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24/12/2019
Görlitzer Handballer noch nicht bereit für Aufstiege
Kowegs Handball-Abteilungsleiter Dirk Puschmann gibt dem scheidenden Männertrainer in einem Kritikpunkt recht. Von Frank Thümmler Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 23.12.2019 Die Bekanntgabe von Männer-Trainer Philipp Domko, seinen nach dieser Saison endenden Zwei-Jahres-Vertrag nicht zu verlängern, hat samt seiner Begründung dafür hohe Wellen geschlagen. Im SZ-Interview hatte er gesagt: „Damals (bei seiner Unterschrift) war das ganz klare Ziel, binnen zwei, drei Jahren in die Oberliga aufzusteigen. Das hat sich aus meiner persönlichen Sicht als nicht realistisch erwiesen, und ganz klar nicht aus sportlichen Gründen. Der Verein ist aus meiner Sicht strukturell und finanziell nicht auf einen Aufstieg eingestellt – leider.“ Außerdem antwortete er auf die Frage, ob ein wohl bevorstehender Aufstiegsverzicht Auswirkungen auf den Spielerkader – eine ganze Reihe Spieler hat Oberliganiveau – haben wird, etwas nebulös mit „Ganz klar – Koweg steht am Scheideweg“ beantwortet. Also alles schlecht bei Koweg? „Nein, bei Weitem nicht“, sagt Handball-Abteilungsleiter Dirk Puschmann, der dieses Amt seit Februar dieses Jahres innehat, bei den Vertragsgesprächen mit Philipp Domko also noch nicht dabei war. Kowegs Nachwuchsarbeit ist spitze Allein der Blick auf den Nachwuchs zeigt, welche Ausnahmestellung der SV Koweg Görlitz im Landkreis einnimmt. Mit einer Ausnahme (A-Junioren) spielen in allen Altersklassen Koweg-Mannschaften – vier Teams davon in der Sachsenliga. Die D-Juniorinnen stehen sogar an der Tabellenspitze – mit einer blütenweißen Weste (22:0 Tore, 441:146 Tore) und nicht etwa die Mannschaften der Handballhochburgen HC Leipzig, SC Markranstädt, Sachsen Zwickau oder HC Rödertal. Bei den C- und B- Juniorinnen und den B-Junioren spielen die Koweg-Teams in ihren Sachsenligen eine gute Rolle, in den anderen Altersklassen spielen sie auf Ostsachsenebene meist mit um den Titel und eventuell Aufstieg. Möglich ist all das nur, weil sich ganz viele Übungsleiter ehrenamtlich engagieren, den Jungen und Mädchen Handball auf hohem Niveau beibringen. Die tolle Nachwuchsarbeit von Koweg strahlt auch aus. Ein Beispiel: Kürzlich hat sich ein tschechischer Trainer bei Koweg gemeldet, um hier als Nachwuchstrainer mitzuwirken … Und der Verein will da noch was draufsetzen: „Wir wollen versuchen, mittelfristig bei Jungs und Mädchen mit den B-Junioren in der Mitteldeutschen Oberliga zu spielen, wie es jeweils vor einigen Jahren schon einmal war“, sagt Dirk Puschmann. Das große Ziel, leistungssportlichen Handball – also eine Karriere bis in die Bundesliga – in Görlitz zu ermöglichen, ohne dass die Kinder an eine Sportschule (zum Beispiel nach Leipzig) wechseln müssen, bestehe nach wie vor. Allerdings, so Puschmann, müssten dafür die Schulen mitspielen. „Wir brauchen eine Oberschule und ein Gymnasium mit sportlichem Profil, um die Quantität des erforderlichen Trainings zu ermöglichen. Wichtig wäre es auch, dass Hausaufgaben nicht von heute auf morgen aufgegeben werden und große Arbeiten langfristiger angekündigt werden, damit die leistungssportlichen Schüler Schule und Handball unter einen Hut bekommen. Wie nah dran am Anspruch, Spieler und Spielerinnen auch für die Bundesliga auszubilden, aber Koweg schon ist, haben