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ABTEILUNGEN  Handball  1.Männermannschaft
17/09/2013
Es weht ein neuer Wind bei den Koweg-Männern.
Unter Trainer Matthias Wolf zählt nur noch Leistung. Für Kompromisse ist er nicht bekannt.

von Frank Thümmler
Sächsische Zeitung, 17.09.2013


Alles neu bei den Sachsenliga-Handballern des SV Koweg Görlitz. Natürlich sind im Vergleich zur Vorsaison noch eine ganze Reihe Spieler geblieben, aber der Trainerwechsel vom immer auf Ausgleich bemühten Carsten John hin zu, Leistungssport gewohnten, Matthias Wolf verändert für die Koweg-Männer fast alles. „Mein erster Satz zur Mannschaft war: Ich bin kein Freund der Spieler“, sagt der 62-Jährige. Ein Satz, der seinem Vorgänger nie über die Lippen gekommen wäre und der für Wolf mehr als nur ein paar gesprochene Worte ist. Er ist verbunden mit einem ganz anderen, viel höheren Anspruch an den Handball, weg vom hochklassigen Hobbysport hin zu Leistungssport.

„Jeder Spieler kann jeden Tag trainieren. Die jungen, die ich schon seit drei Jahren betreue, kennen das gar nicht anders. Von den älteren verlange ich, dass sie prüfen, was neben Beruf und Familie zusätzlich möglich ist. Von denen, die weniger da sind, etwa den Tschechen oder den beruflich Verhinderten, erwarte ich, dass sie ihr Training intensivieren“, sagt Wolf. Der Neugersdorfer, der früher selbst in der DDR-Handballnationalmannschaft gespielt und jahrzehntelange Erfahrung als Trainer auf höchstem Niveau, vor allem auch im Nachwuchsbereich, hat, sagt: „Das ist der einzige Weg, wenn du nach oben willst.“

Diese Saison ist für ihn dabei ein Zwischenjahr. „Das wird ein Tanz auf des Messers Schneide. Einerseits wollen wir die Tabellenposition der vergangenen Saison verbessern, andererseits will ich eine ganze Reihe 18- und 19-Jährige ins Team einbauen.“ Mit diesen Jungs (Tim und Tom Baugstatt, Richard Köhler, Kevin Mühlan) hat Wolf in den vergangenen drei Jahren zusammengearbeitet, mit ihnen als B-Jugend in der Mitteldeutschen Oberliga gespielt und mit ihnen als Juniorteam (verstärkt durch Gary Biele und den erfahrenen Robert Meißner) den Meistertitel in der Ostsachsenliga gewonnen. Jetzt sollen diese jungen Spieler in der Sachsenliga mehr als nur mithalten, trotz teilweise körperlicher Nachteile und noch mangelnder Erfahrung. „Ich wünsche mir, dass die Zuschauer diesen Jungs gegenüber etwas Geduld aufbringen. Sie sind die Zukunft des Görlitzer Handballs. Und hinter ihnen lauern schon die nächsten, zum Beispiel Hannes Neumann“, sagt der Trainer. Er rechnet damit, dass es etwas dauert, bis sich diese Spieler in der neuen Liga zurechtfinden. Aber: An körperliche Präsenz der Gegenspieler haben sie sich auch schon in der vergangenen Saison in der Ostsachsenliga gewöhnen können. Und die Erfahrungen im deutschen Spitzenhandball, die Wolf teils selbst gemacht, teils genau beobachtet hat, zeigen, dass es für die Entwicklung der jungen Spieler am besten ist, wenn sie frühzeitig an das höhere Niveau herangeführt werden. Diese Philosophie verfolgt Wolf auch in der Vorbereitung auf eine Saison. In diesem Sommer standen viele Testspiele gegen oftmals höherklassige Konkurrenz an, teilweise sogar gegen Drittligisten. Ergebnisse interessieren Wolf dabei nur zweitrangig, auch wenn es in diesen Vergleichen schon Teilerfolge gab. „Aber nur in diesen Spielen können sich die Spieler an das höhere Tempo und die noch größere körperliche Gegenwehr gewöhnen“, erklärt Wolf.

