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ABTEILUNGEN  Handball  1.Männermannschaft
14/12/2013
„Über 30-Jährige können nicht die Zukunft sein“
Matthias Wolf, Trainer der Sachsenliga-Handballer von Koweg Görlitz, ist ein halbes Jahr im Amt. Eine Zwischenbilanz.

Von Frank Thümmler, Sächsische Zeitung, Ausgabe 12.12.2013

Was hat der Philosophiewechsel bei den Sachsenliga-Handballern von Koweg Görlitz gebracht? Weg vom Hobby-Handball auf höchstem Niveau und hin zu knallhart leistungsorientiertem Sport – mit aller Konsequenz – höhere Trainingsquantität und -intensität, Setzen auf Spieler, die das wollen und können. Für diese Konsequenz steht und lebt der Neugersdorfer Matthias Wolf (62 Jahre), der die Mannschaft jetzt seit gut einem halben Jahr trainiert. Nach den zehn Spieltagen in diesem Kalenderjahr stehen 11:9 Punkte auf dem Konto. Vor einem Jahr waren es zum Jahreswechsel 12:12. Im SZ-Gespräch zieht Matthias Wolf eine Zwischenbilanz.

Vor der Saison haben Sie diese Spielzeit als Zwischensaison bezeichnet, wollten die Mannschaft umbauen, um danach den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Liegen Sie im Plan?

Bisher ist die Entwicklung in etwa zufriedenstellend. Ich trainiere die Mannschaft jetzt ein halbes Jahr. Sie ist neu zusammengestellt. Wir mussten drei Gruppen zusammenfügen: die 17- bis 19-Jährigen, die ich schon im Nachwuchsbereich hatte, die Alteingesessenen und die vier Tschechen in der Mannschaft. Das muss alles zusammenwachsen und geht nicht kurzfristig. Es war zu erwarten, dass es Leistungsschwankungen gibt. Wir sind mannschaftlich und spielerisch noch nicht stabil. Am Anfang habe ich viel Druck aufgebaut, um zu sehen, was rauskommt. Nach dem Einbruch in Radeburg, der einige Spiele nachgehallt hat, habe ich ihn wieder rausgenommen. Jetzt steht die Entwicklung der Mannschaft im Mittelpunkt, nicht jedes Ergebnis.

Hatten Sie gedacht, dass das alles schneller geht?

Dem Entwicklungstempo sind Grenzen gesetzt. Einige, auch junge Spieler, können nicht immer trainieren, haben Spätschichten, sind auf Montage oder wie Radim Vanek selbstständig. Das Trainingsvolumen ist beschränkt, und da kommt man eben nicht so schnell vorwärts. Es ist ganz einfach: Input gleich Output. Gutes Training, sowohl von der Anzahl her als auch der Qualität, bewirkt auch gute Leistungen in Spielen, wenn die Mannschaft kämpferisch an ihre Grenzen geht. Die letzten Spiele waren da eher zufriedenstellend. Obwohl die Verletztenliste lang ist.

Ist da Besserung in Sicht?

Es hat uns schon ganz schön hart getroffen. Jakub Mrklass, der eine zentrale Rolle spielen sollte, hat zum Glück keinen Kreuz-bandriss und wird in ein paar Wochen wieder zur Verfügung stehen. Marc Rechner fehlt mit einem Fingerbruch, Nachwuchsspieler Hannes Neumann, den ich heranführen wollte, mit Schulterproblemen. Kevin Mühlan wird sich wohl einer Knie-OP unterziehen müssen. Die Langzeitverletzten Kai Vogt und Philipp Domko werden im Januar wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Vor allem Kai Vogt in guter Form wäre eine echte Verstärkung.

Hatten Sie erwartet, dass die jungen Spieler schneller das Niveau der Mannschaft erreichen, es sogar bestimmen?