Leonie Rösel und Victoria Grätz gezeigt, die ja neben ihren Einsätzen bei Kowegs Oberliga-Frauen auch in der A-Juniorinnen-Bundesliga in Rödertal mitspielten. Beide sind allerdings auch ein Beispiel dafür, wie schwer es für Koweg ist, die besten Talente auch für die Erwachsenenteams zu halten. Victoria Grätz stellt ihr Studium in den Mittelpunkt und hilft nur noch sporadisch aus, Leonie Rösel versucht, ihr Studium in Halle mit Handball in Görlitz unter einen Hut zu bekommen. „Die Talente in der Region zu halten, ist ein großes Problem“, sagt auch Dirk Puschmann. Aufstieg in zwei, drei Jahren? Trotzdem spielt Koweg Görlitz mit Frauen und Männern in der Oberliga und Sachsenliga um Aufstieg mit – mit Mannschaften, in denen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs dominieren bzw. eine entscheidende Rolle spielen. „Ich verstehe auch, wenn Sportler, die Meister werden, auch aufsteigen wollen“, sagt Dirk Puschmann. Aber er sieht seinen Verein noch nicht bereit dafür und gibt Männertrainer Philipp Domko recht, dass der Verein strukturell und finanziell dafür noch nicht eingestellt ist. Aber: „Wir wollen das angehen, und ich glaube, dass das in zwei, drei Jahren realistisch ist“. Die eine Seite sei die finanzielle. Man dürfe nicht vergessen, dass es auch eine Verantwortung gegenüber dem Gesamtverein gebe – mit acht Abteilungen neben dem Handball – und auch innerhalb der Abteilung – mit insgesamt 14 Mannschaften im Spielbetrieb. Für beide Aufstiege seien jeweils etwa 40.000 Euro bis 50.000 Euro mehr erforderlich, und die Abteilung müsse sich bei diesem Thema mehr einbringen. „Wir haben da auch Ideen, wie wir vorgehen wollen“, sagt Dirk Puschmann, der andeutet, den Blick auf der Suche nach potenziellen Sponsoren auch nach Polen und Tschechien zu richten. Auch potenzielle Großsponsoren stünden auf der Liste, wobei da oft ein Problem sei, dass entsprechende Entscheidungen eben nicht hier vor Ort gefällt würden. Wenn wir aber aufsteigen, soll das nachhaltig passieren. Wir wollen dann mittelfristig in der höheren Liga mitspielen“, sagt Puschmann. Dafür reiche derzeit auch der sportliche Unterbau nicht. Um wirklich voranzukommen, will der Abteilungsleiter die Arbeit auf mehr Schultern verteilen, gerade bei der Sponsorensuche, aber auch ein hauptamtlicher Nachwuchskoordinator wäre denkbar. Bleibt noch die Spielstätte. Die Jahnsporthalle ist für die Oberliga ausgestattet, für die Bundesligen (auch 3. Liga Frauen) müsste unter anderem eine zweite Anzeigetafel her, insgesamt müssten rund 25.000 Euro investiert, Gespräche mit der Stadt sind geführt. Aber auch so stößt die Halle an ihre Grenzen. Es gibt Spiele, da passen kaum noch alle Zuschauer rein. Eine Sonderbehandlung für die Sponsoren ist fast nicht möglich. Ein VIP-Raum fehlt. Eine große Lösung mit dem Bau einer Gegentribüne und Platz für VIP-Raum, Kraft-Raum (der momentan fehlt) und Wechselbänke wäre ideal. Das alles klingt noch ein wenig nach Zukunftsmusik. Dass Philipp Domko die Geduld dafür fehlt, bedauert Dirk Puschmann: „Es ist schade, dass er hinwirft. Vielleicht ist ihm vor seiner Unterschrift auch zu viel versprochen worden. Insgesamt ist es traurig, weil Philipp Domko für den Handball lebt.“ Vielleicht sollten Dirk Puschmann und Philipp Domko noch mal miteinander reden? Finde uns auf facebook... | Kalender
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