Koweg-Trainer gewinnen reichlich Erkenntnisse aus Generalprobe.
Es ist wieder soweit, die neue Handballsaison streckt ihre Fühler aus. Das Wochenende vor dem Auftakt in die Spielserie gehört standesgemäß dem Pokalwettbewerb – für viele Mannschaften der perfekte Zeitpunkt für die Generalprobe. Die ersten Mannschaften des SV Koweg Görlitz mussten sich allerdings eine Alternative suchen, denn für die erste Pokalrunde wurde sowohl das Team um Trainer Jörg Adam (Mitteldeutsche Liga Frauen) als auch das von Carsten John (Sachsenliga Herren) mit einem Freilos bedacht. Die Damen folgten deshalb der Einladung des TSV Niesky zu einem Benefizspiel gegen den Drittligisten HC Rödertal, die Sachsenliga-Handballer bekamen Besuch vom zukünftigen Verbandsligisten TSV 1892 Radeburg. Eingebettet waren die Spiele in die großen Saisoneröffnungsveranstaltungen des Vereins – die, aufgrund eines neues Konzeptes, eine ganz neue Qualität erfuhren. Gestartet wurde mit einer Feier zusammen mit den Sponsoren im Autohaus Büchner. Mit einem abwechslungsreichen Programm schaffte der Verein für die rund 150 Anwesenden unvergessliche Momente im festlichen Rahmen. Tags darauf lud Koweg seine Fans zur traditionellen 1€-Party in die Sporthalle Rauschwalde. Bis tief in die Nacht wurde bei dieser Veranstaltung das Tanzbein geschwungen. „Dieses Wochenende war von der Organisation schon recht intensiv und übersteigt alles, was wir bisher gemacht haben. Dank der Unterstützung vieler Helfer ist es uns gelungen, den Saisonauftakt auf ganz ein anderes Niveau zu heben“, war SV-Sportmanager Mario Ahnert, der federführend für die beiden Veranstaltungen war, begeistert vom großen Erfolg. Erfolgreich gestalteten die beiden Handballteams ihre Spiele in so fern, dass ihre Trainer für sich gute Erkenntnisse für die nächsten Pflichtaufgaben ziehen konnten.
SV Koweg Görlitz : HC Rödertal 30:48 (13:21)
Es gab Momente, in denen war Jörg Adam, alles andere glücklich über die Terminwahl. Gerade nach dem harten Turnier in Altenburg und der Vielzahl an verletzten Spielerinnen hätte er seinem Team gut und gern noch einmal ein ruhiges Wochenende gegönnt. In erster Linie erleichtert wirkte der Coach, als nach dem Abpfiff alle seine Damen, bis auf Josephine Tschuck, ohne Blessuren das Benefizspiel gegen Rödertal überstanden haben. Tschuck, die aus der eigenen B-Jugend in das Oberliga-Team gerückt ist, erlitt eine Bänderdehnung im Sprunggelenk. „Vor einigen Wochen hätte niemand gedacht, dass eine Verletzung von ihr derart relevant für uns sein kann. Sie hat sich richtig gut ins Team integriert und sich förmlich aufgedrängt“, so Adam. Er hat Hoffnungen, dass sie für das erste Punktspiel am kommenden Samstag bei der TSG Calbe wieder fit ist. Aufgedrängt hat sich aber nicht nur die 16-Jährige. Gerade nach dem Ausfall von Martina Köppe, die nach ihrer Knie-Operation die ersten Saisonspiele passen muss, war Adam in der Besetzung der wichtigen Torhüterposition etwas beunruhigt. Seine Gedanken zerstreute nun Anke Thonke, die sich wieder in den Vordergrund gespielt hat. Weiterhin sieht sich Adam immer mehr in der Wahl seiner Neuverpflichtungen bestärkt. Angelika Wasiucionek beweist sich als Zentrale im Deckungszentrum, die neben Corinna Riediger, Karolina Muras und Tschuck die Fäden zieht. Adam: „Das sind vier Leute, die hinten recht routiniert stehen. Angelika kann recht hart agieren, und ist dennoch sehr beweglich. Karolina arbeitet wahnsinnig effizient, und Josephine spielt mit ihren 16 Jahren schon auf dem Level der Liga.“ Ein ähnlich positives Bild zeichnete sich auch in den Angriffsbemühungen ab, auch wenn noch nicht jeder Wurf saß. „Wir haben gesehen, dass wir durchaus mitspielen können. Wir haben unsere Möglichkeiten gehabt, und immerhin auch 30 Tore erzielt, was nicht zu verachten ist“, ergänzt der SV-Coach. Die Differenz von 18 Toren sei aus seiner Sicht völlig in Ordnung, auch wenn bei den Rödertalbienen drei ehemalige Bundesliga-Spielerinnen fehlten. Immerhin hat der HC in der abgelaufenen Saison den Durchmarsch durch die Mitteldeutsche Liga geschafft. Und das ohne einen Punktverlust. Adam: „Die Niederlage ist absolut kein Beinbruch. Unter dem Strich war es doch gut, dass diese Veranstaltung stattfand. Wir haben so noch einmal etwas Spielpraxis sammeln können.“ Bis zum 8:9 konnten die Görlitzerinnen den Vergleich noch offen gestalten. Dann aber zeigten die HC-Damen mit ihrer besseren physischen Präsenz schnell, warum sie in der kommenden Saison eine Klasse über den Neißestädterinnen an den Start gehen.
