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ABTEILUNGEN  Handball  1.Frauenmannschaft
24/08/2017
„Wir stehen vor einer Mammutaufgabe“
Jörg Adam, Trainer der Görlitzer Oberliga-Frauen, schätzt die Chancen auf den Klassenerhalt auf unter 50 Prozent. Er sagt auch, was Hoffnung macht.

Von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, Ausgabe vom 24.08.2017


Die Görlitzer Handball-Fans warten auf Meldungen, wie Ihre Koweg-Mannschaft die neue Saison angeht, ob vielleicht neue, starke Spielerinnen zum Team stoßen. Aber man hört nichts. Ein schlechtes Zeichen?

Bei Koweg haben wir mit unserem Frauenteam in den vergangenen Jahren oft im Fokus gestanden. Vielleicht ist es gar nicht mal schlecht, wenn es jetzt unsere Männer sind, zu denen ja einige Spieler zurückgekehrt sind. Uns steht erneut eine sehr schwierige Saison bevor. Das wird eine Mammutaufgabe. Ich schätze unsere Chancen auf den Klassenerhalt in dieser Saison auf unter 50 Prozent.

Warum so pessimistisch, nach erfolgreichen Jahren in der Oberliga?

Ich würde es eher realistisch nennen. Das hat alles mit den Entwicklungen in unserer Liga zu tun, die um zwei Mannschaften verkleinert werden soll, weshalb mehr Teams absteigen werden. Das gefällt uns zwar nicht, aber wir können daran nichts ändern. Dazu kommt, dass die Liga noch einmal deutlich stärker wird.

Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Die Pleite unseres letztjährigen Ligakonkurrenten HC Marienberg und des Erstligisten HC Leipzig spült im Endeffekt viele gute Spielerinnen zusätzlich in die Liga. Ein Beispiel: Aus Leipzig sind fünf Spielerinnen nach Rödertal gewechselt, die ihren Kader für die zweite Liga schon komplett hatten, jetzt aber in der Ersten Bundesliga spielen. Das bedeutet, dass fünf Zweitliga-Spielerinnen in der zweiten Mannschaft spielen werden. Überhaupt sind die zweiten Mannschaften ein Problem, weil unberechenbar. Einmal treten sie mit einem Spitzenteam an, ein anderes Mal gar nicht, wie in der vergangenen Saison geschehen. Der eine Gegner hat kaum eine Chance auf Punkte, der andere bekommt sie ohne Spiel am grünen Tisch. Insgesamt wird es definitiv schwerer zu punkten, zumal auch die Aufsteiger stark sind. Radeberg kooperiert schließlich mit dem Erstligisten Rödertal, und Oschatz hat Drittligaerfahrung und wird auch Leipziger Spielerinnen nutzen. Für die sind wir an der polnischen Grenze einfach zu weit weg.

Wie können Sie gegensteuern?

Nicht durch entsprechende Neuzugänge. Da spielen auch finanzielle Dinge eine Rolle. Um eine Verstärkung bemühen wir uns aber noch, ein 19-jährige tschechische Abiturientin. Damit das klappt, müssen wir für sie aber eine Arbeit finden. Sie spricht gut Deutsch, könnte im Handel, im Dienstleistungsbereich oder in der Kommunikation arbeiten. Wer eine Stelle hat, kann sich gern an uns wenden.

Kommen wie erhofft Spielerinnen aus den eigenen Reihen zurück?

Das ist leider nicht wie erhofft der Fall. Katarina Muras hat ihre Knieprobleme nicht überwinden können und muss ihre Karriere nun doch beenden. Lydia Wrzal benötigt nach der Geburt ihres Kindes etwas länger, als von ihr selbst erhofft. Und ganz bitter für uns ist, dass Jenny Kolewa nicht weitermachen will. Sie möchte kürzertreten, um mehr Zeit für ihr Kind zu haben. Wir haben alles versucht, um sie zu überzeugen, aber vergeblich. Damit fehlt uns eine erfahrene Führungsspielerin, die auch kämpferisch immer vorangegangen ist.

Also machen Sie aus der Not eine Tugend und geben der Jugend noch mehr Verantwortung?

Wir setzen jedenfalls unseren Weg diesbezüglich konsequent fort, unser eigenes Personal weiterzuqualifizieren. Mit Victoria Grätz ist ein weiteres Talent 16 Jahre alt geworden. Sie könnte mit ihrer Körpergröße eine starke Rückraumspielerin werden. Alle wissen, dass sie weiter zulegen müssen. Vor allem im athletischen Bereich gibt es deutliche Fortschritte. Wir haben länger und öfter trainiert. Die jungen Spielerinnen haben nach dem Ende der Saison im Frühjahr praktisch durchtrainiert, sich nicht nur athletisch, sondern auch taktisch und technisch verbessert. Die Früchte sieht man jetzt, und ich hoffe, dass wir das auch in die Punktspiele transportieren können.

Eingespielt müsste die Mannschaft ja sein.

Abgesehen davon, dass ja auch Yvonne Kurtycz, die sehr viel Einsatzzeit hatte, ihre Laufbahn beendet hat, ja. Schließlich kennen sich alle Spielerinnen schon eine Weile. Gleichzeitig ist das ein Problem. Und das liegt im zwischenmenschlichen Bereich. Alle Spielerinnen sind für sich zwar völlig o. k., aber die Zusammensetzung der Mannschaft ist von ihrer Struktur her schwierig. Wenn wir Erfolg haben wollen, muss es jedenfalls menschlich wieder stimmen, müssen vorhandene Gräben wieder geschlossen werden. Wir müssen dahin kommen, dass sich jede Spielerin wieder mehr mit ihrer eigenen Leistung beschäftigt. Ich weiß, dass das alles nur mit ganz viel Willen von allen geht. Aber es wird keine Alternative geben.

Bis zum ersten Punktspiel sind noch gut zwei Wochen Zeit. Was haben Sie noch vor?

Jetzt am Wochenende fahren wir wieder zu einem Turnier nach Berlin, das wir 2015 gewonnen und 2016 als Zweiter beendet haben. Und danach folgt unser Trainingslager in Österreich, wo wir auf starke Mannschaften treffen werden, bis hin zu Europapokalteilnehmern. Ich hoffe, gerade die jungen Spielerinnen sehen da Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr. Das würde Selbstvertrauen für das erste Punktspiel am 10. September geben.





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