Eine Serie reißt, und wirft dennoch keinen aus der Bahn.
SV Koweg Görlitz 23 (10)
HSV 1956 Marienberg 31 (16)
Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren verloren die Oberliga-Handballerinnen des SV Koweg Görlitz zum letzten Mal ein Heimspiel. Damals war es der VfB Bischofswerda als Aufsteiger in der Sachsenliga, der den Neißestädterinnen in ihren eigenen vier Wänden beide Punkte abknöpfte. 728 Tage später, eine Liga höher, in anderer Halle und um zahlreiche Fans reicher musste das Team um Trainer Jörg Adam wieder eine Niederlage einstecken. Das 23:31 (10:16) sollte aber niemanden aus der Bahn werfen, immerhin war mit dem HSV 1956 Marienberg der amtierende Vizemeister der Mitteldeutschen Oberliga in der Neißestadt zu Gast.
Wenn ein Team so gut in die Saison startet wie es die Görlitzerinnen jüngst getan haben, steigen automatisch auch die Erwartungen. SV-Trainer Jörg Adam aber weiß, dass er mit den Aufgaben zum Auftakt in die Spielserie großes Glück gehabt habe – vier der absolvierten fünf Spiele absolvierte die Koweg-Damen allesamt gegen direkte Konkurrenz um den Klassenverbleib. Nicht umsonst hielt Adam den Ball vor dem Heimspiel gegen Marienberg etwas flacher als andere. „Manch einer war ja der Meinung, dass ich da etwas zu tief gestapelt habe. Es hätte mich schon sehr überrascht wenn es anders gekommen wäre“, so Adam. Am Ende waren es acht Tore, die die Neißestädterinnen von ihren Gästen trennten. Im Anbetracht einer Vielzahl anderer Ergebnisse der Liga, die eine deutlich höhere Differenz ausweisen, sei der SV-Coach nicht unzufrieden mit dem Ausgang gegen einen Ligafavoriten. Wobei acht Tore noch die maximale Führung für Marienberg bedeutet. Denn zwischenzeitlich schwankte der Rückstand der Neißestädterinnen immer zwischen drei bis sechs Treffern. Das Koweg generell gezwungen war, immer einem Rückstand hinterzulaufen, resultierte aus einer recht schwachen Anfangsphase. Erst zur Mitte der 6.Spielminute netzte Yvonne Kurtycz erstmals für die Blau-Gelben ein. Bis dahin hatten die Gäste bereits vier Torerfolge bejubeln dürfen. Die Neißestädterinnen leisteten sich, wie eigentlich im gesamten Spielverlauf, zu viele einfache Fehler. Adam: „Wir sind einfach noch nicht stabil genug um dem Druck standzuhalten. Es ist klar dass manch einer stöhnt wenn wir so viele Fehler begehen. Aber das ist nun mal der Preis dafür, wenn man schnellen Handball spielen will.“ Zu steril waren die ersten Angriffsbemühungen der Gastgeberinnen, Rückraumwürfe wurden sich aus wenig aussichtsreichen Lagen genommen. Viele davon waren leichte Beute für die gegnerische Torfrau. Wie deutlich sich Fehler im falschen Moment niederschlagen zeigen unter anderem die letzten Szenen vor dem Pausentee. Die Koweg-Damen ließen die Chance auf eine Ergebnisverkürzung zum 11:14 liegen und bekamen prompt die Rechnung zum Seitenwechsel (10:16). Vor reichlich 300 Zuschauern zeigten die Neißestädterinnen im zweiten Spielabschnitt vor allem im Abwehrbereich einen deutlich engagierteren Auftritt. Besonders Andrea Witschel und Anne Neumann auf der vorgezogenen Abwehrposition konnten hierbei überzeugen. Mit ihren Leistungen nehmen beide eine Vorbildfunktion für ihre Mitspielerinnen ein. Adam: „Da können sich einige aus der Mannschaft eine Scheibe von abschneiden, wie emotional gerade Andrea in ihren Aktionen agiert. Dieser Wille zum Kampf fehlt mir manchmal bei einigen.“ An was es aus seiner Sicht allerdings nicht mangelt ist die Unterstützung der Fans. Wieder einmal zeigte sich, wie gut der Frauenhandball in der Neißestadt angenommen wird – und inzwischen genauso viele Zuschauer in die Jahnsporthalle lockt wie bei einem Männerspiel in der Sachsenliga. „Es freut mich dass die Zuschauer trotz der vielen Fehler uns ihre Unterstützung nicht versagen. Uns ist aber auch bewusst, dass wir uns diesen Kredit Woche für Woche neu erarbeiten müssen“, sagt der SV-Coach. Die Niederlage gegen Marienberg wird dem Zuspruch keinen Abriss leisten, denn von Langeweile war die Partie keineswegs geprägt. Im Grunde genommen ist nicht mehr passiert als dass Koweg einem favorisierten Team unterlegen war. Adam: „Ich denke dass das jeder auch so beurteilen kann. Marienberg hat verdient gewonnen. Die Niederlage wirft uns aber keineswegs aus der Bahn.“
Koweg spielte mit: Thonke, Seidel (beide Tor), Marceluk (2), Riediger, Witschel (3), Kot (6/3), Muras (1), Ozimkowska, Neumann (2), Conrad (2/2), Kurtycz (3/3), E.Wasiucionek (4), A.Wasiucionek, Draeger
Spielfilm: 0:4 (5.), 2:5 (10.), 3:6 (15.), 5:11 (20.), 8:14 (25.), 10:16 (30.), 13:17 (35.), 15:19 (40.), 17:21 (45.), 19:25 (50.), 21:28 (55.), 23:31 (60.)
Robert Eifler
Fotos: Thomas Kirschke
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