Koweg spielte mit: Thonke, Haasler (beide Tor), Marceluk, Witschel (2), Ozimkowska, Neumann (3/1), Riediger (4), Tschuck, Kot (8/4), Muras (6), E. Wasiucionek (1), A. Wasiucionek (6/1)
Spielfilm: 1:2, 4:4, 8:9, 10:14, 11:17, 13:21, 16:24, 19:33, 23:36, 26:40, 29:46, 30:48
SV Koweg Görlitz : TSV 1892 Radeburg 29:22 (11:10)
Der freundschaftliche Vergleich der Koweg-Handballer war vom Papier her eigentlich einen derer, der keine zwei Meinungen über den Ausgang hätte zulassen dürfen. Radeburg, als Aufsteiger in die Verbandsliga, räumte damit besonders im ersten Drittel des Spiels kräftig auf. „Ich hatte in den ersten 20 Minuten das Gefühl, dass ich im falschen Film sei. Da lief rein gar nichts zusammen. Mit einer derartigen Leistung werden wir keinen Blumentopf in der Sachsenliga gewinnen“, moserte SV-Trainer Carsten John. Er hatte fest daran geglaubt, mit Kai Vogt, Radim Vanek und Neuzugang Jakub Mrklass die Startformation im Aufbauzentrum für die ersten Spiele gefunden haben. Nun sieht er sich eines besseren belehrt. John: „Die ist es nun auf keinen Fall. Es war augenscheinlich, dass Kai und Radim noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren. Ob dies am kommenden Wochenende sein wird, wage ich mal zu bezweifeln.“ Gleichsam zeigt ihn dies auch, wie schwer es wiegt, wenn zwei Leistungsträger des Teams ihre Leistungen im Spiel nicht abrufen können. Mit einem 2:6 mussten sich die Gastgeber im ersten 20-minütigen Spielabschnitt begnügen – bis zu diesem Zeitpunkt leistet sich der Sachsenligist einfach zu viele Fahrkarten. Johns Stimmung sollte sich anschließend wieder etwas aufhellen, denn in den letzten zehn Minuten bis zum Pausenpfiff schaffte es sein Team noch, die erste Halbzeit positiv abzuschließen. Diesen Schwung nahmen die Neißestädter mit in den zweiten Durchgang, wo sie in weiteren zehn Minuten den Sieg perfekt machten. Dabei glänzte einer, von dem es John nicht erwartet hätte. „Ich wollte Petr Masat eigentlich für ein paar Minuten zur Entlastung bringen. Der hat ein wahnsinnig gutes Spiel gemacht“, so John zum Tschechen, der zukünftig eigentlich verstärkt die Aufgaben des Co-Trainers übernehmen sollte. Zusammen mit Hiroki Kuwano sorgte er für eine deutliche Belebung des Angriffsspiels. Damit konnte John schon eine wichtige Lehre für sich ziehen. „Ich habe für mich gelernt dass ich mich auch trauen kann, Führungsspieler auszuwechseln. Andere können dies durchaus kompensieren.“ Erkenntnisse gab es für den SV-Coach auch in der Aufstellung seiner Hintermannschaft. Eine Abwehrreihe ausschließlich mit kleineren, flinken Spielen wie Kuwano und Neuzugang Sebastian Scholze, könne er nicht bringen. Da man auch in der kommenden Saison verstärkt auf einen 6:0-Riegel setzen müsse, ist es unausweichlich, in der Deckung eine Achse aus großgewachsenen Spielern aufzufahren. Es gibt also reichlich Anhaltspunkte, an denen die Görlitzer in den drei Trainingseinheiten, die ihnen bis zum Saisonauftakt am kommenden Sonntag (17Uhr) gegen die SG DHfK Leipzig/ NHV Delitzsch in der Jahnsporthalle, noch arbeiten müssen. John: „Wir werden jetzt noch einmal richtig Gas geben müssen. Und dann heißt es Arschbacken zusammenkneifen und durch.“
Koweg spielte mit: Friebe, Matthieu (beide Tor), Scholze, Vogt, Kuwano, Brendler, Rechner, Besser-Wilke, Michel, Mrklass, Masat, Vanek
Robert Eifler
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