Pokalsensation bleibt aus - eine Klatsche aber auch.
SV Koweg Görlitz : SC Markranstädt 29:32 (10:19)
Wenn seine Mannschaft auch nur eine Halbzeit dem SC Markranstädt ebenbürtig sein würde wäre das schon ein großer Erfolg. So zumindest war die Wunschvorstellung von Koweg-Trainer Jörg Adam im Pokalspiel seiner Mannschaft gegen den Ligakonkurrenten und Favoriten aus dem Leipziger Raum. Etwas verwundert muss er sich die Augen gerieben haben als er mit ansehen durfte, dass die Görlitzerinnen einen Durchgang lang mehr als nur ebenbürtig waren. Denn nach einer unterdurchschnittlichen Leistung in Halbzeit eins drehten die Koweg-Damen nach dem Seitenwechsel richtig auf und erreichten mit einem 29:32 (10:19) ein Endergebnis, das keiner der Anwesenden so erwartet hätte.
„Warum nicht immer so?“, fragte Koweg-Trainer Jörg Adam am Ende des Spiels Lydia Marceluk. Die Polin saß zusammen mit Marzena Kot und Karolina Muras nach dem Abpfiff in der Nähe des Mittelkreises. Alle drei waren spielbestimmende Akteurinnen im Görlitzer Team. Muras war vor allem im ersten Durchgang einer der wenigen Lichtblicke im blau-gelben Spiel, Kot und Marceluk die Stützen und Torgaranten in der zweiten Halbzeit. Marceluk war auch erst nach dem Seitenwechsel eingesetzt worden – da lag der Gastgeber mit 10:19 zurück. Bis dahin war es fast das Ergebnis, wie es viele erwartet hätten. Markranstädt setzte gleich mit den ersten Angriffen Nadelstiche, netzte innerhalb der ersten 60 Sekunden gleich zweimal ein. Die Taktfrequenz konnten die Gäste zwar nicht beibehalten, gaben aber bis zur Pause deutlich den Ton an. „Gesicht wahren, gut verkaufen, Kampf zeigen. Das wollte ich von den Spielerinnen sehen. Doch nichts davon ist in der ersten Halbzeit eingetreten“, sagte Jeanette Adam, die die Spielleitung von ihrem Mann für das Pokalspiel übertragen bekam. Immerhin hat Jeanette Adam noch nie ein Spiel als Trainerin verloren und es wäre wohl ihr Meisterstück geworden, wenn sie die zweite Pokalrunde erreicht hätte. Immerhin hatten die Görlitzerinnen das Ligahinspiel gegen Markranstädt mit 29:43 verloren, eine Pokalsensation so gut wie ausgeschlossen. Doch weil die Mannschaft gerade in den ersten 30 Minute kaum Körpersprache zeigte gerieten die Neißestädterinnen schnell und immer höher in Rückstand. Markranstädt bestach durch die exzellente Spielführung von Sabrina Cichy, die einst das Handball-ABC bei Koweg erlernte und im Alter von 16 Jahren aufs Sportgymnasium nach Leipzig wechselte und seit dieser Saison im Dress der Piranhas aufläuft. Doch eine ebenbürtige Spielmacherin scheint sich nun auch mit Lydia Marceluk bei den Koweg-Damen zu entwickeln. Ihre Einwechselung wirkte sich belebend auf das Spiel der Gastgeberinnen aus, ihre unnachahmlichen Schlagwürfe zeigten sch als treffsichere Wurfalternative. „So hab ich Lydia noch nie erlebt seit sie hier in Görlitz ist“, war Interimstrainerin Adam einer Meinung mit ihrem Mann. Mit ihr blühte nun auch Marzena Kot auf, die nach einem mageren Treffer im ersten Durchgang ganze zehn Mal in Halbzeit zwei einnetzte. Durch ihre Tore hatte sie sogar soviel Mut gesammelt dass sie einen Siebenmeter in der 51.Spielminute sehenswert mit einer vorausgegangen Pirouette verwandelte. Schon in der 40.Minute muss es SC-Trainer Michael Zita unheimlich geworden sein, als beim Stand von 19:23 den Ernst der Lage erkannte und von seinem Recht einer Auszeit Gebrauch machte. Eine Minute später musste sogar noch Anja Friedrich, die zweite Görlitzerin im Kader der Gäste, verletzungsbedingt ausscheiden. Bis auf 22:24 reichte die Aufholjagd, dann hielten sich die Piranhas den Gastgeber mit drei bis vier Toren auf Abstand. Doch mehrfach hatten die Neißestädterinnen die Chance, wieder auf zwei Tore aufzuschließen – wenn nicht sogar noch weiter. Doch immer wieder versagten die Nerven und technische Fehler schlichen sich ein. Adam: „Es wäre am Ende vielleicht auch zuviel des Guten gewesen. Ich denke aber dass wir uns in der zweiten Halbzeit wacker geschlagen haben und uns viel Respekt erarbeitet haben. Man kann Markranstädt auch auf Augenhöhe begegnen, das hat uns die zweite Halbzeit gezeigt“, so Adams Resümee. Sie wusste sich auch beim ihrer Torfrau Nicole Seidel zu bedanken, die nach ihrer Einwechslung einige schwere Bälle hielt und somit ihren Vorderleuten die nötige Rückendeckung gab. Auch deshalb verzichtete Adam auf den letzten Torhüterwechsel, denn eigentlich wollte sie alle drei zur Verfügung stehenden Torfrauen einsetzen. Eine starke Nicole Seidel ging letztlich zu Lasten einer Nichtberücksichtigung von Anke Thonke, „was mir wirklich leid tat“, wie Adam meint.
Koweg: Thonke, Köppe, Seidel – Marceluk (7), Witschel, Neumann, Ozimkowska, Rejfur, Kot (11/2), Kurtycz (2), Muras (6), E.Wasiucionek (3), A.Wasiucionek
Spielfilm: 0:2 (1.), 1:4 (5.), 2:7 (10.), 5:11 (15.), 7:13 (20.), 8:16 (25.), 10:19 (30.), 15:21 (35.), 19:23 (40.), 22:25 (45.), 24:28 (50.), 26:29 (55.), 29:32 (60.).
Robert Eifler
Fotos: Thomas Kirschke
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