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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
12/09/2019
Drahtseilakt nach dem Meistertitel
Die Görlitzer Koweg-Handballerinnen gehen mit einem Minikader in die Saison. Ist trotzdem ein Podestplatz drin?

Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 12.09.2019


Was auf die Sachsenliga-Handballer von Koweg Görlitz zutrifft, gilt auch für die Viertliga-Handballerinnen des Vereins: Die Mannschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser, diese Saison könnte schon allein wegen des schmalen Spielerkaders ein Drahtseilakt werden. Auf der anderen Seite stehen im Kader Spielerinnen, die das Zeug zur Ligaspitze haben.

Das haben die Görlitzerinnen schließlich in der vergangenen Saison bewiesen, als sie umjubelte Meisterinnen der Mitteldeutschen Oberliga wurden. Allerdings waren die Feiern nicht ungetrübt – aus zwei Gründen: Der Verein hatte schon vor dem Saisonfinale – wie bei den Männern auch – den Aufstiegsverzicht bekannt gegeben. Die offizielle Begründung für diese Entscheidung wurde nachgereicht: fehlender Unterbau mit A-Juniorenteams und Talenten in den zweiten Mannschaften, deutlich erhöhte Kosten in den höheren Ligen (Fahrten, Schiedsrichter) und die Notwendigkeit, für die höheren Spielklassen die Kader auch personell zu verstärken und damit mehr Geld auszugeben. Es gelang nicht, entsprechende Zusagen von Sponsoren zu erhalten, sogar die bei Männern und Frauen so erfolgreiche vergangene Saison wurde mit einem Fehlbetrag abgeschlossen.

Der zweite Grund: Bei der Meisterfeier fehlte der Mann, der entscheidenden Anteil am Aufschwung des Görlitzer Frauenhandballs hat. Jörg Adam hatte die Mannschaft im Sommer 2010 nach einem Fast-Abstieg aus der Sachsenliga (vorletzter Platz) übernommen und Schritt für Schritt nach oben geführt. Sein Rezept: konsequent auf den eigenen Nachwuchs setzen, die jungen Spielerinnen weiterentwickeln und ihnen Einsatzzeiten geben, ihnen erfahrene Spielerinnen (auch aus Osteuropa) zur Seite stellen. Das Konzept ging auf: Einem Mittelfeldplatz in der ersten Saison folgten der Sachsentitel und Oberligaaufstieg 2012. Die Mannschaft etablierte sich in der vierten Liga, geriet nie in Abstiegsnöte und spielte eigentlich immer im vorderen Mittelfeld mit. In der vergangenen Saison war die Mannschaft dann ganz oben angekommen. Unter Jörg Adam gewann sie die ersten elf Spiele, führte die Tabelle im Februar klar an. Hinter den Kulissen aber tobte ein Streit um die Fortsetzung der Trainerarbeit für die kommende Saison. Der Verein hatte letztlich entschieden, dass Michael Schuller das Amt übernimmt, Jörg Adam die Saison als Trainer zu Ende führt. Der Streit eskalierte, am Ende beendete der Verein Anfang Februar die Zusammenarbeit mit Adam mit sofortiger Wirkung. Michael Schuller übernahm früher als geplant. Die Mannschaft wankte, aber sie fiel nicht, und rettete sich am Ende trotz großer Personalsorgen mit einem Punkt Vorsprung ins Ziel.

Das alles hat auch Auswirkungen auf die neue Saison, zumal vier wichtige Spielerinnen verabschiedet wurden. Die überragende Torhüterin Romy Klaus hat sich zurückgezogen, die zuletzt oft verletzte Jelena Bader und die Spielmacherin Lydia Wrzal wurden verabschiedet und auch das Kreisläufertalent Victoria Grätz hört wegen ihres beginnenden Studiums (mindestens vorerst) auf. Dem Verein ist es im Sommer nicht gelungen, die Lücken vollständig zu schließen, geschweige denn, die schon in der vergangenen Saison eigentlich zu dünne Personaldecke zu vergrößern. Auf der Torwartposition kehrt Anne Naumann nach ihrer Babypause zurück, Ex-Publikumsliebling Anne Neumann spielt nach ihrem beendeten Studium wieder für Görlitz und mit Sophia Rösler fand eine Spielerin des Oberliga-Absteigers Hoyerswerda den Weg nach Görlitz, auch wenn es da nach Auskunft von Trainer Michael Schuller noch einige Irritationen bezüglich ihres neuen Vertrages gab.

Andere Verpflichtungen sind jedoch gescheitert. Schuller, der selbst vor einiger Zeit die Hoyerswerdaer Frauen trainiert hatte, wollte die torgefährliche Laura Rosemann und Nadja Irmisch nach Görlitz locken. Eine Dresdnerin war zum Probetraining da und überzeugte. Und Jelena Bader, die viele Verbindungen nach Polen hat, sollte als Co-Trainerin gewonnen werden. Aus verschiedenen Gründen kam es aber nicht dazu. Und so gehen die Görlitzerinnen mit neun Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen in die Saison – viel zu wenig. Lücken, die zum Beispiel durch Verletzungen entstehen könnten, können nicht geschlossen werden. Die Mannschaft käme schnell an den Punkt, fast ohne Wechselspielerin antreten zu müssen. Konditionelle Nachteile in der Schlussphase jeder Partie, fehlende Alternativen, wenn eine Spielerin mal nicht die richtigen Lösungen findet, womöglich dauerhafte Unterzahl nach einem Spielausschluss (nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe) wären mögliche Folgen, abgesehen davon, dass auch das Training mit einem so kleinen Kader zum Problem wird. Trainer Michael Schuller hofft jetzt, dass die Verpflichtung einer polnischen Rückraumspielerin aus Poznan gelingt. In Notfällen hat sich die bewährte Anna Fursewicz bereiterklärt, auszuhelfen, Victoria Grätz zumindest vor dem Studienbeginn.

Aber es wird eine schwierige Saison. Ein wenig wurden die Probleme schon im ersten Spiel am vergangenen Sonntag in Niederndodeleben deutlich, auch wenn das 26:28 beim Vorjahresdritten kein Beinbruch und die spielerische Leistung toll war. Aber es wäre mit einer besser besetzten Bank mehr drin gewesen, zumal zwei Spielerinnen (Leonie Rösel und Kinga Lalewicz) fehlten. Die Vorbereitung lief aus Sicht von Trainer Michael Schuller angesichts der Umstände gut: „Wir haben vier Wochen lang an der frischen Luft viel für die Kondition gemacht, und auch die Ergebnisse bei Vorbereitungsturnieren waren gut.“ Koweg gewann ein Turnier mit Sachsenligisten in Bischofswerda, Wurde Zweiter in Bad Doberan und fuhr auch bei einem Turnier ausschließlich mit Drittligisten in Chemnitz einen Sieg ein. All das macht Mut: „Ich bin davon überzeugt, dass die jetzige Mannschaft das Potenzial für Platz drei bis sechs hat“, sagt Michael Schuller.

Einige Wünsche für die neue Saison will er aber nicht unerwähnt lassen. Schuller hofft, dass nach einem turbulenten Sommer endlich Ruhe einkehrt und er das Vertrauen vom Verein erhält, das notwendig ist, um sich auf Handball zu konzentrieren. Außerdem sucht die Mannschaft dringend nach einem/r Physiotherapeute(i)n, nachdem der bisherige aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. Und schließlich setzt Schuller gerade wegen der schwierigen Ausgangslage auf die Unterstützung der Fans. Sie werden mehr gebraucht denn je. Zum ersten Mal am Sonntag (17 Uhr) gegen den HC Burgenland.







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