwickau dürfen die Görlitzerinnen nun (wieder) als alleiniges Team den Anspruch auf den dritten Platz erheben und etablieren sich immer mehr zu einem Spitzenteam der Liga. Der Rückstand auf die beiden Meisterrivalen Markranstädt und Chemnitz liegt bei gerade einmal vier Punkten, der Vorsprung auf Rang ist mit sechs Zählern schon recht beachtlich. „Vielleicht schaffen wir es ja, diese gute Performance noch eine Weile aufrecht zu erhalten“, meint Adam, der gleichzeitig hofft, mit dem Einsatz von Wrzal nicht zu viel riskiert zu haben. „Hoffen wir mal, dass sich die Verletzung nicht wieder verschlimmert hat und wir einen zu hohen Preis für den Sieg heute bezahlen.“ Denn Zeit zum regenerieren bleibt nicht, schon nächsten Sonntag wartet zu Hause die nächste Aufgabe auf die Koweg-Damen.

Koweg: Klaus, Naumann – Wrzal (5), Fursewicz (5/3), Neumann (3), Riediger (1), Conrad, Kurtycz (1), Muras (6), Wasiucionek (1), Kühn (2)

Spielfilm: 0:3, 4:6, 6:9, 10:10, 10:11, 13:11, 15:16, 16:16, 18:25, 23:26

Robert Eifler




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