Eine Pause, die für John keine war.
Wie sehr hat er diesen Tag herbeigesehnt. Fünf Wochen Handballpause – für Carsten John, Trainer der Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz, eher eine Leidenszeit, aber keine Entspannung. „Endlich geht es wieder los“, freut sich John auf die erste Trainingszeit am kommenden Dienstag. Irgendwie scheint er seine zweite Familie – die Mannschaft –, eine Sporthalle, Trillerpfeife und Stoppuhr zu brauchen. Letzteres wird zum Start der Vorbereitung auf die neue Saison wohl eher nur sporadisch zum Einsatz kommen, will er nach einer Mannschaftssitzung seine Jungs in eine Laufeinheit schicken. Überrascht dürften die Spieler darüber nicht sein. Während diese die Pause genossen und freie Hand zur sportlichen Betätigung hatten, tüftelte ihr Coach ein abwechslungsreiches Vorbereitungsprogramm aus – und informierte jeden Spieler über die Inhalte der kommenden Wochen. Jede Trainingseinheit ist bereits durchgeplant – John kann eben nicht ohne Handball. „Zur Mannschaftssitzung werde ich auch meine Erwartungshaltung für die kommende Saison ansprechen. Wenn einer meiner Spieler am Dienstag mit irgendwelcher geistiger Restmüdigkeit aus der letzten Saison auftaucht, für eine optimale Vorbereitung in meinen Augen für das gesamte Team nicht realisierbar sein“, warnt John. Die Saison starte wieder bei Null, sportlicher Erfolg sowie etwas Glück müssen hart erarbeitet werden, so der SV-Coach weiter. „Wir dürfen nicht in den Rückspiegel schauen, sondern immer nur nach vorn.“ Es genüge eben nicht, wenn nur der Trainer ein Ziel erreichen möchte, auch das Team muss hinter dem Ziel „Medaillenplatz“ stehen. Sein aktueller „Haufen“ muss sich wieder zu einer „geschlossenen Einheit“ finden. Das ist aber nicht ausschließlich Aufgabe der Mannschaft. John und sein Betreuerstab werden ebenfalls ihren Anteil leisten müssen. Und dieser verändert sich nach drei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit auf der Position des Co-Trainers. Nachdem Matthias Schmidt aus beruflichen Gründen auf das weitere Ausführen des Amtes verzichten musste rückt nun Petr Masat in diese Funktion auf. Aber nicht nur der Betreuerstab, auch der Kader hat sich personell verändert. Nach den bereits feststehenden Neuzugängen Sebastian Scholze (Neugersdorf), Torhüter Stefan Friebe (Cunewalde) und Jakub Mrklass (Jicin) wechselt nun auch noch Philipp Domko vom ehemaligen Ligakonkurrenten HSV 1923 Pulsnitz an die Neiße. Der Transfer gilt als Reaktion auf den Weggang von Marcus Noack zum zukünftigen Sachsenligisten SG Motor Cunewalde. „Die jugendliche Frische von Domko passt sehr gut zu uns. Ein Jahr Sachsenligaerfahrung hat er schon und ich glaube, die Görlitzer Zuschauer können sich sehr gut an ihn erinnern. Er hatte mit seinen Toren maßgeblich dazu beigetragen, dass Pulsnitz damals fast eine Überraschung gelungen wäre. Für mich ist er ein Allroundspieler, auf den ich mich freue.“ So sehr wie die Freude über den vierten Neuzugang auch sein mag, etwas betrübt zeigt sich John im Abgang von Noack. Gern hätte er ihn als Zukunftsträger auf der rechten Außenposition aufgebaut. Der Wechsel deutet aber zugleich eine neu aufkeimende Gefahr für Mannschaft und Verein an, deren sich John in den vergangenen Jahren nie ausgesetzt fühlen musste. John: „Ruhig waren die letzten fünf Wochen ganz bestimmt nicht.“ Der Erfolg der Mannschaft in den letzten beiden Jahren weckte manche Begehrlichkeit bei anderen, mitunter höherklassigen Vereinen. Ein Novum, mit dem sich Verein, einige Spieler und John konfrontiert sahen. „Es zeigt mir zum einen, dass die Entwicklung der Jungs erkannt wird. Besonders die Betreffenden sollten solche Anfragen stolz machen. Zum anderen steht dabei immer die Gefahr, Leistungsträger zu verlieren“, so John. Auch wenn keinem seiner Spieler Steine in den Weg legen würde, verlieren möchte er sie ebenso wenig. John: „Es sind schließlich nicht nur Spieler für mich, sondern auch dicke Freunde. Da stehe ich immer zwischen zwei Stühlen!“ Letztlich entschieden sich diese, bis auf Noack, gegen einen Wechsel. Und damit gilt auch für diese das umfangreiche Vorbereitungsprogramm, dass John ausgearbeitet hat. Höhepunkte dabei sind die Konditionstrainingslager in Löbau (Juli) und Görlitz (August). Anfang August reist das Team für ein Wochenende nach Altenberg, um dort gemeinsam mit dem HSV Weinböhla ein paar Einheiten zu absolvieren. „Viele offizielle Auftritte wird es diesmal nicht geben, da wir sehr viele Trainingsspiele gegen unser Juniorteam im Rahmen der Trainingseinheiten bestreiten“, kündigt John ebenfalls an.
Robert Eifler
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