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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
07/01/2013
Ein Hauch von Bundesliga in Pokalspiel gegen Rödertal.
SV Koweg Görlitz 28 (13)
HC Rödertal 33 (15)

„Danke, dass ihr uns habt gewinnen lassen“, sagt Thomas Schöne, Mannschaftsleider des HC Rödertal in Richtung Koweg-Trainer Jörg Adam und übergab ihm die versprochene Sektflasche. Dass diese Aussage nicht ganz ernst gemeint war deuten beide mit einem Lächeln an. Adam hätte das Getränk am liebsten gleich mit seinen Damen geköpft, denn das 28:33 (13:15) im Pokalspiel gegen den Drittligisten war für ihn mehr, als er im Vorfeld erwartet und sich erträumt hatte. Die Szene zeigt aber auch, wie freundschaftlich verbunden beide Vereine zueinander stehen.
„Ich habe oft erlebt dass ich mich bei einer Niederlage gefreut habe, und andere das nicht verstehen konnten. Ich denke heute wird jeder nachvollziehen können, dass ich sehr glücklich mit dem Ausgang bin“, sagt Koweg-Trainer Jörg Adam nach dem Pokalkracher gegen den Drittligisten. Er sei froh über jede gelungene Aktion, so Adam. Und damit unterstreiche die Mannschaft die Entwicklung, die sie in den letzten Jahren vollzogen hat. Dass diese besonders gut sein muss deutet auch Egle Kalinauskaite, Championsleague-Gewinnerin und Trainerin der Rödertalbienen an: „Ich wollte in der Vergangenheit schon öfters gegen Görlitz testen. Das ist eine Mannschaft mit sehr viel Ambitionen und Ehrgeiz.“ Sie weiß auch, dass Mannschaften in tieferen Ligen immer besonders engagiert gegen ihr Team spielen. Deshalb seien die Vergleiche auch extrem wertvoll für sie. Die Terminierung des Pokalspiels in Görlitz hätte aus ihrer Sicht nicht besser sein können. „Für uns war das eine sehr gute Möglichkeit zur Vorbereitung auf die nächsten Spiele. Ich freue mich, dass Koweg so gut gegengehalten hat“, lobt Kalinauskaite, die mit ihrer Mannschaft aktuell den zweiten Platz in der 3.Liga Ost belegt. Sie verzichtete aber bewusst daraus, das Wort „Aufstieg“ zu benutzen. „Jede Rückrunde geht für mich immer wieder bei Null los. Mal sehen was uns so erwartet“, ergänzt die HC-Trainerin. In der Görlitzer Jahnsporthalle waren es zehn leistungswillige Handballerinnen, denen das Kräftemessen durchaus Spaß bereitete. Außerdem konnten die Neißestädterinnen sehen, in welche Richtung sich Adam mit ihnen bewegen will. Denn: „Wir beiden Trainer sind im handballerischen Verständnis absolut auf gleicher Linie. Wir mögen beide das schnelle und effiziente Spiel nach vorn“, so Adam. In der Umsetzung aber sei Rödertal etwas konsequenter. Adam hätte viele Szenen dafür als Beleg nehmen können, in denen die Gäste ihre Vorteile ausspielten. Nur sehr selten kam ein langer Pass auf die schnell nach vorn eilende Mitspielerin nicht an, in den Offensivbemühungen wurden nicht allzu viele Chancen ausgelassen. Das wusste auch Koweg-Torfrau Anke Thonke zu würdigen: „Die sind unwahrscheinlich präzise. Da stimmen die Laufwege, und auch bei den Würfen hast du nur wenig Möglichkeiten dich auszuzeichnen.