Trainer Jörg Adam gibt sein Amt ab.
SV Koweg Görlitz 33 (17)
VfB 1999 Bischofswerda 26 (12)
Manchmal ändert ein Perspektivwechsel alles. Oder aber es bestätigt einen, auf dem richtigen Weg zu sein. Jörg Adam, Trainer der Sachsenliga-Handballerinnen des SV Koweg Görlitz, übergab die Leitung des Heimspiels gegen den VfB 1999 Bischofswerda seiner Frau Jeanette, und lehnte sich selbst entspannt zurück. Jeanette Adam, die mit dem 33:26 (17:12) auch das vierte Spiel in zwei Jahren unter ihrer Regie gewann, ließ auf dem Feld anderen den Vortritt. Unter anderem der erst 16-jährigen Julia Ozimkowska, „die einen ganz ordentlichen Einstand gab“, so der Chefcoach.
Auch am 20.Spieltag können die Neißestädterinnen wieder positive Schlagzeilen schreiben. In erster Linie steht da der sportliche Erfolg. Mit einem überzeugenden 33:26-Sieg korrigierten die Görlitzerinnen das glückliche Hinspielremis gegen den VfB 1999 Bischofswerda und sicherten sich damit vorzeitig die Vizemeisterschaft in der Sachsenliga. Für diese war im Nachhinein ein Punktgewinn gar nicht mehr nötig, da der direkte Verfolger HC Leipzig III überraschend beim Tabellenvorletzten Taucha mit 21:26 unterlag. „Diese Vizemeisterschaft ist ein Erfolg, über den wir uns alle freuen können, vor allem weil sie mit so deutlichem Abstand und so frühzeitig ist“, sagt Adam. Auch wenn die Begegnung im Vorfeld ihre Brisanz aufgrund der Punktteilung im ersten Vergleich versprühte, der Görlitzer Chefcoach überließ seiner Frau Jeanette das Zepter. Diese sollte nur für den Notfall auf dem Parkett eingreifen. Adam: „Wir brauchten aber nichts riskieren. Ich konnte das Spiel etwas aus der Ferne betrachten und einmal völlig neue Eindrücke sammeln. Da sieht man schon einiges mit anderen Augen.“ Und das was er gesehen hat, hat ihm durchaus gefallen. „Das war schöner Handballsport, an dem sich auch Bischofswerda richtig gut beteiligt hat. Und bei meiner Mannschaft wirkt alles sehr harmonisch und stimmig in sich“, fügt Adam an. Auch wenn Marzena Kot nach wie vor „der Klebstoff der Mannschaft“ ist, so stellt der Coach auch fest, dass alle anderen Spielerinnen immer mehr Verantwortung übernehmen. Die großen Spannungselemente im Spiel blieben aber aus, gerade weil sich die Gastgeberinnen nach dem 5:5 kontinuierlich befreiten und einen nie gefährdeten Sieg einstrichen. Jeanette Adam blieb damit auch in ihrem vierten Spiel als Interimstrainerin in den letzten zwei Jahren siegreich, was ihren Mann zu einer Vermutung inspiriert. „Wahrscheinlich wären wir mit ihr als Trainerin in dieser Saison verlustpunktfrei aufgestiegen“, so Adam schmunzelnd. Er versichert aber, auf seinen Posten deshalb zukünftig nicht verzichten zu wollen. Denn auch in diesem Spiel konnte er vernehmen, dass ihm ein Team und junge Talente zur Verfügung stehen, denen die Zukunft im Frauenhandball gehören wird. Erstmals nominierte Adam die erst 16-jährige Julia Ozimkowska ins Aufgebot der Sachenliga-Mannschaft. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte. Nicht nur, dass die B-Jugend-Spielerin Jeanette Adam auf der linken Außenposition vertrat, „sie machte in ihren 30 Minuten Spielzeit auch einen ganz ordentlichen Einstand“, lobte Adam. Ozimkowska ist damit am 20.Spieltag zum Sinnbild der nachrückenden Talente geworden, die den Görlitzer Frauenhandball in den nächsten Jahren weiter bereichern werden. Neben ihr warten unter anderem mit Anne Neumann, Josephine Tschuck, und Sandra Freund sehnsüchtig auf ihren 16.Geburtstag, um gleiches erleben zu dürfen wie jetzt eben Ozimkowska. „Ziemlich nervös“ sei sie vor dem Spiel gewesen, gibt das seit 2007 bei Koweg spielende Talent ehrlich zu. „Ich bin im Laufe des Spiels aber immer selbstbewusster geworden“, ergänzt sie. Und nachdem sie ihr erstes Tor im Sachsenliga-Team erzielte, kannte die Freude für die Abiturientin keine Grenzen mehr. Adam: „Wir haben hier junge Spielerinnen im Verein, die das Potential haben, in relativ kurzer Zeit den Sprung zu schaffen, sich im Erwachsenenteam zu etablieren. Außerdem erhöhen sie natürlich auch durch ihre Leistungen den Druck auf die etatmäßigen Spielerinnen.“ Und das kann im Sinne einer Weiterentwicklung ja bekanntlich nie schaden.
Koweg spielte mit: Thonke, Köppe (beide Tor), Adam, Witschel (6), Ozimkowska (1), Draeger, Thun, Kot (9/1), Conrad (5/1), Kurtycz (8/1), Rejfur (3), Wasiucionek (1)
Spielfilm: 0:1, 2:2, 5:5, 10:7, 15:10, 17:11, 19:15, 25:18, 27:21, 29:24, 33:26
Robert Eifler
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