Pulsnitz verlangt den Görlitzern alles ab.
SV Koweg Görlitz 29 (14)
HSV 1923 Pulsnitz 26 (14)
Ein Tabellenletzter ist kein billiges Kanonenfutter – das bekamen die Sachsenliga-Handballer des SV Koweg Görlitz in ihrem letzten Heimspiel des Jahres zu spüren. Der HSV 1923 Pulsnitz, seit nunmehr neun Spieltagen erfolglos, verlangte den Neißestädtern alles ab und hielt den zweiten Saisonsieg in greifbarer Nähe. Erst die Schlussminuten brachten die Entscheidung, und da setzten sich die Gastgeber mit 29:26 (14:14) durch.
Einmal tief durchatmen war nach dem Abpfiff angesagt. „Das war ein Arbeitssieg“, stufte SV-Trainer Carsten John die Partie gegen den Aufsteiger Pulsnitz als äußerst schwere Aufgabe ein. Wie sehr das Spiel an seinen Nerven zog wurde deutlich, als er sich nach dem Abpfiff minutenlang eine eigene Auszeit auf der Auswechselbank nahm, um das Gesehene zu verarbeiten. John: „Du hast als Trainer vor dem Spiel immer so eine Vorahnung, und die hat sich heute bestätigt. Ich glaube ich habe heute wieder mehr graue Haare bekommen.“ Und das mit gerade einmal 40. Er war sich schon im Vorfeld der Begegnung sicher, dass Pulsnitz nicht mit einer Klatsche wieder nach Hause geschickt werden könne. Dafür wehrte sich der Aufsteiger viel zu sehr bei seinem bisherigen Streifzug durch die Sachsenliga, der ihm bis dato nur zwei Punkte einbrachte. „Bevor ich etwas zur Leistung meiner Mannschaft sage muss ich Pulsnitz ein großes Kompliment aussprechen. Sie haben durch ihr kluges Rückzugsverhalten viele einfache Tore durch uns verhindert und uns sehr häufig zu Fehlern gezwungen“, applaudierte der SV-Coach in Richtung Tabellenschlusslicht. Aus dem gebundenen Spiel heraus machten es die Gäste den Görlitzern schwer, erfolgreich Akzente zu setzen. Es musste immer wieder über die schnelle Konter gehen, wobei sich Kreisläufer Erik Besser-Wilke wiederholt auszeichnete und insgesamt achtmal einnetzte. Für John – und sicherlich die zahlreichen Zuschauer auch – sah der Auftritt der Neißestädter doch mehr nach Krampf aus. „Wir haben versucht schnell zu spielen und sind selbst damit nicht klargekommen. Da muss ich auch alle unsere Rückraumspieler in die Verantwortung nehmen. Die Jungs müssen sich strecken wenn in den nächsten beiden Auswärtsspielen irgendetwas gehen soll“, so John. Nach einer recht ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der Pulsnitz ohne Scheu auch gern Führungstreffer markierte, wechselte John zu Beginn des zweiten Durchgangs seine Abwehrformation auf ein offensiv eingestelltes 3-2-1. Damit sollten vor allem die beiden Rückraumschützen Phillip Domko und Jens Mader, die für John „ideale Würfe brachten“, in Schach gehalten werden. Domko wollte John selbst gern vor dem Aufstieg in die Sachsenliga verpflichten, doch der Wechsel nach Görlitz kam zu seinem Bedauern nicht zu Stande. John: „Ich hatte damals geplant, ihn auf der Außenposition einzusetzen. Doch wenn ich sehe was er jetzt im Rückraum so anstellt dann hat er sich enorm weiterentwickelt.“ Seine Abwehrmaßnahme schien sich bezahlt zu machen, denn fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff führten die Gastgeber erstmals in dieser Partie mit drei Toren (19:16). Doch die Freude währte nicht lange – eben weil sich Pulsnitz mit Händen und Füßen zu verteidigen weiß. So blieb der Vorsprung der Görlitzer nur eine Momentaufnahme, der Aufsteiger sollte später selbst noch einmal führen. „Nach der kleinen Führung ließ die Konzentration und die Motivation, ordentlich Abwehr zu spielen, bei meinen Jungs etwas nach. Scheinbar hatten sich alle darauf eingestellt, dass Pulsnitz nun klein bei geben würde“, kritisierte John. In der Abwehr legte eine Mannschaft nun einmal den Grundstein für einen Sieg, „daran müssen wir arbeiten“, fügt der SV-Coach an. Letztlich konnte Schlimmeres noch abgewandt werden und es hat sich erneut gezeigt, dass hohe Siege keine Selbstverständlichkeit mehr in dieser Liga sind – auch gegen einen Tabellenletzten nicht.
Koweg spielte mit: Purschke, Matthieu (beide Tor), Noack, Vogt (2), Kuwano (5), Brendler (3), Rechner, Türkowsky (6/3), Besser-Wilke (8), Michel, Krause (1), Meißner, Masat (1), Vanek (3)
Spielfilm: 1:0 (1.), 2:3 (5.), 5:6 (10.), 6:7 (15.), 8:10 (20.), 11:11 (25.), 14:14 (30.), 19:16 (35.), 20:18 (40.), 22:21 (45.), 24:24 (50.), 26:25 (55.), 29:26 (60.)
Robert Eifler
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