Ich bin tatsächlich nicht ganz zufrieden. Aber man darf nicht vergessen, dass diese Jungs zum großen Teil noch A-Jugendspieler sind. Sechs, sieben Spieler des Kaders spielen zum ersten Mal Männer-Sachsenliga. Ich glaube, dass sich die Jungs auswärts noch zu sehr von der Kulisse beeindrucken lassen, zu Hause ist der Erwartungsdruck, auch von außen, sehr groß. Insgesamt haben sie immer noch Probleme, sich gegen die körperlich starken Männer durchzusetzen. Das ist übrigens auch bei Einsätzen im Verbandsligateam oder im Training so. So richtig zufrieden bin ich nur mit Kreisläufer Gary Biele, der sich im Angriff wirklich gut durchsetzt, auch die körperlichen Voraussetzungen mitbringt. Aber er muss sich wie alle in der Abwehrarbeit verbessern, auch wenn er möglichst oft für die Abwehr ausgewechselt wird. Die Abwehr ist ein Problem der jungen Spieler, aber auch der gesamten Mannschaft. Bis auf Filip Chvalny haben wir keinen für diese Liga wirklich guten Abwehrspieler.

Bisher bekam Ihre Mannschaft im Schnitt 28 Gegentore. Werden die Torhüter zu oft allein gelassen?

Einerseits ja, andererseits sind sie ein Teil des Problems. Beide Torhüter haben eine Schwäche bei Würfen von den Außenpositionen, an der sie hart arbeiten, wo wir aber weitere Verbesserungen brauchen. Um diese Würfe auch aus spitzem Winkel zu vermeiden, müssen wir unsere Abwehr weit auseinanderziehen, was besonders in Unterzahl ein Riesenproblem ist. Die Lücken im Zentrum werden automatisch größer.

Vor der Saison haben Sie erklärt: Erstens entscheidet die Leistung und zweitens hat die Jugend einen Bonus. Wie groß ist der Vertrauensvorschuss?

Der Vertrauensvorschuss ist da, zumal sich diese Jungs in jedem Training zerreißen. Es müssen auch alle verstehen, dass es für Koweg keine Alternative gibt, wenn es weiter nach oben gehen soll. Über 30-Jährige, die aufgrund anderer Verpflichtungen zudem nicht so viel trainieren können, können nicht die Zukunft sein. Diese Spieler wissen das, helfen bei der Entwicklung der Jüngeren ungemein und stehen im Notfall auch für das Sachsenliga-Team zur Verfügung. Noch einmal: Wenn man mittelfristig in Görlitz höherklassig spielen will, geht das nur über den eigenen Nachwuchs. Hochklassige deutsche Spieler herzubekommen, wäre ganz schwer, weil sehr teuer. Lieber bieten wir dem eigenen Nachwuchs, der Talent und auch den Willen hat, eine Perspektive.

Geht der Umbau noch weiter? Auch Masat (37) und Vanek (35) sind schon deutlich über 30.

Richtig. Beide Spieler sind sicherlich über ihren Zenit. Sie bemühen sich sehr und sind im Moment auch sehr wichtig für die Mannschaft. Aber auf diesen Positionen muss im nächsten Jahr etwas passieren. Das wissen auch beide Spieler. Wenn wir aber neue Spieler holen, dann welche, die uns wirklich verstärken, die die Mannschaft in die Oberliga führen können.

Was ist in dieser Saison noch möglich?

Wir sind im Moment als Vierter der Anführer des Verfolgerfeldes der Dreier-Spitzengruppe. Diese Position wollen wir in jedem Fall verteidigen. Wichtiger ist mir aber, dass die Mannschaft sich weiterentwickelt. Ich hoffe, die Fans, die natürlich Siege sehen wollen, verstehen, dass ich weiter auf die jungen Spieler setzen werde. Einige mögen meinen, dass es besser sei, diese Spieler behutsam an das Team heranzuführen. Aber ich bin keine Freund von Behutsamkeit. Alle Erfahrungen zeigen, dass die Entwicklung von jungen Spielern viel schneller vorangeht, wenn sie sich so zeitig wie möglich mit den höheren Anforderungen auseinandersetzen, sich auf höherem Niveau durchsetzen müssen. Ich bin überzeugt davon, dass sich das langfristig für Görlitz auszahlt.


Bildunterschrift: Matthias Wolf in seiner typischen Denkerpose. Er hat genaue Vorstellungen, wie er seine Mannschaft in die Mitteldeutsche Oberliga führen kann – und setzt sie kompromisslos um. Foto: P. Wilhelm





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