Görlitz hat ’nen neuen Hingucker.
Der Handball-Oberligist hat sich die beste Rückraumspielerin aus Neustadt geangelt. Und die sieht nicht nur gut aus.
Robert Eifler/ Frank Thümmler, SZ-Ausgabe vom 17.01.2014
Als die Görlitzer Handballerinnen vor der Saison davon sprachen, dass sie noch attraktiver werden wollen, hatten sie das sicherlich nicht im Sinn: Mit Dominika Tvrdonova wechselt mit sofortiger Wirkung eine absolute Topspielerin in die Neißestadt. Die 20-jährige Slowakin bringt Modelmaße mit (1,82 m groß) und könnte wohl auch auf dem Laufsteg Karriere machen. Aber auch ihre sportlichen Qualitäten machen große Hoffnungen, dass sie eine echte Verstärkung für die Görlitzerinnen wird.
„Ich bin sehr froh, dass uns dieser Transfer gelungen ist. Ich habe sie als Spielerin schon länger beobachtet und bin absolut überzeugt von ihr“, sagt Adam über den Neuzugang, der aus einer sehr sportlichen Familie stammt. Ihre Mutter war Handballerin, ihr Vater Fussballprofi. Dominika Tvrdonova hatte vor ihrem Wechsel nach Deutschland als 17-Jährige schon in der Extraliga (höchste Spielklasse mit Teams aus Tschechien und der Slowakei) gespielt, war slowakische Junioren-Nationalspielerin. Hier spielte sie zuerst bei der TG Rothenburg (Hessenliga), zuletzt beim HC Sachsen Neustadt-Sebnitz. Mit diesem spielte sie in der letzten Saison noch in der 3. Liga, war drittbeste Schützin ihres Teams, stieg mit der Mannschaft allerdings in die Mitteldeutsche Oberliga ab.
„Ich will klar sagen, dass es mir wenig Freude macht, Spielerinnen von Neustadt wegzuschnappen – schon gar nicht so eine Topspielerin wie sie. Aber der Verein hat inzwischen finanzielle Schwierigkeiten und ist nicht mehr in der Lage, Dominika so zu unterstützen, wie es nötig war“, sagt Adam. Der HC hatte ihren Spielerinnen nach dem plötzlichen Wegfall von Sponsorengeldern Ende 2013 freigestellt, den Verein zu verlassen. Aufwandsentschädigungen hätten jedenfalls nicht mehr gezahlt werden können.
Dominika Tvrdonova finanziert sich mit dem Handball aber den Lebensunterhalt für ihr Studium der Zahnmedizin, das sie kürzlich an der TU Dresden aufgenommen hat, pendelt also täglich mit der Bahn in die Landeshauptstadt. Die Verpflichtung der Rechtshänderin, die mit acht Jahren den Handballsport für sich entdeckte, ist bei Koweg nur deshalb möglich geworden, weil ein Sponsor der Damenmannschaft einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung leistet. „Es war keine einfache Entscheidung, Neustadt zu verlassen, weil ich mich dort immer sehr wohl gefühlt habe. Aber die Umstände haben mir keine andere Wahl gelassen“, sagt die 1,2er-Abiturientin. In Neustadt war sie zuletzt die einzige verbliebene Rückraumspielerin, war in jeder Partie für fünf bis zehn Tore gut und wurde von den gegnerischen Mannschaften oft pressgedeckt.
Jetzt freut sich Dominika Tvrdonova auf die Aufgabe in der Neißestadt. Schon beim ersten Kontakt mit der Mannschaft habe sie ein gutes Gefühl gehabt. „Man hat sofort gemerkt, dass die Mannschaft zusammenhält. Sie hat richtig gute Laune ausgestrahlt“, meint Tvrdonova, die bereits am vergangenen Sonntag nach Görlitz umgezogen ist. Und nun freut sie sich, mit der Mannschaft vor einer tollen Kulisse, von der sie sich noch am Sonntag überzeugte, zu spielen. Trainer Jörg Adam ist schon nach den ersten persönlichen Kontakten begeistert: „Das persönliche Gespräch mit ihr hat mir sehr gefallen, weil sie sich als bescheidene Frau präsentiert hat, die klare Ziele hat. Auch außerhalb des Handballs.“ Für den Koweg-Trainer ist ein derartiger Charaktertyp mehr als sympathisch, „weil Spielerinnen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und auch neben dem Handball erfolgreich sind, mit Stresssituationen wesentlich besser umgehen können“.
Sofort spielen wird Tvrdonova allerdings noch nicht, auch wenn die Spielberechtigung vorliegt. Aber sie laboriert noch an einem Bänderriss im Sprunggelenk, der sie noch zu einigen Tagen Sportpause zwingt. Aktuell absolviert sie einige Einheiten im Fitnessstudio. Tvrdonova: „Ich würde gern das nächste Heimspiel gegen Markranstädt mitspielen. Wir müssen sehen, ob es da schon klappt.“ Wenn nicht, ist das nur halb so schlimm. Sie hat anschließend viele Heimspiele Zeit, sich dem Görlitzer Publikum zu präsentieren.
Bildunterschrift: Dominika Tvrdonova ist der hübsche Neuzugang von Koweg Görlitz. Gefährlich ist sie auch – besonders aus dem linken Rückraum.Archivfoto Steffen Unger
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