Koweg mischt (indirekt) im Aufstiegskampf mit.
SV Koweg Görlitz : SG DHfK Leipzig/NHV Delitzsch 26:25 (14:11)
Mit diesem Endergebnis hätten wohl die wenigstens gerechnet – und schon gar nicht die Gäste. Die Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz wachsen in einer intensiv geführten Partie gegen den Tabellenzweiten SG DHfK Leipzig/ NHV Delitzsch über sich hinaus und revanchieren sich mit einem 26:25 (14:11)-Sieg für die knappe Hinspielniederlage. Die Görlitzer könnten mit diesem Überraschungserfolg das Zünglein an der Waage im Kampf um den Aufstieg gewesen sein.
Die Schlüsselszene in der Partie der Koweg-Handballer gegen den Aufstiegsaspiranten und Tabellenzweiten aus dem Leipziger Raum ereignete sich in der 28.Spielminute. Ein Wechselfehler der Gastgeber, den das Görlitzer Kampfgericht treu seiner Pflicht anzeigte, hatte nicht nur eine Zeitstrafe zur Folge, sondern gleichzeitig auch eine Rote Karte. Der Verursacher war Radim Vanek, der bereits nach zehn Minuten doppelt vorbelastet war und für die restliche Zeit nicht mehr im Abwehrbereich eingesetzt werden konnte. Kurz vor dem Kabinengang war der tschechische Rückraumspieler etwas zu voreilig wieder aufs Spielfeld gegangen und musste sich anschließend den Rest der Partie von der Tribüne anschauen. Aus einem Minimalaufgebot blieben somit nur noch acht Feldspieler übrig, drei von ihnen – Tim und Tom Baugstatt sowie Tino Wallor – hatten bereits am Vortag schon 60 Minuten in einer harten Verbandsligapartie durchgespielt. Und diese acht Leute plus drei Torhütern konnten nun im zweiten Durchgang beweisen, wie abhängig sie von ihrem aktuell besten Werfer sind. Was die blau-gelbe Rumpftruppe nach einer 14:11-Halbzeitführung noch zu leisten im Stande war begeisterte nicht nur das Görlitzer Publikum, sondern ebenso ihren Coach Matthias Wolf. „Das war eine sensationelle kämpferische Leistung aller Beteiligten. Ich glaube je länger das Spiel gedauert hat desto mehr haben die Jungs selbst dran geglaubt, dass das heute hier klappen könnte“, sagte Wolf voller Stolz. Sein Amtskollege auf Seiten der Gäste konnte schon auf ganz andere Alternativen zurückgreifen, immerhin reiste die Spielgemeinschaft mit einem vollen Kader an. Darunter auch die Neuverpflichtung Sebastian Greß, einem 18-jährigen Junioren-Nationalspieler. Wolf: „Der Junge hat uns heute am meisten zu schaffen gemacht. Ich rechne dem große Ambitionen zu, dass er bald im Bundesligakader von Leipzig spielt.“ Taktisch geschickt richtete Wolf seine Deckung aber vor allem auf den Außenpositionen aus, denn dort agierten mit Jan Jungandreas und Enrico Henoch zwei Hauptschlagwaffen der Gäste. Beide wurden eng gedeckt und kamen nur wenig zur Entfaltung. Und im Mittelblock arbeiteten erneut Filip Chvalny und Erik Besser-Wilke perfekt zusammen. Doch nicht nur die Hintermannschaft agierte souverän, auch in der Offensive hatten die Neißestädter dank erstklassiger Spielführung durch Petr Masat wesentlich mehr Ideen als noch in der Vorwoche gegen Zwickau. „Das war schon ein qualitativer Sprung von allen. Und es hat bei allem im Kopf gestimmt, dann kannst du auch so etwas schaffen“, lobte der Koweg-Trainer seine Mannschaft. Auszeiten musste er eigentlich nur nehmen, um seinen Spielern die Möglichkeit zu geben, zwischendurch mal für eine Minute Luft zu holen. Denn am Ende haben die Gastgeber doch noch etwas Kräfte lassen müssen, konnten aber immerhin eine knappe Führung ins Ziel retten. „Heute haben ausnahmslos Spieler auf der Platte gestanden mit deren Einstellung zum Sport ich absolut zufrieden bin. Und wenn die Einstellung stimmt, dass kannst du alles verkraften. Die Jungs haben sich heute wirklich bravourös präsentiert“, so Wolf. Bei aller Begeisterung über den Sieg schiebt der Koweg-Trainer aber gleich noch eine Warnung hinterher. „Jetzt mögen einige denken dass das hier so weiter geht. Aber das wäre pure Augenwischerei. Wir müssen auch die nächsten Wochen wieder hart um jeden Erfolg kämpfen.“ Mit den beiden nicht eingeplanten Punkten lebt es sich aber erst einmal etwas ruhiger. Für die Gäste war die Niederlage ein herber Rückschlag im Kampf um den Aufstieg. Selbst wenn die Spielgemeinschaft das Rückspiel gegen den aktuellen Spitzenreiter gewinnen würde, wäre das Team um Trainer Michael Schneider auch weiterhin auf einen Patzer von Zwickau angewiesen.
Koweg: Purschke, Friebe, Hollain – Chvalny (2), Tom Baugstatt (4/2), Brendler (1), Tim Baugstatt (6), Türkowsky (6), Besser-Wilke (1), Masat (2), Vanek (4), Wallor
Spielfilm: 0:1 (1.), 2:3 (5.), 4:5 (10.), 6:7 (15.), 10:8 (20.), 12:9 (25.), 14:11 (30.), 16:14 (35.), 17:16 (40.), 21:17 (45.), 21:18 (50.), 24:19 (55.), 26:25 (60.)
Robert Eifler
Fotos: Gert Richter
Finde uns auf facebook...