“ Eine Parade aber wird ihr in Erinnerung bleiben – ein gehaltener Siebenmeter von Jurgita Markeviciute (ehemals wertvollste Spielerin der 2. Bundesliga) in der 11. Spielminute. „Sie ist die Freundin eines Kollegen. Ich denke da werden wir noch einige Zeit darüber sprechen. Es ist klar dass dies nicht wie jeder andere gehaltene Siebenmeter ist“, fügt Thonke an. Nicole Seidel wollte ihr in der zweiten Halbzeit da in nichts nachstehen und hielt ebenfalls einen Strafwurf sieben Minuten vor dem Abpfiff. Auch für Thonke ist das knappe Endergebnis eine Überraschung, denn „da verlieren andere Gegner schon wesentlich höher gegen Rödertal.“ Sie mag sich gar nicht vorstellen wie das Spiel verlaufen wäre, wenn der Görlitzer Kader vollzählig gewesen wäre. Auch Adam machte sich entsprechende Gedanken und spricht auf die Viertelstunde nach dem Seitenwechsel an, in dem es seine Mannschaft dem Kontrahenten zu einfach machte, auf zehn Tore Differenz (17:27) davonzuziehen. Adam: „Da gehst du an der Präsenz von Rödertal kaputt. Jeder Angriff gegen die ist eine intensive Körperliche Auseinandersetzung. Und uns haben heute ein wenig die Wechselalternativen gefehlt.“ Youngstar Josephine Tschuck war eine, die ihrem Coach zur Verfügung stand. Neben Anne Neumann und Julia Ozimkowska ist sie eine der Hoffnungsträgerinnen für eine weitere positive Entwicklung bei Koweg. Und Tschuck zeigte auch warum. Völlig unerschrocken kämpfte sie in Abwehr und Angriff gegen die teils einen Kopf größeren Gegenspielerinnen an. „Da darfst du überhaupt nicht ängstlich sein. Und gegen einen Drittligisten zu spielen ist ja sowie so noch einmal etwas ganz Besonderes“, sagt Tschuck. Ein Tor blieb ihr zwar verwehrt, aber für sie sei das auch nicht immer entscheidend. „Immerhin geht es auch um die Abwehr. Und ich glaube dass ich da nicht allzu schlecht gespielt habe“, fügt die 16-Jährige an. Von der Atmosphäre in der Jahnsporthalle sei sie ebenfalls begeistert gewesen. Sie genieße jedes Spiel vor heimischem Publikum, „das ist jedes mal aufs neue cool“, sagt sie. Mit Standing Ovations begleitetet die etwa 270 Zuschauer die letzten Aktionen der Koweg-Damen und freuten sich mit ihnen, als sie sich nach dem Abpfiff zum Song Aamrillo von Tony Christie in den Armen lagen. Den Spielball in Sachen Publikum nimmt auch Adam gern auf: „Vielleicht haben heute die Leute und das Umfeld Lust auf die 3. Liga bekommen. Es ist eine Menge Aufwand, aber der lohnt sich am Ende auch.“ Adam glaubt fest daran, dass punktuellen Verstärkungen und einer weiterhin intensiven Trainingsarbeit ein solches Vorhaben in der Neißestadt durchaus umsetzbar sei. Das alles sei aber noch Zukunftsmusik, aktuell stehen die Aufgaben der Rückrunde in der Mitteldeutschen Liga auf dem Plan. Und mit dem aktuellen 6. Tabellenplatz brauche sich Koweg absolut nicht zu verstecken, sagt HC-Trainerin Kalinauskaite abschließend. Und wer weiß, vielleicht kann Adam auch irgendwann einmal eine Sektflasche in Richtung Rödertal verschenken und sich für den Sieg bedanken.

Koweg spielte mit: Thonke, Seidel (beide Tor), Marceluk (2), Draeger, Tschuck, Kot (10), Muras (4), Kurtycz (6/2), Conrad (2), E.Wasiucionek

Spielfilm: 0:2 (2.), 2:3 (5.), 4:6 (10.), 6:9 (15.), 9:11 (20.), 12:12 (25.), 13:15 (30.), 14:18 (35.), 17:24 (40.), 17:27 (46.), 20:27 (50.), 24:30 (55.), 28:33 (60.)

Robert Eifler




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