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ABTEILUNGEN  Handball  1.Männermannschaft
02/02/2013
"Von Träumen müssen wir uns erstmal verabschieden."
Abstiegs- statt Medaillenkampf – Carsten John, Trainer der Görlitzer Koweg-Handballer, nennt die Gründe.

von Frank Tümmler (Sächsische Zeitung, 29.01.2013)

Was ist nur mit den Koweg-Handballern los? Das fragen sich die Handballfans des Landkreises. Nach dem souveränen Aufstieg aus der Verbandsliga, Platz fünf und vier in den beiden ersten Sachsenligajahren sollte in dieser Saison der Sprung auf einen Medaillenplatz her. Mittelfristig war sogar der Aufstieg in die Mitteldeutsche Liga angepeilt. Jetzt aber haben die Koweg-Männer 12:18 Punkte auf dem Konto, haben nach vier Niederlagen in Folge nur noch fünf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Trainer Carsten John (41) spricht im SZ-Interview über die Gründe, die Aussichten und das, was Hoffnung macht.

Herr John, warum läuft es in dieser Saison bei den Koweg-Männern nicht?

Das lässt sich nicht in zwei Sätzen beantworten. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, ohne dass es eine Rangfolge unter ihnen gibt.

Trotzdem, einen zentralen Punkt muss es geben.

Das ist sicherlich die schlechte Trainingsbeteiligung, mit der höhere Ziele einfach nicht erreicht werden können. Und dafür, dass wir zum Training oft nur mit sechs, sieben Spielern dastehen, manches Training sogar ausfallen lassen müssen, können die Spieler nicht einmal etwas. Da haben sich Arbeitsbedingungen geändert. Manch ein Spieler wie Sebastian Scholze oder Marc Rechner stehen plötzlich im Schichtbetrieb, unsere Polizisten sowieso. Radim Vanek hat sich mit einem kleinen Baubetrieb selbstständig gemacht, muss viel selbst ran und hat Rückenprobleme. Und dann kommen die vielen Verletzungsprobleme hinzu.

Haben Sie in der Vorbereitung zu hart trainieren lassen?

Die Frage habe ich mir natürlich auch schon gestellt. Aber nein, das ist nicht die Ursache für die Verletzungen. Um ein paar Beispiele zu nennen: Sebastian Scholze hat sich im Training am Ellenbogen verletzt, ein Unfall. Philipp Domko hat sich zu Hause das Knie verdreht und dann die Schulter selbst übertrainiert. Jetzt wird er zweimal operiert. Und Kai Vogt hat schon immer Knieprobleme, die jetzt immer schlimmer geworden sind. Am Wochenende hat er es noch einmal versucht. Aber so wie es aussieht, geht es diese Saison nicht mehr.

Selbst bei gelungen Aktionen, Freude in den Gesichtern Ihrer Spieler sieht man schon lange nicht mehr. Ist der Druck zu groß?

Vielleicht waren es eher die eigenen Ansprüche. In den vergangenen drei Jahren war es immer bergauf gegangen. Dann kassierst du zu Saisonbeginn zwei Niederlagen, schaust immer wieder auf die Tabelle und verkrampfst mit jeder Niederlage immer mehr. Dazu kommt die unbefriedigende Trainingssituation. Es ist klar, dass man irgendwann auch den Spaß verliert. Man darf nicht vergessen: Handball ist für die meisten nur das Hobby.

Rein sportlich – wo sind die Hauptprobleme?

Eindeutig im Rückraum. Da waren wir vor der Saison davon ausgegangen, auf allen Positionen doppelt gut besetzt zu sein. Aber Domko und Vogt sind verletzt, bei Vanek ist die Trefferquote sicherlich wegen seiner Rückenprobleme deutlich nach unten gegangen, Türkowski steckt im Formtief und Kuwano wirkt oft mental zu langsam. Zuletzt war er wieder 40 Minuten nicht zu sehen, ist erst danach förmlich explodiert. Masat fehlt die Torgefährlichkeit und von Mrklass hatten uns wir mehr versprochen. Er hat aber am Sonntag zumindest gezeigt, dass er ein Rohdiamant ist, der geschliffen werden muss.

Gibt es auch etwas, das Hoffnung macht?

Ich will nichts schönreden, aber wir werden die Flinte nicht ins Korn werfen, auch noch ein paar Spiele gewinnen und die Saison vernünftig zu Ende bringen. Grund zur Hoffnung macht die Jugend. Wir haben bereits vier Spieler aus dem Juniorteam eingesetzt, und sie haben nicht enttäuscht. Wir werden deshalb auch ab sofort etwas ändern. Das Juniorteam trainiert einmal pro Woche mit uns, die Spieler, die am Wochenende bei mir eingesetzt werden sollen, sogar die ganze Woche über. Das hilft auch uns bei der Trainingsbeteiligung, und wir können endlich wieder mal taktische Dinge trainieren.

Was passiert nach dieser Saison? Gibt es personelle Konsequenzen?

Unser Blick geht tatsächlich bereits voraus. Es ist schon jetzt fast klar, dass in der kommenden Saison Matthias Wolf und ich auf der Trainerbank sitzen werden. Und es wird personelle Veränderungen im Kader geben. Eine Bedingung für Sachsenliga-Handball muss sein, dass entsprechend oft trainiert werden kann. Das geht einfach nicht anders, wie diese Saison beweist. Was unsere ausländischen Spieler betrifft, ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob sie in der neuen Saison wieder bei uns spielen werden. Es ist gut möglich, dass sie ein weiteres Jahr bleiben.

Mit dem Juniorteam in der Hinterhand: Was für ein Görlitzer Team soll es künftig werden – ein verstärktes mit Görlitzer Gesicht oder ein reines Görlitzer?

Ich gebe gern zu, dass es mein Traum ist, mit einem Team aufzulaufen, das ausschließlich aus Spielern aus Görlitz und Umgebung besteht. Ich bin überzeugt davon, dass die Zuschauer so etwas am Liebsten sehen würden. Nächstes Jahr wäre das aber noch zu zeitig. Die beiden Verbandsliga-Aufsteiger werden sehr stark sein, und nur mit unseren Spielern hätten wir da wohl kaum eine Chance.

Vor dieser Saison hieß es noch: Dieses Jahr ein Podestplatz, dann greifen wir den Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga an. Ist das mittelfristige Ziel noch aktuell?

Ich glaube, dass wir uns von diesen Träumen verabschieden müssen. Die aktuelle Mannschaft hat gezeigt, dass sie keine Chance hat, diesen Schritt zu gehen, zumindest, wenn sie nicht ständig zusammen trainiert. Auch kommen einige Leistungsträger in ein Alter, wo dieser Schritt noch einmal schwerer wird. Ich glaube, wir müssen da auf die neue Generation hoffen, aber noch eine Menge Geduld haben.





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