Von den Qualen am Löbauer Berg.
Am Ende stellte sich Carsten John selbst die Frage, ob er da nicht ein wenig zu weit gegangen sei. Der Trainer der Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz hatte seine Spieler im alljährlichen Trainingslager in Löbau zu Höchstleistungen getrieben, und bei manch einem die Grenze der körperlichen Belastbarkeit überschritten. „Dass ein Trainingslager hart ist war mir bekannt. Aber das lag außerhalb meiner Vorstellungskraft“, bekam auch Neuzugang Philipp Domko die hohen Ansprüche des Trainers zu spüren.
Das war’s – zwei Worte ihres Trainers, die am Sonntagnachmittag pure Erleichterung bei den Sachsenliga-Handballern des SV Koweg Görlitz auslösten. 48 Stunden Trainingslager steckte den Neißestädtern zu diesem Zeitpunkt in den Knochen. Jede weitere Einheit wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr hatte John das Pensum noch einmal kräftig angezogen. Treppenläufe und Kraftkreis am Freitag, Sprints an Steigungen, Ausdauerläufe, Handballspiele und den berühmt berüchtigten Lauf auf den Löbauer Berg am Samstag. „Der Berglauf war die reinste Qual. Aber ich denke, wer solche Ziele anvisiert wie den Medaillenplatz in der Sachsenliga, schafft das nur mit harter Arbeit, auch wenn es nicht immer Spaß macht in der Vorbereitung“, brachte es Domko auf den Punkt. Während wieder einmal Torhüter Thomas Kirchhoff als Erster nach reichlich 30 Minuten durch das Ziel lief, ging es für manch einen da schon über die körperliche Belastungsgrenze hinaus. Bei zwei Akteuren machte zwischenzeitlich der Kreislauf schlapp, Jabuk Mrklass (Knie) und Sebastian Scholze (Leistenbeschwerden) mussten sogar gänzlich die Segel streichen. John: „Beide werden sich nun etwas auskurieren müssen, wobei es bei Jakub wohl etwas länger dauern könnte. Aber die Ärzte meinten, es wäre nichts kaputt im Knie.“ Mrklass wird seinem Coach durch die Verletzung nun gerade in einer Phase fehlen, wo vermehrt das spielerische in den Trainingsmittelpunkt gerückt werden sollte. „Wenn du solche Ausfälle verzeichnen musst dann stellst du dir zwangsläufig die Frage, ob du mit der Intensität den Bogen nicht ein wenig überspannt hast. Ich habe großen Respekt vor meinen Spielern, dass sie sich jedes Jahr dieser Herausforderung stellen und gnadenlos mitziehen“, so John. Herausfordernd ging es auch am letzten Tag des Trainingslagers weiter. Aus voller Belastung heraus sollten die Görlitzer ein Fußballspiel auf Großfeld absolvieren. Aber nicht etwa untereinander, sondern gegen Empor Löbau, Kreisliga-Vizemeister der abgelaufenen Saison. „Viele wussten da schon gar nicht mehr, wie sie laufen sollten. Sie sollten da als Team zusammen kämpfen und füreinander da sein“, begründete John die Maßnahme. Durch Marco Brendler ging sein Team sogar mit 1:0 in Führung, einen Rückstand konnte Nachwuchskeeper Michael Hollain mit seinem Treffer zum 2:2 egalisieren. Am Ende verloren die Neißestädter nur knapp 2:3. „Für mich war es wieder einmal ein sehr gelungenes Wochenende“, resümierte der SV-Coach. Zwischen all den vielen Einheiten blieb auch noch Zeit für eine Auswertung der letzten Saison, mit Zahlen und Fakten untermauert. Zusätzlich wurde auch der zukünftige Mannschaftsrat bestimmt, den die drei waschechten Görlitzer Kai Vogt, Fabrice Türkowsky und Danilo Krause bilden. Viel Zeit bleibt den Spielern nun aber nicht, um sich zu rehabilitieren. Schon am morgigen Dienstag geht es mit der Vorbereitung weiter. Dann sogar intensiver mit dem Spielgerät. Ballgewöhnung und Spielfluss stehen hauptsächlich auf dem Programm.
Robert Eifler
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