Sein Führungsstil ist definitiv nichts für Mimosen. Wolf redet immer Klartext: „Kumpanei zu einem Spieler gibt es bei mir nicht. Disziplin steht an erster Stelle. Und es werden alle Dinge knallhart auf den Tisch gelegt. Meine Erfahrung sagt mir: Wer das nicht aushält, hat in einer leistungsorientierten Spielklasse nichts zu suchen.“ Wer seinen Trainer nicht aushalte, wie solle der erst bei einer fanatischen, feindlich ausgerichteten Kulisse bestehen. „Für mich gelten zwei Prinzipien: Erstens: Die Leistung entscheidet. Und zweitens: Die Jugend hat einen Bonus“, erklärt Wolf.

An die harte Kritik nach Fehlern müssen sich die Spieler (bis auf die, die ihn schon länger kennen), sicher gewöhnen. Dabei verzeiht Wolf auch Fehler: „Fehlwürfe passieren jedem. Ich werde aber fuchsteufelswild, wenn Dinge, die wir besprochen hatten, dann nicht umgesetzt werden.

Am ersten Spieltag bei der Spielgemeinschaft DHfK Leipzig/Delitzsch am vergangenen Sonnabend war das so. „Das Ergebnis 27:30 war mit unserer jungen Mannschaft gar nicht so schlecht, auch mit dem Spiel war ich insgesamt gar nicht so unzufrieden. Aber wir hätten gewinnen können, wenn wir uns an alles gehalten hätten, was wir besprochen hatten“, erklärt Wolf. Da haben die eigentlich stark spielenden Torhüter zu riskante Konterpässe gespielt, da sind einfache Abwehrfehler unterlaufen, und, und, und. Man kann sich sicher sein: Die Spieler haben die erste Kritik des Trainers schon knallhart auf die Schnitte geschmiert bekommen. Aber wo bleibt der Spaß? „Man kann nur gut spielen, wenn man auch Spaß am Handball hat. Am meisten Spaß macht es aber immer noch vor voller Kulisse mit toller Stimmung zu gewinnen, besonders auswärts“, sagt Wolf. Am Sonntag (Beginn 17 Uhr) gegen Zwönitz soll der erste Sieg errungen werden – zu Hause vor voller Kulisse mit toller Stimmung.

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Koweg geht für Erfolg ins Risiko

Auf ein Wort – von Frank Thümmler (SZ)

Der Schlachtplan für die Koweg-Männer ist klar: Trainieren fast wie Profis, den starken eigenen Nachwuchs ins Team einbauen und spätestens in zwei Jahren hoch in die vierte Liga. Dass die Görlitzer auf den anderen möglichen Weg dahin (zwei, drei überragende Spieler einkaufen und finanzielles Risiko gehen) verzichten, ist löblich. Aber auch der jetzt gewählte Weg ist keiner ohne Risiko. Die Entscheidung weg vom Hobbysport unter „Wohlfühl-Trainer“ Carsten John hin zum knallharten, leistungsorientierten Sport unter „Null-Kompromiss-Trainer“ Matthias Wolf birgt die Gefahr, dass einige Spieler diesen Weg nicht mitgehen, weil sie sich zwischen Beruf und Familie auf der einen und Handball auf der anderen Seite entscheiden müssen. Auch für die jetzt noch jungen Enthusiasten stellt sich diese Frage irgendwann einmal. Bleibt der schnelle Erfolg aus, kann Aufbruchstimmung ganz schnell umschlagen. Und: Die finanzielle Entwicklung des Vereins muss mit der sportlichen Schritt halten. Wie Profis trainieren und wie Amateure verdienen funktioniert nicht lange.






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